Fast seit Anbeginn der menschlichen Geschichte geben wir unseren Verstorbenen noch etwas mit auf ihre letzte Reise. Nur was das ist, hat sich drastisch gewandelt. Wir werfen einen Blick auf Grabbeigaben im Laufe der Geschichte.
Gräber gegen den Zahn der Zeit
Die ältesten Grabbeigaben sind bereits 120.000 Jahre alt. In vielerlei Gräbern im Mittelmeerraum und in der Levante haben Wissenschaftler eine breite Vielfalt von Begräbnispraktiken, Traditionen und Grabbeigaben (meist tierischer Natur) gefunden. Damals war es größtenteils üblich, die Toten in sehr flachen Gruben zu beerdigen. Dies erklärt teilweise die Seltenheit von Skelettfunden aus dieser Zeitperiode, da flache Gräber einen schnellen Zugriff durch Grabräuber oder wilde Tiere ermöglichen.
In Blumen gebettet
2013 haben Archäologen dann in einem prähistorischen israelischen Friedhof frühe pflanzliche Grabbeigaben entdeckt. Dieser soll etwa 13.700 Jahre alt sein. In den Gräbern fanden die Forscher die Relikte von Blumen, die darauf schließen ließen, dass bei der Beerdigung das gesamte Grab mit Blumen ausgekleidet gewesen sein musste. Auf diesen waren die Toten dann gebettet. Angeblich handelt es sich dabei übrigens um den frühesten Beleg für eine Vorbereitung und Dekoration von Gräbern.
Das Rätsel der Elchzähne
Kommen wir zur finnischen Steinzeit vor etwa 8.000 Jahren. Auch hier traten die Toten ihren Weg zur letzten Ruhe in flachen Erdgruben an, und auch hier sind die Funde vergleichsweise rar, denn die finnische (und sehr säurehaltige) Erde sorgt dafür, dass nur wenige Knochen bis jetzt überdauert haben. In einem dieser Gräber haben Forscher die Zähne eines Kindes gefunden, außerdem Fragmente von Vogelfedern, Pflanzenfasern und Hundehaaren. Hinzu kamen erstaunlicherweise Elchzähne, deren Position an den Hüften des Kindes verriet, dass sie möglicherweise auf eine Kleidungsstück aufgenäht waren.
Auch in anderen finnischen Gräbern, teils Jahrhunderte später angelegt, haben Forscher Hunde gefunden. Das berichtete CNN.
Gold und Silber
Wesentlich besser erhalten sind die Grabbeigaben von Königen. Auf dem Gebiet des antiken Sumer beispielsweise gruben Forscher um den britischen Archäologen C. Leonard Woolley den königlichen Friedhof von Ur aus, dem Ort, der in der Bibel als Heimatstadt des Abraham bezeichnet wird. Unter anderem waren dort Schmuckstücke aus Lapislazuli, Kelche aus Gold und Silber, Alabasterschalen und andere Kunstgegenstände vergraben. Die Kultur der Sumerer war um 2.600 bis 2.500 vor Christus auf ihrem Höhepunkt.
Im alten Ägypten – genauer: im Grab Tutanchamuns – fanden sich außerdem Spuren von Zwiebeln. Die Ägypter waren überzeugt davon, dass Zwiebeln sogar den Toten mit ihrem scharfen Duft wieder Leben einhauchen können.
Ruhe im Schlüsselloch
Im antiken Japan wiederum sah das anders aus. Hier beließen es die Herrscher nicht bei einfachen Grabbeigaben. Genau wie die Pharaonen ließen sie sich gewaltige Grabmäler errichten, nur gab es hier keine Pyramiden, sondern die sogenannten Kofun. Dabei handelt es sich um gewaltige Grabhügel, die in ihrer Form an Schlüssellöcher erinnern. Ein Beispiel dafür ist das Grab von Takamatsuzuka in der Azusa-Provinz. Im Inneren fanden Archäologen einen steinernen Sarg in einer Grabkammer, dem Accessoires, Schwerter und Bronzespiegel beigelegt waren. Nach dem sechsten Jahrhundert wurden keine neue Kofun mehr errichtet.
Der mysteriöse Kamm von Bayern
Besuchen wir das Bayern des sechsten Jahrhunderts. In einem bislang noch nicht vollständig erforschten Grab haben Archäologen unter anderem einen Elfenbeinkamm und eine afrikanische Schale mit „mysteriösen Zeichen“ entdeckt. Laut wissenschaft.de ist bislang nicht klar, wem das Grab gehörte oder wie diese exotischeren Gegenstände dort gelandet sind. Die Forscher gehen davon aus, dass dies ein Beweis für weitreichende Verbindungen der großen Handelszentren in Italien nach Deutschland sei – auch lange nach dem Fall des römischen Reiches. Denn obwohl Kämme an sich für die Region und Ära keine allzu seltene Grabbeigabe waren, galt das Exemplar aus Elfenbein als besonders luxuriös.
Grabbeigaben bei den Wikingern
Die Wikinger sind da wesentlich besser erforscht. Ein in Mittelnorwegen entdecktes Doppelgrab hat Archäologen eine ganz besondere Einsicht in die Traditionen der Wikinger-Begräbnisse geliefert. Zunächst einmal waren im tiefer liegenden Bootsgrab eines Mannes Waffen begraben: Unter anderem Speer, Schild und Schwert. Die Machart des Schwertes verriet: achtes Jahrhundert. Über diesem Grab war außerdem eine Frau begraben, ebenfalls in einem Boot, aber anstatt Waffen hatte sie zum Beispiel eine Perlenkette, eine Spindel, einen Kuhkopf und eine Kruzifix-Brosche. In einem weiteren Grab, entdeckt im schwedischen Uppsala, fanden Forscher außerdem ein Wikingergrab, in dem ein Hund und ein Pferd ihren Herrn bis in den Tod begleiteten. Abschließend dazu: Solche Bootsgräber waren generell den hochrangigen Wikingern vorbehalten.
Grabbeigaben in Europa
In Europa verschwand die Tradition der Grabbeigabe im Zuge der Christianisierung langsam aus der Geschichte. Zwar bekamen Bischöfe zwischendurch noch Patenen, Stäbe oder Kelche mit auf ihre letzte Reise, aber für die breite Masse der Bevölkerung blieb das aus.
Im modernen Deutschland sind Grabbeigaben mit Einschränkungen erlaubt. Die Grundregel dabei: Angehörige dürfen nur diejenigen Grabbeigaben in den Sarg legen, die sich selbst zersetzen können. Außerdem dürfen sie das Grundwasser nicht verunreinigen und der Umwelt nicht schaden. Und zuletzt dürfen sie den Verwesungsprozess des Leichnams nicht maßgeblich stören. Die genaue Umsetzung dieser Regeln ist dem jeweiligen Friedhof vorbehalten.
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