Einsamkeit im Alter: Letzte Rettung seelischer Beistand

Einsamkeit im Alter: Letzte Rettung seelischer Beistand
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Deutschland altert. Gleichzeitig steigt die Zahl derjenigen, die im Alter vereinsamen. Und die Seelsorge wird rar.

Das einsame Alter

Wie groß das Problem mit der Einsamkeit im Alter ist, legen zum Beispiel Daten des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) offen. Gerade in der Corona-Pandemie sind demzufolge die negativen Auswirkungen mangelnder sozialer Kontakte deutlich hervorgetreten. Konkret lag der Anteil einsamer Menschen im Alter zwischen 46 und 90 Jahren bei rund 14 Prozent. Das bedeutet einen Anstieg um knapp 50 Prozent gegenüber 2014 und 2017. Jeder fünfte Senior ab dem 75. Lebensjahr fühlt sich ab und zu bis häufig einsam. Mit der Einsamkeit geht für gewöhnlich eine stärkere Hilfsbedürftigkeit einher. Bei denjenigen über 80 besteht ein nochmal höheres Risiko einer sozialen Isolation, wenn diese bestimmte Schicksalsschläge, Erkrankungen, eine Einschränkung ihrer Mobilität oder Altersarmut durchmachen. All diese Probleme können sich aufsummieren und den Lebensabend erschweren.

Das BMFSFJ räumt der Aufgabe, den Betroffenen die notwendige Unterstützung zukommen zu lassen, eine erhöhte Priorität ein. „Einsamkeit zu verhindern, ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“, erklärt das Amt dazu.

Deutschland altert

Für die Zukunft sieht es laut Malteser nicht unbedingt besser aus. Im Gegenteil: Die Zahl der einsamen Menschen soll noch steigen. Bis 2050 verdoppelt sich die Kohorte der 80- bis 90-Jährigen sogar noch. Jeder vierte alte Mensch erhält nur einmal im Monat Besuch von Freunden oder Bekannten. Und diejenigen, die gar keinen Kontakt mehr nach außen haben, werden ebenfalls zahlreicher. Das hat starke psychologische Auswirkungen: In keiner Altersgruppe ist die Zahl der Selbsttötungen so hoch wie bei den über 80-Jährigen.

Einsamkeit im Krankenhaus

In den deutschen Krankenhäusern hat sich diese Vereinsamung gerade in Zeiten der Pandemie zu einem noch größeren Problem entwickelt als ohnehin schon. Die Besuchsverbote in Krankenhäusern haben nicht nur einmal dafür gesorgt, dass alte oder schwerkranke Menschen ihre letzte Reise ohne jegliche Begleitung antreten mussten. Mittlerweile gibt es dem NDR zufolge allerdings Ausnahmeregelungen. So dürfen zum Beispiel Menschen, die akut im Sterben liegen, Besuch bekommen.

Seelsorge nimmt zu

Wächst der psychische Druck in einem Maße, dass ein Einzelner ihm nicht mehr standhalten kann, so hilft die Seelsorge ihm weiter. Hier ist zunächst einmal ein Rückgang zu betrachten: Zwischen 1990 und 2020 sank die Zahl der Pfarreien und katholischen Seelsorge-Stellen von über 13.000 auf unter 10.000. Gleichzeitig aber steigt der Bedarf an Telefonseelsorge. Im Jahr 2020 waren die Anfragen nach Telefon- oder E-Mail-Seelsorge deutlich höher als noch im Vorjahr.

Lösungsansätze

Damit ältere Mitmenschen im Alter nicht allein sein müssen, können sie mittlerweile aus einem breiten Angebot verschiedener Optionen wählen. In sogenannten Senioren-WGs treffen sich Gleichgesinnte und stellen sich den Herausforderungen des Alltags gemeinsam. Sie eignen sich vorrangig für ältere Menschen, die nicht im Altersheim leben wollen, aber sich zu Hause zu einsam fühlen.

Ein ähnliches Konzept haben Mehrgenerationenhäuser. Hier ist der Name Programm; es kommen Bewohner aller Altersklassen zusammen und unterstützen einander. Wer nicht von zu Hause ausziehen will, für den haben die Malteser einen ehrenamtlichen Besuchs- und Begleitdienst eingerichtet. Die Begleiter und Begleiterinnen besuchen die Senioren zu Hause, sei es zum Klönschnack oder zum Kartenspielen, sie begleiten die Senioren zum Arzt und besorgen auch mal den Einkauf.

Die Telefonseelsorge ist jeden Tag rund um die Uhr zu erreichen (anonym und kostenlos vom Handy und Festnetztelefon):

  • 0800 1110111
  • 0800 1110222
  • 116123

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