Riskante Hobbys: Truckracing – Rennen mit tonnenschweren Lastern

Truckracing
Truck traveling on road at sunrise - speed and delivery concept.

Hier ist alles überdimensional: die schiere Größe der Rennfahrzeuge, die Power, die die Motoren haben, der röhrende Sound, das ekstatische Publikum, die waghalsigen Überholmanöver, die begnadeten Techniker und die völlig angstfreien Piloten in den Cockpits. Eine Motorsportserie der Superlative und somit absolut einzigartig.

Die Geschichte des Truckracings

Was auf den Autobahnen zuweilen an ein Elefantenrennen erinnert, hat sich im Land der unbegrenzten Möglichkeiten zu einem Hochgeschwindigkeitssport entwickelt. Truckracing existiert seit den Siebzigerjahren, stand aber bereits mehrfach kurz vor dem Aus. Obschon der Laster-Sport in den USA für lange Zeit fast verschwunden war, etablierten sich in Europa, Australien und Brasilien landesweite Truck-Rennserien, die sich großer Beliebtheit erfreuen.

Truckracing in Brasilien und Europa

In Brasilien hatten die tonnenschweren „Rennmaschinen“ lange Zeit den professionellsten Auftritt. Seit 2016 und dem Einstieg des Promoters ETRA bildet die Truck-Europameisterschaft allerdings die Benchmark im Truckracing. Und weil ja immer Luft nach oben ist, träumt so mancher Fan von einer Truckracing-Weltmeisterschaft. 

In seiner mehr als fünfzigjährigen Geschichte hat der Truck-Rennsport so manche Höhen und Tiefen durchlebt. So beispielsweise den Rückzug großer Truckschmieden, Zulieferer und namhafter Lkw-Hersteller aus dem Truckrace-Zirkus. Auch das Fehlen von professioneller Vermarktung und TV-Präsenz konnte die Renn-Serien nicht in Gefahr bringen. Im Gegenteil: immer mehr Teams gehen Truckracing höchst professionell an und Hobby-Racer müssen zuweilen Profi-Rennfahrern ihren Platz im Cockpit überlassen. Die Luft für Amateure wird zunehmend dünner, da das Profilager mehr und mehr das Ruder übernimmt mit größeren Sponsorenverträgen und TV-Deals im Rücken.

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Zwischen Vorfreude und Vorurteilen

Bemerkenswert ist in jedem Fall die enorme Nähe zwischen Fahrern und Fans, die im Rennsport ihresgleichen sucht. Obligatorisch bei jedem Rennen ist auch ein umfang- und abwechslungsreiches Rahmenprogramm für Groß und Klein zu familienfreundlichen Preisen. Bestes Beispiel hierfür: der alljährliche Truck-Grand-Prix am Nürburgring. Dieses Event ist nicht nur für Truckracer der Saison-Höhepunkt, sondern gleichzeitig auch das größte Country-Festival Europas und die zweitgrößte Nutzfahrzeugmesse. Bis zu 150.000 Besucher zieht das Spektakel jährlich in die Eifel. Truckracing ist seit vielen Jahren nach der Formel 1 der größte Besuchermagnet. 

Viele Jahre musste sich dieser Rennsport gegen Vorurteile wehren. Vor allem die Abgase in Form von schwarzen, stinkenden Rußwolken waren Gegenstand von Ablehnung und Ressentiments. Doch diese Zeiten sind längst vorbei, vielmehr ist Schwarzrauch heute streng verboten und wird rigoros geahndet.

Truckracing in Zahlen

Die modernen Trucks, die heute über die Rennpiste jagen, holen aus ihren 13 Liter großen Dieselmotoren bis zu 1100 PS heraus. Trotz sage und schreibe fünfeinhalb Tonnen Kampfgewicht beschleunigen die Maschinen in rund sechs Sekunden von 30 auf 160 km/h. Bei 160km/h ist übrigens Schluss, da verstehen die Schiedsrichter keinen Spaß und es gibt kein Pardon. Das Limit wird mittels GPS genauestens überwacht. Kollisionen gehören übrigens zum sportlichen Umgangston. Übertreiben darf man allerdings auch dabei nicht, sonst bekommt man es mit den Sportkommissaren zu tun.

Bei soviel Power unter der Haube und „freundschaftlichen“ Schubsern mit Blechkontakt, kann es schon mal ruppig zugehen… Also sorgt der kluge und vorausschauende Truckracer vor und sichert nicht nur seine Rennmaschine, sondern auch seine körperliche Unversehrtheit tunlichst ab. Immerhin betreibt er ja ein riskantes Hobby.

Titelbild: © Nightman1965/stock.adobe.com