Demografischer Wandel: Der große Graben

Demografischer Wandel: Der große Graben

Die deutsche Bevölkerung altert. Dabei gibt es je nach Region ein deutliches Gefälle. Was bedeutet das für Vermittler?

Deutschland altert

Dass die Bevölkerung Deutschlands seit Jahren stetig altert, ist längst kein Geheimnis mehr. Erst kürzlich teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) in Wiesbaden mit, dass bis 2035 wesentlich mehr Menschen ins Rentenalter eintreten als bisher. Zwischen 2020 und 2035 soll ihre Anzahl von 16 Millionen auf rund 20 Millionen steigen, was ein Plus von rund 22 Prozent bedeuten würde. Das berichtete die Behörde nach Ergebnissen einer mittelfristigen Bevölkerungsvorausberechnung.

Besonders stark soll diese Veränderung im Westen vonstattengehen. Innerhalb der nächsten 15 Jahre sieht Destatis eine Zunahme der Menschen im Rentenalter um 25 Prozent voraus. Im Osten sind es 13 bis 14 Prozent. Aufgrund dieser Entwicklungen nimmt Destatis an, dass im Jahr 2035 etwa ein Viertel der westdeutschen Bevölkerung (24 Prozent) 67 Jahre und älter ist. Im Osten war dies bereits im Jahr 2020 der Fall, bis 2035 sind es dort 28 bis 29 Prozent – soweit jedenfalls die Prognose.

Schnelleres Altern im Osten

Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hat dieses Gefälle genauer untersucht – wo altern die Deutschen am schnellsten, wo am langsamsten? Dem GDV zufolge ist die deutlichste Alterung in der thüringischen Stadt Suhl zu beobachten. Über ein Drittel der Einwohner haben das 65. Lebensjahr überschritten. Zum Vergleich: Im Jahr 2000 waren es noch 15,4 Prozent gewesen. Wo zu DDR-Zeiten noch 56.000 Menschen lebten, sorgten Abwanderung und demographischer Wandel für einen Einwohnerverlust von etwa 40 Prozent. „Suhl hatte nach der Wende mit einem dramatischen Abbau von Arbeitsplätzen zu kämpfen“, zitiert der GDV den SPD-Politiker Frank Ullrich, der die Region im Bundestag vertritt.

Go West

Das 100 Kilometer von Suhl entfernte Bamberg ist das genaue Gegenteil. Hier beträgt der Anteil der Bürger im Rentenalter weniger als 20 Prozent und schrumpfte innerhalb der letzten 20 Jahre sogar. Eine Leistung, die vier von 401 Kreisen innerhalb der Bundesrepublik vollbrachten. „Die Achse Bamberg — Erlangen ist eine Boomregion“, erklärte der örtliche Bundestagsabgeordnete Thomas Silberhorn (CSU). „Junge Leute bleiben oft nach ihrem Studium hängen.“

Unter diesem Link stellt der GDV eine detaillierte Karte der verschiedenen Geschwindigkeiten des Alterns innerhalb Deutschlands zur Verfügung.

Deutsche unterschätzen Rentendauer

Eines der großen Probleme dabei: Viele Deutsche wissen von der Problematik des demographischen Wandels, haben aber trotzdem teilweise deutlich falsche Erwartungen an die Dauer ihres Ruhestands. Eine Forsa-Umfrage im Auftrag des GDV vom vergangenen Sommer legte offen, dass viele Deutsche ihre Lebenserwartung deutlich unterschätzen. Dabei befragte Forsa ab 1964 Geborene, die mit 67 Jahren in Rente gehen würden. Im Schnitt schätzten die Befragten ihre Lebenserwartung auf 83,4 Jahre ein, was eine Rentendauer von 16,4 Jahren bedeuten würde. Damit zu planen, ist allerdings falsch, schreibt der GDV. Denn eigentlich können sie statistisch mit einem Alter von 87,5 Jahren rechnen. Die Rente müsste also im Schnitt vier Jahre länger reichen als von vielen gedacht oder geplant. Teilweise unterscheiden sich die Ansichten nach der eigenen Lebenserwartung drastisch. Etwa ein Fünftel der Befragten (19 Prozent) gehen von einer um bis zu zehn Jahre niedrigeren Lebenserwartung aus als realistisch.

Für Vermittler kann der demographische Wandel als bekanntes „Übel“ einen guten Gesprächseinstieg darstellen, um dann gemeinsam mit dem Kunden bestehende Verträge zur Altersvorsorge zu prüfen und gegebenenfalls anzupassen.

Titelbild: ©Zoran Zeremski/ stock.adobe.com