Zwischen Freiheit und Verantwortung: digitale Nomaden

Das Bild eines entspannten Arbeitens am Strand mit Laptop und einem Cocktail in der Hand hat sich dank sozialer Medien in den letzten Jahren fest in den Köpfen vieler Menschen verankert. Der Lebensstil der digitalen Nomaden, die ortsunabhängig arbeiten und die Welt bereisen, ist ein Traum, den nicht nur immer mehr Menschen haben, sondern auch leben. Doch so verlockend diese Freiheit auch klingt, sie bringt zahlreiche Risiken mit sich.

Ein Leben aus dem Aktenkoffer

Als digitale Nomaden gelten Menschen, die ihren Lebensunterhalt durch ortsunabhängige Tätigkeiten verdienen und dabei häufig ihren Aufenthaltsort wechseln. Zugutekommen ihnen dabei moderne Technologien, um von nahezu jedem Ort der Welt auszuarbeiten. Beschwingt wurde dieser Lebensstil unter anderem durch die Corona-Pandemie. Dank einer rasant fortschreitenden Digitalisierung sowie geschlossener Büros und dem Trend zu „Remote Work“, hat das Digitalnomadendasein in den letzten Jahren so erheblich an Popularität gewonnen.

Im Jahr 2022 gab es weltweit etwa 35 Millionen digitale Nomaden, wobei die Zahl derer, die dauerhaft als digitale Nomaden leben, auf etwa 10 Millionen geschätzt wird. Der Anteil deutscher Digitalnomaden entfällt hier auf rund 500.000, Tendenz steigend.

Besonders beliebt ist der Lebensstil bei jüngeren Generationen. Vor allem Millennials sowie die Generation Z legt bei ihrer Berufswahl oft Wert auf ein flexibles Lebensmodell.

Selbst und ständig?

Ein Großteil der digitalen Nomaden ist selbstständig tätig. Schätzungen zufolge sind etwa 70 Prozent der digitalen Nomaden weltweit Freelancer, Unternehmer oder in ähnlicher Weise selbstständig. Dabei arbeiten sie beispielsweise als Webentwickler, Designer, Autoren, Berater oder in anderen Berufen, die sich gut für ortsunabhängiges und – logisch – digitales Arbeiten eignen. Die Selbstständigkeit ermöglicht ihnen die Flexibilität, ihre Arbeitszeiten und Projekte frei zu gestalten. Ein Reiz, der das Nomadenleben maßgeblich ausmacht.

Zwar zeichnet sich ein Trend ab, dennoch gibt es auch eine wachsende Zahl von digitalen Nomaden, die in einem Angestelltenverhältnis stehen. Rund 30 Prozent der digitalen Nomaden arbeiten für Unternehmen, die remote Arbeit ermöglichen. Reisende, die als Angestellte einerseits von der Sicherheit eines festen Gehalts profitieren, andererseits jedoch auch die Vorteile eines ortsunabhängigen Lebensstils genießen. Ein Grund dafür ist auch, dass immer mehr Unternehmen den Mehrwert erkennen, den remote Arbeit bietet. Sie schaffen Strukturen, die es ihren Angestellten ermöglichen, von überall auf der Welt zu arbeiten und gewinnen dadurch junge Fachkräfte, die gesteigerten Wert auf Flexibilität legen.

Der Wunsch nach einem ortsunabhängigen Arbeitsmodell

Der Trend zur ortsunabhängigen Arbeit hat in den letzten Jahren einen deutlichen Aufschwung erlebt. Eine Studie von Buffer aus dem Jahr 2022 zeigt, dass rund 98 Prozent der Befragten zumindest zeitweise gerne remote arbeiten würden, während über die Hälfte (61 Prozent) der Arbeitnehmer angeben, dass sie gerne die Möglichkeit hätten, dauerhaft im Ausland zu arbeiten.

Beispiele von Unternehmen, die bereits auf diesen Trend reagiert haben, gibt es inzwischen, vor allem auf internationaler Ebene, genügend. Firmen wie Salesforce, Spotify und X (ehemals Twitter) bieten ihren Mitarbeitern die Flexibilität, selbst zu entscheiden, ob sie von zu Hause, im Büro oder von einem anderen Ort aus arbeiten möchten. Die Konsequenz: Digitale Nomadismus sind nicht mehr nur ein Nischenphänomen, sondern werden zunehmend von der breiten Arbeitswelt akzeptiert.

