Das Ouija-Brett: Als eine Holztafel das Sprechen lernte

Das Ouija-Brett: Als eine Holztafel das Sprechen lernte
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Familienspiel, Geisterbeschwörung, Teufelszeug. Das Ouija-Brett zieht seit Jahrzehnten Menschen rund um den Globus in seinen Bann. Doch was ist das überhaupt und wie entstand es? Wir werfen einen Blick darauf.

Die Herkunft des Ouija-Bretts

Seine Ursprünge hat das Ouija-Brett in den Vereinigten Staaten des 19. Jahrhunderts. Als Erfinder – oder eher: Patentanmelder – gilt der US-Amerikaner Elijah Jefferson Bond. Sogenannte „Talking Boards“, sprechende Bretter, tauchten laut dem Smithsonian Magazine erstmals 1886 in der frisch gegründeten US-amerikanischen Presse auf. Auch die Nutzung war bereits etabliert: Es handelte sich um Holzbretter, auf denen das gesamte Alphabet, die Zahlen von eins bis neun sowie die Worte „Good Bye“, „Nein“ und „Ja“ eingraviert, aufgemalt oder aufgedruckt waren. Ein meist hölzernes Zeigestück komplettierte das Design. Vier Geschäftsleute – darunter Charles W. Kennard, Elijah Bond und Colonel Washington Bowie – gründeten die Kennard Novelty Company, die sich der Vermarktung dieser „sprechenden Bretter“ verschrieb. Später übertrug Bond sein Originalpatent, registriert am 10. Februar 1891, an William Maupin und Charles Kennard. In diesem ersten Patent ist bereits vom Ouija-Brett die Rede.

„Viel Glück“

Ein zweiter Name, der untrennbar mit dem Ouija Brett verbunden ist, lautet William Fuld. Fuld übernahm den Verkauf nur kurz nach der ersten Patentanmeldung und setzte ein eigenes Patent auf, das das bisherige „Sprechende Brett“ verbesserte. Dieses trat am 19. Juli 1892 in Kraft. Was zum Mysterium des Ouija-Bretts beiträgt, ist die weit verbreitete Unklarheit bezüglich seiner Namensherkunft. Heutzutage ist oftmals von einem „Doppel-Ja“ die Rede, also der Kombination aus dem französischen Oui und dem deutschen Ja, eine angeblich von Fuld selbst popularisierte Deutung. Angesichts dessen, dass Fuld von einem deutschen Vater abstammt, scheint es jedoch seltsam, dass das „Oui“ in diesem Fall richtig, das „Ja“ dagegen falsch ausgesprochen wird. Dem Ouija-Brett-Experten Robert Murch zufolge teilte das Ouija-Brett seinen Namen selbst in einer Sitzung mit. Und zwar mitsamt der Information, dass „Ouija“ soviel wie „Viel Glück“ bedeuten sollte.

Patentregen

William Fuld entwickelte das Ouija-Brett mehrfach weiter und versuchte, die Erfindung mit vielfältigen Patentanmeldungen zu schützen. So meldete er zum Beispiel 1892 sein erstes neues Patent an, in dem er direkt angab, das als Ouija-Brett bezeichnete Spielzeug verbessern zu wollen. Sowohl im Zeigestück als auch im Brett befanden sich hier magnetische Elemente, die dafür sorgen sollten, dass das Brett nicht nur Fragen beantwortete, sondern auch eigenständig welche stellte. 1920 ging er noch einen Schritt weiter und ließ zwei Varianten des Zeigestücks des Ouija-Bretts patentieren. Das Besondere daran: Das neue Zeigestück kam mit einem Sichtfenster daher.

Das Ouija-Brett und das Christentum

Auf dem originalen Patentschein von 1891 ist das Brett als „Toy or Game“ also Spielzeug oder Spiel, kategorisiert. Dem Smithsonian Magazine zufolge entsprang das Ouija-Brett allerdings direkt der weit verbreiteten Besessenheit mit dem Spiritismus. Dieser feierte im 19. Jahrhundert einen wahren Siegeszug. Kein Wunder, in Europa war er schon lange existent, die neue nationale Presse verhalf ihm zu zusätzlicher Bekanntheit und außerdem war der Spiritismus damals problemlos mit den christlichen Dogmen kompatibel. Die Amerikaner sahen kein Problem darin, samstagabends eine Séance zu halten und am Sonntag brav in der Kirche zu sitzen. Durchschnittlich lebten die Menschen in den damaligen Vereinigten Staaten 50 Jahre lang, Kinder starben an Krankheiten, Frauen durch die Geburt, Männer im Krieg. Vor allem im Bürgerkrieg stieg der Wunsch danach, mit denen, die in den Krieg zogen und nie zurückkehrten, zu kommunizieren.

Im zweiten Teil geht es um die Entwicklung des Ouija-Bretts bis in die heutige Zeit.

Titelbild: ©Patricia/stock.adobe.com