Lieber Mensch als Maschine

Viele Deutsche wünschen sich einen menschlichen Berater – und keinen Algorithmus, der ihre Finanzen plant. Auch die junge Generation bevorzugt etablierte Anbieter.

Der Roboter als Berater?

Kollege Roboter wird wohl nicht so schnell den menschlichen Vermittler ersetzen – auch wenn es nach dem Wunsch vieler Deutscher geht. Eine aktuelle Statista-Umfrage mit über 3.000 Teilnehmern ergab, dass für 49 Prozent Finanztipps vom Algorithmus „nicht infrage“ kommen. 24 Prozent können sich dagegen eine künstliche Intelligenz als Berater vorstellen, 13 Prozent haben schon einen benutzt. Allerdings haben nur sechs Prozent davon in den vergangenen zwölf Monaten Gebrauch gemacht. Die übrigen 14 Prozent antworteten mit „weiß nicht“. 

Trotz der großen Ablehnung zeigt die Umfrage aber auch, dass der Robo-Advisor noch Potential mindestens bei den Unentschlossenen hat. Der Statista Digital Market Outlook geht davon aus, dass das Anlagevolumen von automatisierten Online-Portfolios bis 2025 auf rund 35 Milliarden Euro steigen könnte. In Ländern wie China, Indien und Russland ist der Anteil dieser Anlagen bei über 30 Prozent. 

Junge Menschen wollen persönliche Beratung

Darüber hinaus wollte Senacor, Dienstleistungsunternehmen für Business-IT-Transformationen, wissen, wie sich junge Menschen digital absichern. Im vergangenen Sommer wurden deshalb dazu 1.000 Deutsche zwischen 18 und 29 Jahren befragt. Dabei zeigte sich die digitalaffine junge Generation bei Versicherungsthemen recht konservativ: So bevorzugen 61 Prozent der Befragten einen etablierten Anbieter bei Versicherungen. 54 Prozent würden auch bei einem Direktversicherer abschließen. Insurtechs dagegen kommen nur auf magere elf Prozent.

Wichtig ist der Hälfte der jungen Menschen in der Befragung vor allem das Preis-Leistungsverhältnis und eine verständliche Sprache, etwa in den Versicherungsbedingungen. Darauf folgen in sehr kleinen Abständen Transparenz (42 Prozent), persönliche Beratung (41 Prozent) und niedrige Kosten etwa bei Provisionen (39 Prozent).

Außerdem stuft fast die Hälfte (49 Prozent) Versicherungen als „wichtig“ ein und nur zwei Prozent als „unwichtig“. 45 Prozent wurden dabei das erste Mal von den Eltern versichert; viele Befragten gaben an, sich auf die Ratschläge ihrer Familie zu verlassen. 

Miteinander statt gegeneinander

Aber müssen Vermittler in Zukunft mit automatisierten Prozessen und Robo-Advisoren um Kunden kämpfen? Walter Capellmann, Hauptbevollmächtigter der DELA Lebensversicherungen, sieht in künstlicher Intelligenz vielmehr eine Ergänzung und eine Bereicherung für die Versicherungsbranche.

In seinem Beitrag schreibt er, dass automatisierte Prozesse Vermittler vor allem im Bereich Beratung sowie Vertrieb unterstützen und dabei den Bedarf des Kunden analysieren sollen. Denn eine vielfach gewünschte persönliche Beratung und zwischenmenschliche Empathie kann eine künstliche Intelligenz (noch) nicht ersetzen, findet Capellmann.

Titelbild: ©oneinchpunch/stock.adobe.com