Deathly Disney: Wie Trickfilme mit dem Tod konfrontieren

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1923 gründet Walt Disney sein gleichnamiges Unternehmen, dass 100 Jahre später auf Platz 36 der Forbes Liste der weltweit größten Unternehmen landete. Kein Wunder, denn aus den Top zehn weltweit erfolgreichsten Filmen, gehören sechs Filme zur Walt Disney Company. Doch lange bevor sich die Walt Disney Studios als, mit Abstand größtes Filmstudio, positionieren konnten, sicherten sie sich einen Platz im Herzen unzähliger Kinder und Erwachsener. „Ach Disney …“, werden viele Erwachsene mit einem nostalgisch, verträumten Seufzen sagen und dabei an die ganz alten Zeichentrickfilme denken. Doch die Kinderfilme haben bei genauer Betrachtung nicht nur eine hohe Sterberate, sondern thematisieren Sterblichkeit im Allgemeinen sehr intensiv. Ironisch, da gerade Erwachsene den Tod als Tabuthema handhaben.

Der Stein der Waisen

Disneys erster Film, „Schneewittchen und die sieben Zwerge“, ist der erste von vielen Filmen, die ein sehr spezifisches Thema aufgreifen: tote oder verschwundene Eltern. Schneewittchens Mutter ist verstorben und wurde durch eine böse Stiefmutter ersetzt. Und auch Bambis Mutter wird bei Filmbeginn von einem Jäger getötet. Jeweils mindeste ein Elternteil von Mogli, Ariel, Simba, Tarzan, Lilo, Kuzco, Nemo, Quasimodo oder von Elsa und Anna sterben oder verschwinden zum Anfang des Films oder vor Beginn der Handlung.

Das sind auffällig viele und unlängst nicht alle Beispiele. Insgesamt sind es 56 Filme, in denen der Hauptcharakter verwaist oder von nur einem Elternteil aufgezogen wird. Doch woran liegt das? Einige sehen einen Zusammenhang zu Walt Disneys persönlicher Familiengeschichte. Seine Mutter starb ein Jahr nach der Veröffentlichung von Schneewittchen. Auch wenn nicht gänzlich ausgeschlossen ist, dass Walt Disney über seine Filmhandlungen mit diesem Ereignis umzugehen versucht, spricht dennoch einiges dagegen. Weitere Filme nach diesem Schema, wie etwa Bambi, waren zum Zeitpunkt des Todes seiner Mutter bereits fertiggestellt.

Außerdem beziehen sich viele der Geschichten auf Material, das bereits viel früher entstanden ist. Und genau hier liegt der Hund, beziehungsweise die Mutter, begraben.

Viele dieser Märchen und Geschichten stammen aus einer Epoche, in der es nicht selten war, dass die Mutter bei der Geburt stirbt.

Oft haben Väter dann erneut geheiratet, was auch die Stiefmütter erklärt. Zusätzlich ist die Abwesenheit der Eltern auch extrem vorteilhaft, um eine Handlung voranzutreiben. Der Hauptcharakter muss sich den Herausforderungen des Lebens stellen, ohne die Hilfe und den Schutz beider Eltern.

Das verdiente Schicksal?

Jede große Story hat einen Bösewicht. Das ist auch in Disney-Filmen selten anders. Manche von ihnen geben ihre finsteren Pläne fortlaufend auf, es gibt jedoch einige, die sich nicht einsichtig zeigen. Grausige Todesszenen sind nicht das Erste, womit Disney in Verbindung gebracht wird. bei genauerer Betrachtung stecken in diesen Kinderfilmen jedoch einige unschöne Schicksale:

Es beginnt bereits mit den frühen Zeichentrickfilmen. Der Schurke Clayton aus Tarzan, der für den Tod von Tarzans Ziehvater Kerchak verantwortlich ist, findet seinen Tod durch Erhängen in Lianen. Auch wenn sein Körper nicht gezeigt wird, ist dennoch der Schatten seines baumelnden Körpers zu sehen.

Ursula, die böse Hexe aus Arielle, vergrößert sich unfairerweise für den finalen Kampf und wird prompt dafür bestraft, indem ein Schiff sie durchbohrt.

Der weniger bekannte 25. Disney Film – „Taran und der Zauberkessel“ – war der erste Disney-Film, der in den USA ein „PG“ Rating erhielt. Das bedeutet, dass kleine Kinder den Trickfilm nur in Begleitung der Eltern sehen sollte. Grund dafür ist die Armee von untoten Skeletten, die den Helden aufspießen wollen. Am Ende ist es jedoch ihr Anführer, der gehörnte König, dem die Haut vom Körper gezogen wird.

Ein anderer Animationsstil – nicht minder grausige Tode. Auch die computeranimierten Filme haben einige Schurken, die auf unangenehme Art das Zeitliche segnen: Syndrome wird in „The Incredibles“ von einer Flugzeugturbine zerfetzt. Der schwarze Humor dahinter überwiegt natürlich im Moment des Betrachtens. Es ist dennoch kein schönes Schicksal. Die böse Stiefmutter in „Rapunzel – neu verföhnt“ findet ihr Ende, weil sie ohne die Zauberkraft von Rapunzels Haaren sehr schnell altert und schließlich zu Staub zerfällt – während sie auch noch aus dem Fenster des Turms fällt – doppelt hält wohl besser. Die fiese Heuschrecke in “Das große Krabbeln” wird zum Snack für junge Vogelbabys. Dem Zuschauer wird dabei das Letzte, was die Heuschrecke sieht nicht vorenthalten: hungrige Schnäbel.

Happy but Ending …

Es ist gleichermaßen schockierend wie faszinierend: So viele Tode in diesen schönen Kinderfilmen. Wer viele davon vergessen oder verdrängt hat, aber nochmal genauer hinsehen will, muss nicht alle Filme nochmal durchschauen. Ein Video zeigt beispielsweise alle Szenen – egal, ob Eltern, Helden oder Bösewichte.

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Und letztendlich wird eins ganz deutlich: Der Tod ist für alle unumgänglich. Selbst Disney-Charaktere. Darüber zu sprechen und vorzusorgen ist essentiell, denn nicht immer gibt es auch ein Happy End.

Titelbild: © satur73/stock.adobe.com