„Ich lebte für den Job, gleichzeitig aber auch am Limit“

Qualität durch Fokussierung: Finanzberater Matthias Schlattmeier hat seine Arbeitszeit konsequent auf 20 Stunden reduziert und schreibt dadurch nach eigenen Aussagen qualifizierteres Geschäft. Ein Interview. 

„Kommunikation ist nicht alles, aber ohne Kommunikation ist alles nichts“

Viele Vermittler arbeiten mindestens 40 Stunden die Woche. Das zeigt eine diesjährige Facebook-Umfrage der NewFinance Redaktion, an der 461 Kollegen und Kolleginnen teilgenommen haben. 55,1 Prozent arbeiten demnach zwischen 40 und 55 Stunden pro Woche. 8,46 Prozent sogar noch mehr. 21,26 Prozent arbeiten zwischen 30 und 40 Stunden, weitere 15,18 Prozent kommen auf weniger als 30 Stunden.

Finanzberater und Ausschließlichkeitsvermittler Matthias Schlattmeier schrieb zu der Umfrage: „Ich habe meine wöchentliche Arbeitszeit schon vor Jahren ganz konsequent auf 20 Stunden in der Woche reduziert und schreibe nun ein deutlich qualifizierteres Geschäft als zu Zeiten, wo ich das Hamsterrad in Schallgeschwindigkeit drehte.“ Wir haben ihn im Interview nach seiner Strategie gefragt. 

Redaktion: Du sagst, dass du nach einer langen Zeit im „Hamsterrad“ deine Arbeitszeit auf etwa 20 Stunden die Woche reduziert hast. Wie kam es dazu?

Matthias Schlattmeier: Es muss um 2010 herum gewesen sein. Ich lebte für den Job, gleichzeitig aber auch am Limit. Nur merkte ich es nicht. Freizeit? Warum? Urlaub? Wird überbewertet! Schließlich gibt es was zu tun. Der Rubel muss rollen, koste es, was es wolle. Das war – wie vermutlich bei vielen – viele Jahre meine Denkweise. Ich war so sehr mit der Arbeit und dem Drumherum beschäftigt, dass ich nicht mehr merkte, wie mein Körper mir die Freundschaft kündigte. Bis zu dem Tag, als ich mich früh morgens im Bad um die eigene Achse drehte, mit dem Kopf auf dem Rand der Badewanne aufschlug und daraufhin 22 Stunden schlief. Gute Nacht, Marie. Das war der Moment, wo mir klar wurde, ich muss etwas ändern. Dringend!

Redaktion: Du kannst nun sogar ein deutlich qualifiziertes Geschäft schreiben – wie hast du das geschafft?

Matthias Schlattmeier: Spitz statt stumpf. Durch die Reduzierung der Arbeitszeit konzentriere ich mich heute extrem auf das Wesentliche. Viele Prozesse, wie zum Beispiel die Angebotserstellung, habe ich perfektioniert und bin dem Wettbewerb damit sehr oft eine Nasenlänge voraus. Unabhängig vom Preis übrigens. Aufgrund meiner 20-Stunden Woche bin ich außerdem sehr entspannt und berate deshalb ausschließlich und immer im Spitzenzustand. Das macht sich in der Qualität meiner Beratung bemerkbar. So bin ich immer konzentriert, fokussiert und aufmerksam. Das war nicht immer so…

Redaktion: Wie setzt du das konkret um? Wie sieht deine Strategie aus?

Matthias Schlattmeier: #Empfehlungskunden sind #Topkunden! Seit drei, vier Jahren konzentriere ich mich fast ausschließlich auf das Empfehlungsgeschäft und kommuniziere das auch sehr stark. Eine kleine Anekdote dazu: Als ich mich entschloss, nur noch auf Empfehlung zu arbeiten, kommunizierte ich das mit den oben genannten Hashtags in den sozialen Netzwerken. Plötzlich erhielt ich Nachrichten von langjährigen Kunden, welche nie eine Empfehlung ausgesprochen haben, dass ich mich doch bitte einmal beim Onkel, der Schwester oder dem Bruder melden möchte. Und zwar mit dem Hinweis, dass man mich empfohlen habe, da ich ja schließlich auf Empfehlung arbeite. Ich erinnere mich noch heute sehr gut an die erste dieser Nachrichten, die ich damals über den Facebook Messenger bekam. 

Redaktion: Welche Kanäle nutzt du?

Matthias Schlattmeier: Da ich die (Vertriebs-)Welt vor Social Media noch kenne, arbeite ich heute tatsächlich noch viel mit „Print“, also der regionalen Zeitung. Meine Welt ist aufgebaut wie ein Sonnensystem: Die Agentur ist die Erde, „Print“ die Sonne, Facebook der Saturn, Instagram der Jupiter und so weiter. Auf jedem der Kanäle spiele ich eine andere Melodie.

Redaktion: Wie kümmerst du dich um die Kundenkommunikation?

Matthias Schlattmeier: Die Kommunikation läuft überwiegend über WhatsApp sowie über Facebook. Ein sehr starkes Tool sind auch Broadcast Listen.

Redaktion: Was würdest du Berufsanfängern in der Branche raten?

Matthias Schlattmeier: Auf externe Trainer zurückzugreifen und, ganz wichtig, lesen!

Redaktion: Würdest du alles genau noch einmal so machen?

Matthias Schlattmeier: Nein, ganz sicher nicht. Die Schule der harten Schläge, wie ich sie durchlaufen habe, möchte ich keinem zumuten. Dazu muss man wissen, dass ich viele Jahre auf mich alleine gestellt war. Mit dem Wissen von heute hätte ich mich die vergangenen Jahre sicher anders aufgestellt. Aber wer hätte das nicht.

Redaktion: Wenn du deinem beruflichen Werdegang rückblickend ein Motto oder ein Fazit geben würdest, welches wäre das? 

Matthias Schlattmeier: Kommunikation ist nicht alles, aber ohne Kommunikation ist alles nichts.

Titelbild: ©Matthias Schlattmeier