Illegale Machenschaften mit dem Leben: Über Organspende und Betrüger

Organspende
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Auch, wenn die Zahl der Organspender steigt, den Bedarf deckt diese längst nicht. Manipulierte Organspenden und Wartelisten oder bestochene Ärzte, die Liste an Skandalen zum Thema Organspende ist groß. Wir berichten, welche illegalen Handlungen der Bedarf an Organen hervorruft.

Jüngstes Organspendeskandal: Manipulation der Warteliste

Weitreichende Folgen bis ins vergangene Jahr hatte der Organspendeskandal aus dem Jahre 2012 am Uni-Klinikum in Göttingen. Dort wurden an mehreren deutschen Kliniken Manipulationen aufgedeckt. Mindestens in 25 Fällen soll der frühere Leiter der Transplantationschirurgie Akten manipuliert haben, damit Patienten schneller zu einer notwendigen Operation kämen. Dazu hat er entscheidende Laborwerte gefälscht, damit sie einen verminderten Gesundheitszustand seiner Patienten bestätigten. Somit bekamen diese den Vorzug in der Organspende.

Dabei darf nicht der Arzt persönlich entscheiden, ob und wann ein Patient ein Spenderorgan bekommt. Das regelt grundsätzlich die „Foundation Eurotransplant International Foundation“ in den Niederlanden. Ob ein Patient auf die Warteliste kommt, ist von Gesundheitszustand oder den Kapazitäten der Klinik abhängig. Zudem besteht ein fünf- bis zehnprozentiges Risiko, die Operation nicht zu überleben.

Berlin und Leipzig: Weitere Transplantationsskandale

Zwischen 2010 und 2012 soll eine Oberärztin am Deutschen Herzzentrum Berlin Patienten zu besseren Plätzen auf der Warteliste für Organspenden verholfen haben. Dazu habe sie bei Angaben zur Dosierung der Medikation, des Krankheitsbildes und der Komplikationen absichtlich Fehlangaben gemacht. So rutschten Patienten zum so genannten Hochdringlichkeitsfall auf der Warteliste nach oben. Grund der Aufdeckung dieser Kriminalität waren nicht nachvollziehbare, interne Abläufe bei stichprobenartigen Kontrollen. Nach diesem Vorfall wurden bis September 2014 bereits 60 weitere Transplantationsprogramme kontrolliert. Transplantationszentren in ganz Deutschland folgten.

Auch Leipzig blieb von den derlei Vorfällen nicht verschont. 2012 kam heraus, dass rund 37 von 182 Patienten, die eine Spenderleber in den Jahren 2010 und 211 erhielten, manipulierte Krankenakten hatten. Herausgekommen sind die Unregelmäßigkeiten durch Untersuchungen der Prüfungs- und der Überwachungskommission der Bundesärztekammer, der Deutschen Krankenhausgesellschaft und des GKV-Spitzenverbandes. Organempfänger wurden in Leipzig als Dialysepatienten ausgegeben, obwohl sie es nicht waren, teilten die Institutionen mit. Nur deshalb seien sie auf der Warteliste für eine Ersatzleber nach oben gerückt.

Freiwillige vor: Zahl der Organspenden steigt

Dass sich die Bevölkerung von den vereinzelten Skandalen rund um die Organspende nicht abschrecken lässt, beweisen jüngste Zahlen. Auf der Liste gibt es zu Jahresbeginn nämlich steigende Zahlen: Von Januar bis August hat es laut Daten der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) fünf Prozent mehr Organspenden gegeben als noch im Jahr zuvor. Auch die Nachfrage nach Organspendeausweisen hat sich verdoppelt. Allein im Januar gab es 740.000 Freiwillige, die einen Organspendeausweis bestellt haben. Das wären ungefähr doppelt so viele wie durchschnittlich in einem Monat. „Das sehen wir als positives Zeichen“, so Axel Rahmer, Medizinischer DSO-Vorstand, zur Augsburger Allgemeinen. Weiter erklärt er sich den Anstieg unter anderem durch die öffentliche Diskussion um eine Organspendereform. Der Bundestag hatte Mitte Januar eine Neuregelung beschlossen. Menschen sollen auch künftig nicht automatisch als Organspender gelten, entgegen der Regelung anderer Länder. Dafür sollen Ärzte und Sachbearbeiter bei der Neubeantragung von Personalausweisen auf das Thema Organspende hinweisen.

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