„Fore!“: Ist Golf ein Risikosport?

Golf

Der Golfsport zählt zu den prestigeträchtigsten Sportarten der Welt. Nicht zuletzt die idyllische Natur der Golfplätze und ein oft hohes Alter der Spieler lässt zudem vermuten, dass es sich um eine ruhige Sportart mit geringem Verletzungsrisiko handelt. Statistiken zeigen allerdings, dass Golf durchaus gefährlicher sein kann als manche Teamsportarten. Darunter auch Rugby. Kann das stimmen?

Aus den Niederlanden zu Olympia

Aufzeichnungen aus dem Jahr 1545 zufolge entstand das Golfspiel in den Niederlanden, wo zunächst mit Stöcken und Kieselsteinen in den Dünen gespielt wurde. Nächste Berichte erschienen daraufhin erst wieder um 1636 in der schottischen Literatur. Ein großer Sprung dann 1717. Dem Golfsportmagazin zufolge entstanden hier die ersten Golfregeln. Manche davon gelten bis heute. Die wohl – auch dem Laien – bekannteste daraus: Ein Golfplatz hat 18 Löcher.

Eine Wende für den Golfsport dann 1848. Hier können Holzschläger erstmals durch Schläger aus Metall getauscht werden. Golfclubs etablieren sich europaweit und mit den British Open findet in Glasgow das erste professionelle Golfturnier statt. Nur wenige Jahre später, 1894, gründet sich mit der „United States Golf Association“ eine offizielle Behörde. Durch steigende Popularität und internationale Anerkennung nimmt das olympische Komitee Golf 1990 offiziell als anerkannten Weltsport in die Olympiade auf, in welcher er bis heute fester Bestandteil ist.

GCE-Wolfgang-Michel
Wolfgang Michel

Auch bei Hobbysportlern findet der Golfsport nach wie vor großen Anklang, wie Wolfgang Michel, Geschäftsführer des Golfclub München Eichenried bestätigt:

„Golf ist ein Spiel und Sport zu gleich. Nur wer mit Feuer und Flamme dabei ist, wird wirklich Golfer, und zugleich ist es ein sehr aufregender und schwieriger Sport, bei dem himmelhoch jauchzen und zu Tode betrübt sein sehr nahe beieinander liegen.“

 

 

Zudem sei Golf ist aber auch ein sehr geselliger Sport in meist wunderschönen Landschaften.

Kostspielige Vorurteile

Ohne Ausrüstung ist die Ausübung des Golfsports unmöglich. Schläger und Bälle sind essentiell, hinzu kommt die Suche nach einem Golfplatz. Klingt nach einem hohen Kostenaufwand. Allerdings lässt sich dieser umgehen. „In der Regel handelt es sich bei öffentlichen Plätzen um Kurzplätze, also Plätze mit kürzeren Bahnen”, stellt der Geschäftsführer der Vereinigung clubfreier Golfspieler im DGV e.V. (VcG), Marco Paeke gegenüber dem Golfsportmagazin klar. Und eben jene – bundesweit inzwischen über 370 Plätze – stehen jedem offen. Ab lediglich 10 Euro können die Anlagen bespielt werden. Hinzu kommen Leihgebühren für Schläger, Bälle und Tees.

Nach oben sind die Grenzen dann offen. Eine günstige Platzreife beginnt bei rund 150 Euro. Club-Mitgliedschaften liegen bereits bei 1.000 Euro im Jahr. Golfschläger wie die der japanischen Marke Majesty Maruman kosten im Set gut und gerne ein paar tausend Euro.

Quelle: Statista

Blitzeinschlag und Hexenschuss

Ein National Health Statistics Report aus dem Jahr 2016 untersuchte in den USA diverse Freizeitsportarten auf ihr Verletzungsrisiko. Das größte Verletzungspotential wiesen hierbei alltägliche Fitnesstrainings wie beispielsweise Laufen oder Krafttraining auf. Golf läge der Statistik nach hinter Basketball und American Football. Allerdings: Da der Sport mit anderen Sportarten wie Tennis oder Wandern zusammengefasst wurde, sind die Risikostatistiken wohl nicht ganz akkurat.

Nichtsdestotrotz kommen durchaus Verletzungen im Golfsport vor. Zum Teil handelt es sich dabei um skurrile Vorfälle wie Blitzeinschläge oder Krokodilattacken auf dem Green, tatsächlich zählen laut Daily Golf aber vor allem muskuläre Verletzungen im Rücken oder der Hand zu den üblichen Verletzungen. Ebenso betroffen: Ellenbogen, Schulter oder Rippen. Insgesamt gaben bei einer Befragung 71 Prozent an, sich beim Golfspiel verletzt zu haben.

Die Realität eine andere?

Laut Statista gab es im Jahr 2020 deutschlandweit 831 Golfclubs. Alleine der Golfclub München Eichenried zählt aktuell 1.360 Mitglieder. In der Spitze befinden sich hieraus bis zu 300 Golfer gleichzeitig auf der Anlage verteilt auf 150 Hektar inklusive der Übungsanlagen, dem Restaurant und Golfschule. Dass mehr Spieler generell ein höheres Verletzungsrisiko bedeuten, kann Wolfgang Michel nicht bestätigen:

„Golfen ist ein sehr sicherer Sport, da es strenge Regeln gibt, sich gegenseitig vor Unfällen durch den Ball und die Schläger zu schützen. Unwetterhütten und Warnsysteme sind auf dem Platz so verteilt, dass man im Umkreis von 500 Metern auf dem Platz Einstellmöglichkeiten hat.“

Die Gefahren des täglichen Lebens gäbe es natürlich auch beim Golf, typische Golfverletzungen jedoch nicht. Eine Grund für weniger Risiko: Der Sport ist kontaktlos. Für Erste Hilfe-Fälle wie Schnittwunden, Insektenstichen und Herz-Kreislaufproblemen gibt es auf jeder Anlage regelmäßig ausgebildete Ersthelfer vor Ort.

Etikette ist Prävention

Neben entsprechenden Präventionsmaßnahmen hält auch eine strenge Etikette auf dem Platz das Verletzungsrisiko gering. Der Ausruf „Fore“ beispielsweise informiert andere Spieler über einen abgeschlagenen Ball, um sich entsprechend nicht in die Flugbahn zu begeben. Entsprechende Etikette gilt hier bundeweit, wie international und wird vom Deutschen Golfverband sowie vom Europäischen Golfverband vorgegeben. Dabei geht es um die Vermeidung von Beeinträchtigung der Mitspieler und die Schonung des Golfplatzes. Die Etikette während eines Turnieres oder im Alltag unterscheiden sich hierbei laut Wolfgang Michel nicht. Gegen Verletzungen empfiehlt er folgende Prävention:

„Vor jeder Runde aufwärmen. Augen am Platz offen halten und nie in Zonen schlagen, die man nicht einsehen kann.“

Titelbild: ©Markus/stock.adobe.com
Beitragsbild Wolfgang Michel: ©Frank Föhlinger