E-Scooter: Zwischen Pflichtversicherung und Promillegrenze

E-Scooter: Zwischen Pflichtversicherung und Promillegrenze
E-Scooter

Der E-Scooter ist eines der heißesten Themen dieses Sommers. Einerseits schießen E-Scooter-Verleiher wie Pilze aus dem Boden. Andererseits vergeht kaum ein Tag ohne einen E-Scooter-Zwischenfall in den Schlagzeilen. Wird das Fahren mit dem Trendvehikel zu einem echten Problem?

Gefährlicher Trend in Großstädten

Inzwischen können Fans des Scooters das Lifestyle-Gefährt in fast jeder deutschen Großstadt ausleihen – gleichzeitig liegt dort auch der Schwerpunkt der E-Scooter-Unfälle. Erstes Beispiel: Köln. Wie der WDR berichtet, verunglücken hier Ende Juli innerhalb von zwei Tagen drei Menschen, die mit dem E-Scooter unterwegs waren. Eine Frau fuhr gegen ein geparktes Auto und wurde dabei schwer verletzt. Sie war ebenso wie die beiden anderen Unfallopfer betrunken.

Nächstes Beispiel: Hamburg. Hier wurde erst vor wenigen Tagen eine 15-Jährige von einem Taxi erfasst. Sie war am späten Abend mit ihrem E-Scooter auf einem Radweg unterwegs – doch leider auf der falschen Seite. Eine Woche zuvor stieß eine 41-Jährige auf einer Kreuzung mit einem Auto zusammen. Sie fuhr allem Anschein nach bei Rot über die Straße.

Während die meisten E-Scooter-Unfälle in Deutschland relativ glimpflich ausgingen und bislang glücklicherweise „nur“ Schwerverletzte zu beklagen sind, hat es anderenorts auch schon Tote gegeben. Besonders tragisch: Der Unfall der bekannten britischen YouTuberin Emily Hartridge, die in der Nähe von London mit einem Lastwagen kollidiert war und anschließend ihren schweren Verletzungen erlag. Hartridge hatte ihren Roller erst wenige Tage zuvor von ihrem Freund geschenkt bekommen. Die 35-Jährige war ohne Helm unterwegs.

Helmpflicht für E-Scooter?

Spätestens seit dem tödlichen Unfall von Emily Hartridge wird auch in Deutschland das Thema Helmpflicht für E-Scooter-Fahrer immer intensiver diskutiert. Auch wenn die Mitte Juni eingeführte Elektrokleinstfahrzeuge-Verordnung das Fahren eines Elektrotretrollers ohne Helm ausdrücklich erlaubt, sind es vor allem Ärzte, die E-Scooter-Fahrern den dringenden Rat geben, einen Helm zu tragen. Dr. Christopher Spering, Oberarzt an der Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Plastische Chirurgie an der Uni Göttingen, kennt die Folgen des Fahrens ohne Helm aus der täglichen Praxis:

„In den Notaufnahmen sehen wir schon jetzt schwere Unfälle, bei denen insbesondere Fußgänger oder auch E-Scooter-Fahrer selbst betroffen sind und zum Teil so schwere Verletzungen wie Schädel-Hirn-Traumata oder Knochenbrüche davontragen, dass sie notfallmäßig operiert werden müssen.“

Achtung, Promille-Grenze!

Für Siegfried Brockmann von der Unfallforschung der Versicherer (UdV) liegt das Gefahrenpotenzial bei E-Scooter nicht nur beim fehlenden Helm, sondern auch beim Fahrer selbst. Unterschätzung der Geschwindigkeit und der Bremswirkung, falsche Gewichtsverlagerung, unkonzentriertes Fahren oder mangelnde Routine sind Faktoren, die den E-Scooter zu einer Gefahr im Straßenverkehr werden lassen. Vor allem, wenn beim Fahrer auch noch Alkohol mit im Spiel sei. Da, so der Experte in einem Interview mit der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung, gelten die gleichen Promille-Grenzwerte wie beim Auto. Und das wüssten viele nicht.

Auch wenn es noch keine offiziellen Erhebungen gibt, ist bei vielen Unfällen mit E-Scootern vermutlich Alkohol im Spiel. Wie die tz berichtet, gab es alleine in München bislang 418 Anzeigen gegen alkoholisierte E-Roller-Fahrer. Verena Bentele, Präsidentin des Sozialverbandes VdK, forderte bereits die Einführung einer 0,0-Promille-Grenze für alle, die E-Roller fahren.

Die Pflichtversicherung ist schon da

Nach mehreren Wochen intensiver Berichterstattung ist das Thema E-Scooter extrem präsent. Ein Indikator dafür: “E-Scooter-Versicherung” ist laut der jüngsten Analyse der mediaworx berlin AG im Juni 2019 eine der häufigsten Suchanfragen im Bereich Versicherung. Es bleibt heiß. Und damit ein aktueller Aufhänger für Gespräche mit Kunden. Gerade dann, wenn es darum geht, Risikoabsicherung für den Gesprächspartner greifbar zu machen. Ein praktischer Übergang vom Smalltalk in die Beratung.

Titelbild: © Fxquadro/fotolia.com