Machen Kinder glücklich?

Eigene Kinder zu haben gilt als Inbegriff des Glücks. Studien zeigen: Das ist nicht immer der Fall. Eine Übersicht.

Die Kinder und das liebe Geld

Zu einem überraschenden Ergebnis kamen die beiden renommierten Glücksforscher und Ökonomen David Blanchflower und Andrew Clark, die Befragungen von einer Million Menschen aus Europa  zu ihrer Lebenszufriedenheit auswerteten. Diese liefen über einen Zeitraum von zehn Jahren. 

Laut Welt am Sonntag ergab die Studie, dass viele Eltern einige Jahre nach der Geburt unglücklicher waren als vor der Geburt ihrer Kunden. Davon seien vor allem die Eltern betroffen, die durch ihren Nachwuchs starke finanzielle Einbußen hinnehmen mussten. Blieb die finanzielle Situation nach Geburt der Kinder unverändert, steigerte sich dagegen die Lebenszufriedenheit.

Viele werdende Eltern würden die finanzielle Belastung durch das Kinderkriegen unterschätzen: Familien brauchen meist mit dem Nachwuchs eine größere Wohnung und ein größeres Auto, während ein Elternteil aber häufig deutlich weniger oder nichts mehr verdient. Laut Clark sei es aber falsch zu glauben, dass ärmere Menschen deshalb weniger Glück empfinden, wenn sie Kinder haben. „Es kommt darauf an, ob jemand durch die Kinder finanzielle Probleme bekommt. Das kann bei einem niedrigen genauso wie bei einem hohen Einkommen passieren“, zitiert ihn die Welt. 

Wie glücklich sind kinderlose Menschen?

Und wie sieht es mit kinderlosen Menschen aus? Das haben die Psychologen Jennifer Watling Neal und Zachary Neal von der Michigan State University in einer aktuellen Studie versucht herauszufinden, bei der 1.000 kinderlose Erwachsene befragt wurden. Die Ergebnisse haben sie im renommierten Fachmagazin PLOS ONE veröffentlicht. Demnach gaben ein Viertel der Befragten an, dass sie sich bewusst entscheiden hätten, keine Kinder zu bekommen. 

Ein wichtiger Punkt finden die Forscher: Sie wollten das Glücksempfunden von bewusst kinderlos gebliebenen Menschen und Eltern vergleichen. „Die meisten Studien haben nicht die Fragen gestellt, die notwendig sind, um ‘kinderlose’ Personen – also diejenigen, die sich gegen Kinder entscheiden – von anderen Arten von Nicht-Eltern zu unterscheiden”, sagte Jennifer Watling Neal in einer Mittelung der Universität. 

„Zu den Nicht-Eltern können auch ‘Noch-nicht-Eltern’ gehören, die planen, Kinder zu bekommen, sowie ‘kinderlose’ Menschen, die aufgrund von Unfruchtbarkeit oder aus anderen Gründen keine Kinder bekommen konnten. In früheren Studien wurden einfach alle Nicht-Eltern in eine einzige Kategorie geworfen, um sie mit Eltern zu vergleichen.”

Das Forscherpaar fand mit diesem neuen Ansatz heraus, dass es keine Glücks-Unterschiede gab zwischen jenen, die Kinder haben, und jenen, die sich bewusst gegen Kinder entscheiden.

Die Zufriedenheitskurve

Einen anderen Ansatz verfolgte der deutsche Soziologe Martin Schröder. Er analysierte die Daten einer Langzeitbefragung von knapp 85.000 Deutschen und veröffentlichte dazu das Buch „Wann sind wir wirklich zufrieden?“ zum Glücksempfinden. Auch er kam zu dem Ergebnis, dass kinderlose Menschen nicht unzufriedener sind als Eltern. Er befragte allerdings nicht beide Gruppen, sondern dieselben Menschen vor und nach der Geburt ihres Nachwuchses. 

„Selbst unter denjenigen, die sagen, dass Kinder ihnen im Leben sehr wichtig sind, findet sich kein positiver Effekt. Das heißt, Kinder machen selbst dann nicht glücklich, wenn man unbedingt welche will“ , schreibt er. „Nach der Geburt steigt laut Schröder zwar die Zufriedenheit an. Doch sobald das Kind zwei Jahre alt sei, nehme das Glücksempfunden wieder ab. Auch Schröder führt als Erklärung die finanzielle Situation ins Feld. „Wer Kinder hat, muss sein Geld unter mehr Haushaltsmitgliedern aufteilen und hat entsprechend weniger für sich. Das macht unzufrieden“, zitiert ihn der Standard. 

Damit trifft Schröder eine ähnliche Aussage wie die Ökonomen Blanchflower und Clark. Und auch er ist der Meinung, dass bei einer gleichbleibenden finanziellen Situation das Glücksempfinden bei Nachwuchs dauerhaft hoch bleibt.

Diese wissenschaftlichen Ergebnisse zeigen, wie wichtig eine finanzielle Absicherung für Familien ist. 

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