Trendsport Freeride Ski: Adrenalin im Tiefschnee

Freeride Ski: Gefährliches Hobby der Deutschen
Freeride Ski heißt ganz allein oben auf dem Wipfel stehen, fernab der Menschenmassen des Apès-Ski.

U
nberührte, steile Hänge. Waldstücke, selbst gebaute Schanzen. Adrenalin pur. Freeride Ski, das Skifahren abseits der Piste im Tiefschnee, wird immer mehr zum Trendsport. Und mit der wachsenden Fangemeinde steigt auch die Gefahr. Wie bereite ich mich auf das Fahren abseits der Ski-Pisten vor? Die richtige Ausrüstung ist das eine. Die Eigenverantwortung ist das andere. Sich mit den Pisten, den Wetter- und Schneeverhältnissen auseinanderzusetzen, ist unverzichtbar.

Ganz allein oben auf dem Wipfel, fernab der Menschenmassen des Après-Ski. Vor sich die Talfahrt, soweit das Auge schaut, nie enden-wollendes Weiß. Der Puls schlägt schneller. Dieses Gefühl, gleich der erste zu sein, der seine Spuren im frischen Pulverschnee hinterlässt, bis dass die Skier darauf schwimmen – unbeschreiblich.

Besser gut vorbereitet: Equipment ersetzt Erfahrung nicht

Kein Wunder, dass sich der Extremsport wachsender Beliebtheit erfreut. „Seit ein paar Jahren haben immer mehr Menschen den Drang, ins Gelände zu fahren“, sagt Andreas König, Sicherheitsexperte des Deutschen Skiverbands (DSV). Hinzu kommt, dass enorme Verbesserungen an der Skiausrüstung Freizeitskifahrern heute ermöglichen, extremere Ausflüge in wildes Gelände zu unternehmen, das einst exklusives Terrain für Vollprofis war. Aber um ein waschechter Freerider zu werden, braucht es weiterhin viel Übung und intensive Vorbereitung.

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Vorsicht im Wagnis: Unbekanntes Terrain

Die Fachzeitschrift Bergzeit betont beispielsweise die abweichende Fahrweise beim Freeride Ski im Tiefschnee. Darüber hinaus warnen die Experten vor technischer Härte der Hänge. Freerider müssen auf alles gefasst sein: Jederzeit müssen sie blitzschnell auf Hindernisse wie Hügel, Felsspitzen oder Einbuchtungen reagieren, die unter dem Schnee auftauchen. Denn, und das ist wichtig, sich immer wieder klar zu machen, der Sport wird am Ende in unberührter Natur ausgeübt.

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Lawinengefahr: Was die Technik leisten kann

Und die bleibt eben unberechenbar. Das heißt jedenfalls zum Teil, denn zuverlässige Hilfsdienste wie der Deutsche Alpenverein, die das Wetter vorhersagen, oder der Lawinenwarndienst Tirol, der immer die aktuelle Schneelage im Blick hat, machen die Planung sicherer. Anfänger können zudem auf Fachleute wie Bergführer zurückgreifen. Außerdem gehören ein LVS-gerät, Schaufel, Helm, Airbag-Rucksack und Sonde inzwischen zur Standardausrüstung, um sich zusätzlich vor Lawinengefahr zu schützen. Der Rest ist ein Stück weit auch persönliche Verantwortung.

Leichtsinn, Irrsinn, Wahnsinn?

Diese vernachlässigen abenteuerlustige Skifahrer leider immer wieder. Und ignorieren Live-Warnungen der Bergwacht. Wie erst vor einigen Wochen geschehen, als vier Skifahrer im Alter von 28, 32, 36 und 57 in Vorarlberg verunglückten. Unter ihnen mutmaßlich der Vorstand einer deutschen Bank. Trotzdem keine Spur von Weitsicht oder Vorsicht. Darüber hinaus galten alle vier als erfahrene Skifahrer. Von einem Anfängerfehler kann hier nicht die Rede sein.

In Tirol kam es zudem kürzlich zu einem Zwischenfall besonderer Torheit, als zwei in Freerider die Warnung der Bergwacht missachteten und munter weiter in einen Schneesturm fuhren. Als die Einsatzkräfte Stunden später die Männer bergen konnten, beschwerten sich die Skifahrer. Der Rettungseinsatz hatte ihnen offenbar zu lange gedauert.

Diese Beispiele sind extrem und insbesondere zur Abschreckung geeignet. Denn die meisten Skifahrer sind verantwortungsbewusst, halten sich an die Anweisungen der Bergwacht und bereiten sich intensiv auf ihre Ausflüge vor. Sie informieren sich über Nummern der örtlichen Rettungsdienste, kennen im Idealfall die lokalen GPS-Koordinaten und prüfen regelmäßig Wetter und Lawinenrisiko.

Wenn man ernsthaft Ski fährt, ist es fast unmöglich, die Versuchungen der Off-Piste- oder des Backcountry-Skifahrens zu ignorieren

Bergführer Nigel Shepherd, der alpiner Sicherheitsberater des Ski Club of Great Britain ist, spricht vielen Skifahrern aus der Seele. Die Profis wissen, dass der Gedanke der Sicherheit dem Verlangen nach Freiheit, Spontanität und Adrenalin beim Freeride Ski nicht im Wege steht.

Titelbild: © Mirko / fotolia.com

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