No Time to Die: Schmälert Corona die Lebenserwartung?

Lebenserwartung
Lebenserwartung

Die erhöhte Sterblichkeitsrate durch Corona hat, angeblich, auch Auswirkungen auf die Lebenserwartung. Die durchschnittlicher Lebensdauer von Frauen wie auch Männern soll durch das Virus geringer sein. Doch lässt sich das überhaupt (schon) pauschalisieren?

Demografie im Wandel

Die demographische Entwicklung ist bereits seit Jahren ein globales Leidensthema für Politik und Wirtschaft. Während die Geburtenrate kontinuierlich sinkt, steigt die Lebenserwartung der Alten. Eine Studie aus Juli 2022 des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) zeigt, dass die Lebensweise „Paar mit Kindern im Haushalt“ rückläufig ist. Im Vergleich zu 1996 leben statt 53 nur noch 37 Prozent der 30-jährigen Frauen ein entsprechendes Modell. Lebten damals noch 40 Prozent der Männer in einer Partnerschaft mit Kindern, sind es heute lediglich 24 Prozent. Das führt zu weniger Kindern oder späteren Geburten. Und es äußert sich in der Bevölkerungspyramide. Lag der „Bauch” des Diagramms 1991 noch zwischen der Altersgruppe 20 bis 40 Jahren, so liegt dieser inzwischen etwa zwischen 55 und 60 Jahren. Der Renteneintritt der Babyboomer macht sich wiederum auch wirtschaftlich bemerkbar.

COVID-19 senkt Lebenserwartung

Die aktuelle Lebenserwartung liegt derzeit für Frauen bei durchschnittlich 83,4 Jahren, für Männer bei 78,6 Jahren. Durch Corona soll sich diese Statistik nun verändert haben. Das behauptet zumindest die Universität von Oxford. Im Zuge einer Studie untersuchten die Forscher die Lebensdauer für das Jahr 2020 mit und in den Ländern Russland, Chile und den USA sowie für Europa. Das Ergebnis: In 28 von 30 Ländern sank die durchschnittliche Lebenserwartung. Der Grund hierfür liegt vor allem darin, dass die Pandemie in ihren ersten Zügen besonders die Zielgruppe ab 60 Jahren betraf. Ab diesem Alter stiegen die Todesfälle rapide an.

Während in Deutschland Frauen rund zweieinhalb Monate verloren und Männer durchschnittlich vier, schneiden andere Länder deutlich schlechter ab. So verlieren US-Amerikaner durch Corona rund zwei Jahre ihres Lebens, Litauen, Polen und Spanien büßen durch die Erkrankung rund eineinhalb Jahre ein. Generell sind vor allem Männer betroffen. Und das, obwohl sie ohnehin – auch ohne COVID-19 – eine geringere Lebenserwartung haben.

Nördliche Gegenbewegung

Lediglich die skandinavischen Länder behalten ihren demographischen Trend bei. Die Lebenserwartung stieg hier auch während der Pandemiejahre kontinuierlich an. Für die Gesamtstatistik jedoch relevant: Auch andere Todesursachen nahmen während Corona ab. Die Ausnahme der nördlichen Regel ist Schweden. Während andere – darunter auch ihre Nachbarländer – einen strickten Kurs der Maßnahmen inklusive Lockdowns fuhren, hatte Schweden eine lockere Corona-Politik. Die Folge: Durchseuchung. Das schlägt sich nun auch in den Zahlen nieder. Für das Jahr 2020 verzeichnete das Land die niedrigste Lebenserwartung seit 1950. Inwieweit Long- und Post-Covid Symptome die Lebenserwartung global tatsächlich beeinflussen bleibt hingegen abzuwarten.

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