In der Welt zu Hause

Da digitale Nomaden kein festes Zuhause haben, ist es umso wichtiger, dass auf ihren Reisen gewisse Standards erfüllt sind. Entsprechend sind Orten beliebt, die eine hohe Lebensqualität bieten. Und, nicht zu vergessen, eine stabile Internetverbindung. Als Mekka für alle Digitalnomaden gilt dabei Bali, Indonesien. Ein tropisches Paradies, das nicht nur wegen seiner atemberaubenden Landschaften beliebt ist, sondern auch wegen seiner gut entwickelten Infrastruktur. Coworking-Spaces, Cafés mit schnellem WLAN sowie eine Nomaden-Community machen die Insel zu einem Hotspot.

Auch Chiang Mai, Thailand, steht hoch im Kurs. Die Stadt im Norden des Landes gilt als eine der günstigsten Städte für digitale Nomaden und bietet eine Kombination aus niedrigen Lebenshaltungskosten, kultureller Vielfalt.

Ebenfalls beliebt: Lissabon, Portugal. Der Hotspot sich über die letzten Jahre hinweg zu einem der wichtigsten Drehkreuze für digitale Nomaden in Europa entwickelt. Mit mildem Klima sowie einer lebendigen Kultur zieht die Stadt zahlreiche digitale Nomaden an.

Die Metropole Medellín in Kolumbien, galt einst als gefährlich, hat sich inzwischen aber zu einem beliebten Reiseziel entwickelt. Auch für digitale Nomaden.

Von Krankheit bis Kriminalität

Für digitale Nomaden aber wohl ähnlich wichtig wie eine gute Infrastruktur: Abenteuer, Länder und deren Menschen erleben. Das birgt durchaus diverse Risiken. Hinzu kommen auch berufliche Herausforderungen. Denn ohne den Rückhalt eines festen Unternehmens können Auftragslücken, unvorhergesehene Ausgaben oder Krankheit schnell zur existenziellen Bedrohung werden. Diese finanzielle Volatilität ist für viele digitale Nomaden ein ständiges Risiko.

Doch auch Angestellte, die als digitale Nomaden leben, sind nicht vor Risiken gefeit. Während das Leben als digitaler Nomade viele Freiheiten bietet, birgt es auch erhebliche Gefahren. Beispielsweise Gesundheitsrisiken. So besteht in vielen Ländern eine erhöhte Gefahr, an Tropenkrankheiten wie Denguefieber, Malaria oder Zika-Virus zu erkranken. Auch Magen-Darm-Erkrankungen sind bei Reisen in exotische Länder häufig. Und selbst, wer achtsam ist, kann unverschuldet im Krankenhaus landen. Unfälle, beispielsweise mit dem Motorrad als häufiges Fortbewegungsmittel, sind keine Seltenheit. Je nach Reise- / Arbeitsland ist auch Kriminalität ein riskanter Faktor. Digitale Nomaden sind oft leichte Ziele für Kriminelle, da sie in fremden Ländern unterwegs sind und sich mit den lokalen Gegebenheiten nicht immer gut auskennen. Diebstähle und Überfälle sind besonders in touristisch stark frequentierten Gebieten an der Tagesordnung.

Wenn das Schlimmste eintritt

Dass Risiken, denen digitale Nomaden ausgesetzt sind, im schlimmsten Fall lebensbedrohlich sein können, zeigt sich am Fall von Jonathan. Ein britischer digitaler Nomade, der 2021 bei einem Motorradunfall auf Bali ums Leben kam. Die Rückführung seines Leichnams stellte seine Familie vor erhebliche logistische und finanzielle Herausforderungen, da er nicht ausreichend versichert war.

Ein weiteres Beispiel ist die deutsche Freelancerin Lena, die während eines Aufenthalts in Thailand schwer erkrankte. Ohne eine internationale Krankenversicherung musste sie die hohen Behandlungskosten vor Ort selbst tragen, was sie finanziell in den Ruin trieb.

Profis ist daher klar, dass ein umfassender Versicherungsschutz unerlässlich ist. Hierzu zählt Robin Lerch. Als Geschäftsführer von „Grenzenlos sicher“, hat er sich nicht nur auf die Bedürfnisse digitaler Nomaden spezialisiert, er ist auch selbst ein digitaler Nomade.

Da er selbst nur einen Monat im Jahr in Deutschland verbringt, kennt er die Herausforderungen dieses Lebensstils aus erster Hand. In seinem Interview auf DELA+ spricht er über die wichtigsten Versicherungen für digitale Nomaden, die von Auslandskrankenversicherungen bis hin zu Berufsunfähigkeitsversicherungen reichen.

 

Titelbild: © NewFinance, © Robin Lerch