Sie ist erfolgreiche Bergausdauersportlerin und Sportmodel, als ihr Leben im April 2014 einen schweren Schicksalsschlag erfährt. Während eines Fotoshootings in Island stürzt Gela Allmann aus 800 Metern ab. Sie überlebt den Sturz schwer verletzt, kämpft sich nach unzähligen Operationen zurück ins Leben. Und steht inzwischen, als zweifache Mutter, wieder mit beiden Beinen im Leben, auf den Ski und als Trail-Runnerin auf dem Berg. Doch wie geht sie (seither) mit dem Thema Risiko um? Darüber spricht die Diplom-Sportwissenschaflterin am 21. Juni in der D-Lounge. Vorab gibt sie uns bereits im Interview einen Einblick in das Thema „Risiko: Leben“.
Redaktion: Wie definierst Du für Dich heute Risiko? Und wie hast Du es vor Deinem Sturz eingeordnet? War „Risiko“ überhaupt präsent?
Gela Allmann: Ich war – und bin bis heute – kein Mensch, der sonderlich große (alpine) Risiken eingeht. Nur in dem Rahmen, in dem ich meinem Körper vertrauen kann. Ich möchte körperlich an meine Grenzen gehen. Dafür reicht es mir aber theoretisch, eine Skitour fünfmal am Pistenrand abzulaufen. Vermutlich war ich vor dem Unfall aber ein Stück weit naiver und mir manchen Gefahren nicht so bewusst, die es praktisch immer und überall gibt. Aber fragt meinen Mann: Ich bin wirklich kein risikofreudiger Mensch (lacht).
Redaktion: Jetzt, als Mutter von zwei Kindern, was gibst Du ihnen dazu mit auf den Weg?
Gela Allmann: Ich will, dass sie sich selbst vertrauen. Das Risiko zu minimieren, heißt, sich selbst und seinen Körper gut zu kennen. Wo liegen die eigenen Stärken und Schwächen? Meine Kinder dürfen sich ausprobieren. Sie dürfen Radfahren oder in der Natur toben. Dabei fallen sie auch mal hin und merken dadurch, wo ihre Grenzen sind. Ich denke es ist unglaublich wichtig, sie deshalb nicht überzubehüten. Sie sehen, dass der Papa ein Mountainbike-Profi ist, wenn ich hingegen den Berg mit 50 Stundenkilometern bergab fahre, ist die Geschwindigkeit schon schweißtreibend für mich. Aber Risiko bedeutet nun mal auch, andere Fähig- und Fertigkeiten zu haben und in verschiedenen Situationen entsprechend zu handeln.
Risiko ist eine individuelle Empfindung, je nach Mensch und Empfindung.
Als Mutter bin ich bei einer Skiabfahrt zum einen vorsichtiger, um zu Hause nicht auszufallen, zum anderen, um meinem Körper nach dem erfahrenen Sturz nie wieder so etwas auszusetzen. Mir ist seither sehr wohl bewusst: Körperliches Leiden macht wenig Freude.
Redaktion: Wissentlich, dass sich der Unfall ereignet, was hättest Du rückblickend in der Situation anders gemacht? Oder ist eben genau das das Risiko, nicht immer alles „besser“ wissen zu können?
Gela Allmann: Rückblickend hatte ich in dieser Situation ein schlechtes Bauchgefühl und habe mich in dieser Situation nicht getraut, darauf zu hören. Ich war mit zwei Männern unterwegs und wollte als junge Frau nicht zugeben, dass mir mulmig zumute ist. Tatsächlich wäre es aber eine große Stärke, keine Schwäche, gewesen, dazu zu stehen. Ich würde immer auf mein Bauchgefühl hören und mir vertrauen. Ich muss für mich selbst denken und habe seither auch immer Situationen abgebrochen, bei denen mir unwohl zu Mute war.
Redaktion: Nach Deinem Unfall, beziehungsweise während der Genesungsphase, waren auch Versicherungen ein großes Thema. Hättest Du Dich mit heutigem Wissen damals anders abgesichert?
Gela Allmann: Inzwischen habe ich mich anders abgesichert. Gerade in jungen Jahren machen sich darüber aber vermutlich viele wenig Gedanken. Ich als Mutter von zwei Kindern, selbstständig, mit Mann und Haus, muss man sich ohnehin nochmal anders absichern. Heute weiß ich es besser. Hätte ich das damals gewusst, hätte ich es besser gemacht. Dennoch hatte ich glücklicherweise über den Deutschen Alpenverein (DAV), eine tolle Versicherung, die mir sehr geholfen hat. Natürlich kann man hier aber noch um einiges mehr tun, als ich es damals hatte.
Redaktion: Worauf freust Du Dich hinsichtlich der Talk-Runde in der D-Lounge am meisten? Warum, denkst Du, lohnt es sich auf jeden Fall zuzuschauen?
Gela Allmann: Ich freue mich wahnsinnig darauf, die verschiedenen Persönlichkeiten und deren Sichtweisen in der D-Lounge kennenzulernen. Ich glaube, dass jeder das Thema Risiko ganz unterschiedlich einschätzt. Vielleicht verstehen wir auch nicht jedermanns Sichtweise dazu. Denn: Für einen Außenstehenden, der mit Extremsport wenig zu tun hat, scheint vieles gefährlich und risikoreich. Allerdings: Für jeden gelten je nach Wissen und Fähigkeiten andere Risiken. Ich freue mich aber auch darauf, Aufklärung zum Thema Risiko zu leisten und Menschen ein gutes Gefühl zu geben.
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Titelbild: © Helge Röske Photographer