Bergsteigen: Der schmale Grat zwischen Abenteuer und Risiko

Bergsteigen ist mehr als nur ein Sport – es ist eine Lebensphilosophie, die Mut, Entschlossenheit und eine tiefe Verbundenheit mit der Natur erfordert. Für viele ist der Reiz des Bergsteigens die Möglichkeit, persönliche Grenzen auszutesten und die beeindruckendsten Landschaften der Welt zu erleben. Für manche ist der Ruf der Berge jedoch auch lauter als jede Stimme der Vernunft. Denn die Faszination Berg birgt auch immense Risiken, die oft unterschätzt werden. In diesem Beitrag beleuchten wir die Risiken des Bergsteigens und zeigen auf, wie sich Sportler bestmöglich absichern können.

Das Risiko in Zahlen

Bergsteigen ist mit erheblichen Risiken verbunden, die von Unfällen über Wetterumschwünge bis hin zu Höhenkrankheiten reichen. Laut einer Statistik des Deutschen Alpenvereins (DAV) sind im Jahr 2022 allein in den deutschen Alpen 51 Bergsteiger ums Leben gekommen, während über 2.000 Menschen in Bergnot gerieten. Die häufigsten Ursachen für tödliche Unfälle sind Abstürze, gefolgt von Erschöpfung und akuten Gesundheitsproblemen wie Herzinfarkten. Besonders dramatisch ist, dass die Zahl der Unfälle bei unerfahrenen Bergsteigern in den letzten Jahren deutlich zugenommen hat, was auf eine steigende Popularität des Sports zurückzuführen ist.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Zunahme von Extremwetterereignissen, verstärkt durch den Klimawandel. Diese erhöhen das Risiko für Bergsteiger erheblich, da plötzliche Wetterumschwünge selbst die erfahrensten Alpinisten in Lebensgefahr bringen können. Laut einer Studie der European Environment Agency haben sich Wetterextreme in den letzten 30 Jahren in den Alpenregionen nahezu verdoppelt.

Zwischen Erfolg und Absturz

Gela Allmann ist eine erfahrene Bergsportlerin und kennt die Risiken des Bergsteigens dennoch aus erster Hand. In einem Interview spricht sie über einen schweren Unfall im Jahr 2014, bei dem sie während eines Fotoshootings 800 Meter in die Tiefe stürzte. Ihr Überleben und die lange Rehabilitation danach zeigen, wie schnell sich das Blatt am Berg wenden kann. In ihrem Gespräch auf DELA+ betont Gela Allmann die Bedeutung von mentaler Stärke und einer gründlichen Vorbereitung, um entsprechende Risiken zu minimieren.

Auch Alexander Huber, einer der bekanntesten Extremkletterer Deutschlands, sieht das Thema Risiko als zentrale Herausforderung im Bergsteigen. In der D-Lounge spricht er über die Rolle von Angst als Schutzmechanismus und bezeichnet sie als „unsere wichtigste Rückversicherung“ . Er hebt hervor, dass eine realistische Einschätzung der eigenen Fähigkeiten und der äußeren Bedingungen entscheidend dafür ist, Risiken zu managen und im Ernstfall die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Absicherung am Berg: Ein Muss für jeden Bergsportler

Angesichts der hohen Risiken im Bergsport ist eine adäquate Versicherung unverzichtbar. Patrick Wörner, Versicherungsmakler und Gründer von ClimberProtect, hat sich auf die Absicherung von Bergsportlern spezialisiert. Er betont, dass viele herkömmliche Versicherungen nicht ausreichen, um die speziellen Risiken des Bergsteigens abzudecken. Wörner empfiehlt eine Kombination aus Unfallversicherung, Auslandskrankenversicherung und einer speziellen Bergsport-Versicherung, die auch die Kosten für Such- und Rettungsaktionen abdeckt.

Ein ähnliches Beratungsmodell verfolgt Benjamin Zenger, der mit seinem maklerunternehmen Bergtauglich Versichert ebenfalls maßgeschneiderte Versicherungslösungen für Alpinisten anbietet. Zenger weist darauf hin, dass insbesondere die Deckungssummen bei Such- und Rettungsaktionen hoch genug sein müssen, da diese schnell Kosten in Höhe von mehreren zehntausend Euro verursachen können, wenn beispielsweise ein Hubschrauber eingesetzt werden muss. Versicherungslücken, denen sich selbst viele DAV-Mitglieder nicht bewusst sind.

Der mentale Faktor: Vorbereitung als Schlüssel zum Erfolg

Ein weiteres zentrales Thema im Bergsport ist die mentale Vorbereitung. In einem weiteren Interview im DELA Magazin betont Gela Allmann, dass es beim Bergsteigen nicht nur um den Abenteuergedanken geht, sondern um eine sorgfältige Planung und Vorbereitung. Sie rät dazu, die eigenen Grenzen zu kennen und sich nicht von Ehrgeiz oder Gruppenzwang zu riskanten Entscheidungen verleiten zu lassen. Eine gute mentale Verfassung ist ebenso wichtig wie die physische Vorbereitung, um in kritischen Situationen einen klaren Kopf zu bewahren und schnell reagieren zu können.

Risiko bewusst eingehen – und absichern

Bergsteigen bleibt ein Sport, der extreme Herausforderungen und unvorhersehbare Risiken mit sich bringt. Die richtige Vorbereitung, realistische Selbsteinschätzung und eine umfassende Absicherung sind die Grundpfeiler, um diese Risiken zu minimieren. Die persönlichen Erfahrungen von Gela Allmann, Patrick Wörner, Benjamin Zenger und Alexander Huber zeigen, dass das Risiko nie vollständig eliminiert werden kann – doch mit dem richtigen Mindset und den passenden Versicherungen kann man sich bestmöglich wappnen.

 

Titelbild: © NewFinance, © Alexander Huber, © Angelika „Gela“ Allmann, © Benjamin Zenger, © Patrick Wörner