Matthias Schmidt: „Die richtige Sprache ist für Social Media ein riesiges Thema“

Social Media Experte und Versicherungsmakler Matthias Schmidt im Interview
Social Media

Das Netz ist voll von Coaches und Social Media Profis, die Finanzdienstleistern haufenweise Neukunden versprechen. Aber wie nutzt eigentlich ein aktiver Versicherungsmakler effektiv Social Media Marketing? Welche Kanäle sind für Vermittler geeignet? Und was muss ich beachten, wenn ich mit Social Media Marketing anfangen will? Dazu haben wir Matthias Schmidt befragt. Er ist Versicherungsmakler und wurde erst kürzlich auf der DKM für sein hervorragendes Social Media Marketing ausgezeichnet.

Redaktion: Matthias, wann und vor allem woran hast Du gemerkt, dass Kanäle wie Instagram, Facebook und Co. extrem wertvoll für die Eigenmarke sein können?

Matthias Schmidt: Das habe ich festgestellt, als ich vor anderthalb Jahren angefangen habe, Ads zu schalten. Zuerst habe ich lokal Ads auf Facebook und auf Instagram geschaltet. Dadurch bin ich relativ schnell sichtbar geworden und konnte lokal einige Kunden gewinnen. Durch regelmäßige Postings auf Facebook und Instagram zum Thema BU habe ich in der Außenwahrnehmung meinen lokalen Experten-Status aufgebaut. Darüber habe ich ebenfalls Kunden gewonnen. Die waren dann sowohl bei mir vor Ort als auch in der Online Beratung.

Redaktion: Gibt es aus Deiner Sicht einen Kanal, der besonders geeignet ist, um als Versicherungsmakler Werbung zu machen? Welcher Kanal hat das beste „Return of Investment“ aus Deiner Sicht?

Matthias Schmidt: Für mich ist das ganz klar ein „und“ und kein „oder“. Instagram und Facebook haben beide sehr gute Returns of Investment und ich konnte über beide Kunden gewinnen. Nur die Formate unterscheiden sich natürlich. Bei Instagram nutze ich besonders das Story-Format, was sowohl regional als auch überregional funktioniert. Bei Facebook generieren die normalen Postings weniger Reichweite. Dafür laufen die Werbeanzeigen gut. Zur richtigen Positionierung und Neukundenakquise sind beide Wege geeignet.

Redaktion: Zu den unterschiedlichen Formaten hast Du bereits etwas gesagt. Wie unterscheiden sich denn die Zielgruppen auf den Kanälen?

Matthias Schmidt: Grundsätzlich sind die User auf Instagram etwas jünger. Zumindest nehme ich das so wahr. Aber ganz ehrlich: So verschieden sind die Zielgruppen gar nicht.

Redaktion: Ist die jüngere Zielgruppe denn so wenig an Versicherungen interessiert, wie es immer wieder zu lesen ist?

Matthias Schmidt: Das ist aus meiner Erfahrung heraus vollkommener Quatsch. Junge Leute haben einen hohen Bedarf und viele Fragen. Ich stelle das immer wieder fest. Beispielsweise in den Kommentaren zu meinen Postings oder auch in den Nachrichten bei Instagram. Nur müssen Makler über einen längeren Zeitraum sichtbar sein und eine Vertrauensbasis aufbauen. Dazu gehört regelmäßige Interaktion, wie beispielsweise Chats, um auf Fragen zu antworten und Lösungen für Probleme der Interessenten zu finden.

Redaktion: Wo liegen aus Deiner Sicht die Probleme im Umgang mit der jungen Zielgruppe auf Social Media?

Matthias Schmidt: Die Sprache ist ein riesiges Thema. Für diese Zielgruppe brauchst du eine verständliche und verständnisvolle Sprache, insbesondere via Social Media. Viele Makler-Kollegen und Gesellschaften sind da hoch-komplex unterwegs. Das verstehen die Menschen, gerade die jungen, häufig nicht. Und so klappt dann auch die Akquise nicht.

Redaktion: Wie viel Zeit muss ich investieren, um einen spürbaren Effekt durch Social Media Marketing zu erreichen? Sind einige Medien „pflegebedürftiger“ als andere?

Matthias Schmidt: Ganz wichtig: Weder Instagram noch Facebook sind etwas, dass dir innerhalb von drei Tagen Ergebnisse liefert. Das liegt natürlich auch an dem Vertrauensproblem und dem oftmals schlechten Image, dass wir als Branche leider haben. Hier hilft nur, dauerhaft da und ansprechbar zu sein. Zu den Kanälen: Instagram ist aus meiner Sicht auf jeden Fall intensiver im Aufwand ist als Facebook. Ich schalte meine Anzeigen bei Facebook und lasse sie dann laufen mit der entsprechenden Zielgruppe. Bei Instagram produziere ich oft tagesaktuell Content, beispielsweise für die Stories.

Redaktion: Gibt es neue Plattformen, die ich im Blick behalten muss? Oder bleiben bei uns die aktuellen Kanäle am wichtigsten?

Matthias Schmidt: Aktuell ist ja TikTok die totale Hype-Plattform. Insbesondere in den USA und in Asien ist das ein Thema. Ich sehe da aber keine Relevanz. Zumindest noch nicht. Facebook, Instagram, WhatApp und Google werden digital weiterhin die wichtigsten Kanäle sein. Insbesondere, wenn ich mir die Entwicklungen aus dem Hause Facebook anschaue. Stichwort: Super Messenger. Wenn Vermittler sich hier gut positionieren, haben sie schon viel erreicht.

Redaktion: Was sind die schwerwiegendsten Fehler, die ich in diesem Bereich unbedingt vermeiden sollte?

Matthias Schmidt: Zu wenig Zeit, beziehungsweise zu wenig Vorbereitung. Wer seine Social Media Werbung nicht vernünftig strukturiert, plant und vorbereitet, der verbrennt am Ende Geld. Grundsätzlich ist Testen richtig und wichtig. Aber Social Media macht man eben nicht im Vorbeigehen.

Redaktion: Ist denn Social Media Marketing Sparten-, beziehungsweise Zielgruppen-unabhängig sinnvoll?

Matthias Schmidt: Das glaube ich nicht. Gewerbe-Sach beispielsweise ist ein Bereich, der für Facebook und Instagram nicht wirklich geeignet ist. Hier wäre dann vielleicht ein Business Netzwerk wie LinkedIn eine Möglichkeit. Aber Personenversicherung und Sachversicherung im privaten Bereich sind auf jeden Fall passend.

Redaktion: Matthias, vielen Dank für diese Einblicke!

Matthias Schmidt: Sehr gerne, jederzeit!

Titelbild: ©Matthias Schmidt/Alexey Testov

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