Trauerfall im Unternehmen: Ein Spagat zwischen Emotionen und Planung

Trauerfall
Trauerfall

Friedlich im eigenen Bett einschlafen, am Ende eines erfüllten Lebens. So wünschen sich vermutlich die meisten den eigenen Tod. Ganz ohne Schmerz und Reue. Tatsächlich jedoch scheiden nicht alle erst im Rentenalter dahin. Doch kann der Tod eines (noch) berufstätigen Menschen emphatisch kommuniziert werden?

Die Sterblichkeit im Unternehmen nimmt zu

Gerade die Corona-Pandemie führte in Deutschland zu einer Übersterblichkeit. Destatis zufolge verstarben von März 2020 bis Februar 2021 fast 71.000 Menschen mehr als in den zwölf Monaten zuvor. COVID-19 trug hier entweder zum Tod bei, oder war die Hauptursache. 70 Prozent hieraus waren zum Todeszeitpunkt über 80 Jahre alt, demnach also bereits im beruflichen Ruhestand. Aus den verbliebenen 30 Prozent standen viele noch mitten im Berufsleben.

Dass jeder Fünfte das 69. Lebensjahr – also das zukünftige Renteneintrittsalter – gar nicht erst erreicht, belegen bereits Pre-COVID-Studien. Bei einem Renteneintrittsalter von 69 Jahren seien, einem Bericht der Tagesschau zufolge, 19,8 Prozent der Rentner bereits verstorben. Im Jahr 2019 hatten 14,4 Prozent der Deutschen ihr 65. Jahr, das derzeitige Renteneintrittsalter, nicht mehr erlebt. Auch, wenn diese Studien vor allem für demographische Zwecke erhoben werden, so darf auch ein emotionaler, menschlicher Aspekt nicht außer Acht gelassen werden: Immer häufiger versterben dadurch Kollegen innerhalb des beruflichen Umfelds.

Kommunikation Trauerfall: Intim im Team

Doch wie können und sollten Vorgesetzte einen Trauerfall innerhalb des Unternehmens kommunizieren? Gerade da es sich um ein oft sehr persönliches Thema handelt, sind die richtigen Worte entscheidend. Ganz klar vorweg ist zu sagen, dass es hier leider keinen Knigge gibt. Denn: Jeder Trauerfall ist einzigartig. So kommt es zum einen auf den Hintergrund des Todesfalls an, zum anderen auf die Größe des Unternehmens.

In beiden Unternehmensgrößen empfiehlt sich die direkte sowie erste Ansprache an das nähere Arbeitsumfeld der oder des Verstorbenen. Hier sollten Vorgesetzte die persönliche Kontaktaufnahme wählen. So können Teamkollegen direkte Rückfragen stellen. Sei es zu Kondolenzwünschen an die Angehörigen oder dem Absichern von Arbeitsschritten. Ebenso können Erinnerungen über den oder die Verstorbene(n) geteilt werden.

Der Vorgesetzte wiederum gewinnt einen Eindruck zur Stimmungslage. Denn abgesehen von Empathie ist dieser nach wie vor dafür verantwortlich, dass das Tagesgeschäft bestmöglich weiterlaufen kann und sich Kunden, die sich auf ihre Ansprechpartner verlassen, nach wie vor gut betreut fühlen. Auch sollte das entsprechende Gespräch zeitnah erfolgen. Wenn Mitarbeiter zu lange im Ungewissen gehalten werden, schürt das Missvertrauen im Teamgefüge. Kleinere Unternehmen können zudem die Familie mit einbeziehen. Beispielsweise durch die direkte Übermittlung der Kondolenzgrüße oder eines Trauerkranzes.

Persönlich in großer Runde

Gerade in großen Unternehmensstrukturen erfährt in der Regel nicht die gesamte Belegschaft aus erster Hand von einem Todesfall. Die Mitteilung beschränkt sich auf die Team-, Abteilungs- und Bereichsebene. Eine Lösung für die allgemeine und doch persönliche Ansprache: ein gemeinsames Meeting. Hier lässt sich „die traurige Pflicht“ mit dem organisatorisch Notwendigen verbinden. Das schafft ein Gefühl von stabiler Führung, selbst in emotional herausfordernden Zeiten.

Zudem gibt es die Möglichkeit einer Traueranzeige. Diese kann je nach Unternehmensphilosophie digital, beispielsweise im Intranet, oder auch in einer Unternehmenszeitschrift veröffentlicht werden. Entscheidend ist hier weniger die Wahl des Mediums, als die emotionale Botschaft. Aufrichtigkeit und Authentizität sind wichtig, um den richtigen Ton zu treffen. Vorlagen und Beispiele zur Formulierung bietet hier beispielsweise Business-Wissen an.

Zurück zum Arbeitsalltag

Neben emotionalen Gedanken können durch den Todesfall – und infolge Ausscheiden – eines Mitarbeiters auch organisatorische Bedenken auftreten. Daher sollte die Bekanntgabe eines Todesfalls im zweiten Schritt auch folgende Fragen klären:

  • Wer übernimmt kurzfristig zu bewältigende Aufgaben?
  • Wer fungiert als Ansprechpartner?
  • Muss das Team personell umstrukturiert werden?

Ein Trauerfall birgt immer einen Veränderungsprozess. Das kann eine neue Dynamik im Team zur Folge haben. Damit diese positiv verläuft, ist es die Aufgabe von Führungskräften und Vorgesetzten, in den Austausch zu gehen. Untereinander, aber auch gegenüber Mitarbeitenden. Sorgen und Bedenken sollten ernst genommen werden. Und auch, wenn sich diese nicht direkt lösen lassen, sollte die Führungsebene Präsenz zeigen und zusichern, sich zeitnah zu koordinieren.

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