Allerheiligen – was feiern wir an diesem besonderen Tag?

Allerheiligen, Friedhof

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er in den Abendstunden des 1. und 2. November die letzten Ruhestätten seiner Angehörigen besucht, dem bietet sich – vor allem in katholischen Gegenden – ein beeindruckendes Bild. Denn an Allerheiligen werden die Friedhöfe von Hunderten von sogenannten “Seelenlichtern” beleuchtet.

Was feiern wir an Allerheiligen?

Wie der Name vermuten lässt, ist dieser Tag allen Heiligen der Kirche gewidmet. Mit diesem Hochfest erinnert die Kirche aber nicht nur an ihre heiliggesprochenen Frauen und Männer, sondern aller, die ihren Glauben unspektakulär und ihr Leben still und christlich gelebt haben. Die sichtbare Vergänglichkeit der Natur sensibilisiert die Menschen in diesen Tagen. Sie öffnet den Blick auf das Leben nach dem Tod und die Heiligen als Vorbilder dorthin.

Allerheiligen und Allerseelen

Für die Gläubigen der großen christlichen Kirchen ist der Beginn dieser Woche eine Zeit des Innehaltens und des Feierns. Die Nähe zum Winter und die damit verbundene Symbolik haben dazu geführt, dass Allerheiligen und Allerseelen zu einer Art Doppelfest verschmolzen ist. Dass Allerheiligen in den Augen Vieler immer mehr zum Toten-Gedenktag wird, liegt daran, dass Allerheiligen ein gesetzlicher Feiertag ist, Allerseelen hingegen nicht. So besuchen viele die Gräber ihrer Angehörigen schon am 1. November.

Feiertag nur in 5 Bundesländern

Denn nur in den katholisch geprägten Bundesländern ist Allerheiligen ein Feiertag: Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Saarland. Allerheiligen ist ein sogenannter “stiller Feiertag”. Das bedeutet, dass an diesem Tag Ruhe herrschen muss und ein generelles Tanzverbot gilt.

Mit Allerheiligen beginnt der „Totenmonat“ November

Allerheiligen wird von Christen weltweit gefeiert. Mehrheitlich am 1. November. Ausnahmen bilden einzelne Länder wie Kolumbien, wo der Festtag auf den 7. November fällt. Die christlich-orthodoxe Kirche feiert Allerheiligen dagegen schon am ersten Sonntag nach Pfingsten.

Verpflichtung zu Liebe und Nächstenliebe

„Wir alle sind zur Heiligkeit berufen“. Daran hat Papst Franziskus in den vergangenen Jahren am Hochfest Allerheiligen immer wieder erinnert. Dabei machte er Mut, Heilige nicht als unerreichbar, sondern als „uns nahe“ und als Verpflichtung zu begreifen.

„DIE HEILIGEN, DIE WIR HEUTE FEIERN, SIND NICHT UNERREICHBARE MENSCHEN. SIE SIND MENSCHEN, DIE MIT DEN FÜSSEN AUF DEM BODEN GELEBT UND DIE TÄGLICHE MÜHE DER EXISTENZ MIT IHREN ERFOLGEN UND MISSERFOLGEN ERLEBT HABEN. IM HERRN HABEN SIE DIE KRAFT GEFUNDEN, IMMER WIEDER AUFZUSTEHEN UND DEN WEG FORTZUSETZEN.“

Mit traditionellen Bräuchen der Verstorbenen gedenken

Katholiken schmücken an diesen Tagen die Gräber ihrer Toten und drücken damit ihre Zuversicht aus, dass ihre Angehörigen nach dem Tod in der Gemeinschaft mit Gott sind. Der wohl bekannteste Brauch an Allerheiligen ist die Gräbersegnung.

  • “Ewige Lichter” und Grabschmuck

Am Nachmittag von Allerheiligen oder an Allerseelen besuchen Angehörige die Grabstätten auf dem Friedhof und entzünden die sogenannten “Ewigen Lichter”. Die “Seelenlichter” sind  Symbole des Auferstehungsglaubens und der Gegenwart Gottes. Nach alter Tradition werden die Gräber auch mit Gestecken, Kränzen oder bepflanzten Schalen geschmückt und die Grabpflanzen mit Tannenzweigen abgedeckt. Priester segnen die Gräber und besprengen sie mit Weihwasser.

  • Allerheiligenstriezel und Allerseelenzöpfe

Ein anderer Brauch ist das Backen von Allerheiligenstriezeln oder Allerseelenzöpfen. Diese Hefeteigbackwaren werden zu einem Zopf geflochten und mit buntem Zucker bestreut. Dieser Brauch geht auf die antike Trauerkultur zurück. In dieser war es üblich, dass die geflochtenen Haare als Zeichen der Trauer abgeschnitten wurden.

Allerheiligen und Aberglaube

Nach altem Volksglauben stiegen die »armen Seelen« in der Nacht von Allerheiligen auf Allerseelen aus dem Fegefeuer auf, um sich in dieser Nacht von den erlittenen Qualen zu erholen. Diese abergläubische Vorstellung hat sich im Laufe der Zeit mit christlichem Brauchtum vermischt.

Trauer unterscheidet nicht zwischen den Konfessionen

Auch wenn der Gedenk-Ritus Allerheiligen aus der katholischen Tradition stammt, haben viele Menschen, unabhängig von ihrem Glauben, in diesen Tagen das Bedürfnis, zu ihren Verstorbenen zu gehen und Trost zu erfahren.

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