Das geht doch höflicher: Kollegen-Elefanten im Porzellanbüro

Kollegen-Elefant
Kollegen-Elefant

Manchmal meint man es gut mit der Lieblings-Kollegin oder dem netten, neuen Kollegen. Aber gut gemeint ist nicht immer gut gemacht. Und manche schnell dahingesagte Sätze tun den Kollegen und Kolleginnen richtig weh. Zurückholen kann man sie dann natürlich nicht mehr. Bestimmte Sätze gehören deshalb vorab auf den persönlichen Index, um kein Kollegen-Elefant zu sein.

„Du siehst aber schlecht aus“

Ja, der Satz liegt nahe, wenn einen von der anderen Seite des Doppel-Schreibtisches traurige Augen aus tiefen Augenhöhlen anschauen. Aber auch wenn wir Mitgefühl zeigen wollen mit dem Satz, trifft man sein Gegenüber damit bis ins Mark, denn er oder sie fühlt sich jetzt noch schlechter, weil er jetzt weiß, dass auch noch alle sehen, dass er schlecht aussieht.

Besser: Einfach neutral fragen, wie es dem Gegenüber geht. Besteht Gesprächsbedarf, wird derjenige schon von sich aus etwas sagen.

„Das sieht man dir gar nicht an“

Die Situation: Der Kollege oder die Kollegin klagen darüber, wie sehr sie unter etwas leiden: Sei es Migräne oder auch ein persönliches Problem. Wer dann hört, dass man das ja gar nicht sähe, fühlt man sich (natürlich) nicht ernstgenommen. Wie auch? Man entscheidet sich, seinen Schmerz nach außen zu tragen und scheitert ganz offensichtlich damit, weil man es dem Betroffenen nicht ansieht.

Besser: Einfach verbal anerkennen, dass der Andere sich nicht gut fühlt – da reicht schon ein Satz wie „Es tut mir leid, dass Du nicht gesund bist”. Das spendet Kraft und Unterstützung – und zeigt die Empathie des Gesprächspartners.

„Ich weiß, wie du dich fühlst“

Nein, niemand weiß, wie jemand anderes sich fühlt. Selbst wenn man ähnliche Probleme durchgemacht oder Erfahrungen gesammelt hat, fühlt das Gegenüber vielleicht etwas ganz anderes in einer vergleichbaren Situation.

Besser: Wenn man meint zu glauben, wie der andere sich fühlen könnte, dann hört man am besten zu. Natürlich kann man im Laufe des Gesprächs einfließen lassen, dass man eine ähnliche Erfahrung gemacht hat. Wenn Interesse an einem Austausch besteht, wird der andere das schon äußern.

„Man sieht Dir Dein Alter gar nicht an”

Natürlich ist das als Kompliment gemeint. Aber dieser Satz sagt nichts aus. Denn wer im Leben viel gelacht hat, der möchte vielleicht gerne, dass andere die Lachfältchen sehen. Wer viel draußen war, möchte seine Pigmentflecken gerne zeigen.Mit dem Alter kommen Erfahrungen, Erfolg, manchmal auch Ratlosigkeit und Kummer, aber vor allem bei den meisten immer der Stolz, ein tolles Leben gelebt zu haben. Und das dürfen andere auch sehen!

Besser: Wer ein Kompliment machen will, der wird viele Anknüpfungspunkte finden. Augen, Haare, Mund, Kleidung, Sprache, Witz, Auftreten, Elan – was auch immer: Alles eignet sich besser zum Kompliment als das Alter, das man vermeintlich nicht sieht.

„Ich habe gerade keine Zeit”

Natürlich ist es legitim, sich einem Gespräch zu verweigern, weil es gerade zeitlich nicht passt. Aber in der direkten Aussage, dass man keine Zeit habe, schwingt natürlich die Aussage mit, dass man keine Zeit für diese eine Person habe. Denn für etwas anderes, wichtigeres hat man ja offensichtlich Zeit – und sei es der Chef, der eine Aufgabe erledigt wissen will. Das kann schnell dazu führen, dass der Gesprächspartner sich zurückgesetzt fühlt.

Besser: Eine konkrete Alternative anbieten – das kann ein Telefonat in 60 Minuten sein oder die Einladung zu einem gemeinsamen Bier am Abend.

„Wow, du hast ja abgenommen!“

Es ist wirklich nett gemeint, wenn man jemanden zeigt, dass eine manchmal ja wirklich bemerkenswerte Leistung wie das Abnehmen auch gewürdigt wird. Aber natürlich schwingt bei diesem Satz immer die Aussage mit, dass man die Person vorher doch auch recht moppelig fand und das Abnehmen auch dringend notwendig war..

Besser: Neutral bleiben – Sätze wie „Gut schaust Du aus” bringen wertfrei zum Ausdruck, dass jemand mit dem neuen Look besser ankommt und zeigt, dass man die positive Veränderung durchaus auch positiv wahrgenommen hat.

„Für dein Alter bist du echt noch fit!“

Natürlich ist auch diese Aussage freundlich und nett gemeint, aber das Lob ist eingeschränkt und abgewertet, weil man eben nur im Vergleich zu Gleichaltigen fit aussieht. Das gilt für alle vergleichenden Bezüge, die immer einen negativen Touch kriegen.

Besser: „Du bist echt fit” ist ein tolles Kompliment. Mehr braucht es nicht.

Titelbild: © Jacob Lund/stock.adobe.com