Romane und Gevatter Tod: Die bizarre Scheibenwelt

Geschichten der bizarren Scheibenwelt
Geschichten der bizarren Scheibenwelt

Eine Riesenschildkröte fliegt durch das Universum, auf ihrem Rücken stehen vier Elefanten. Diese vier Elefanten wiederum tragen eine Welt, flach und rund wie eine Scheibe. Völlig bizarr? Willkommen in der fantasievollen Scheibenwelt des Terry Pratchett. Die Geschichten der Scheibenwelt spielen vor einer beinahe klischeehaften Fantasy-Kulisse, doch gleichzeitig halten sie unserer realen Welt, die dort „Rundwelt“ heißt, einen satirischen Spiegel vor.

Über den weltberühmten Sir Terry Pratchett

Die 1983 gestartete Reihe der Scheibenwelt-Romane machte den in Großbritannien geborenen Schriftsteller weltberühmt. Von 1983 bis zu seinem Tod vor fünf Jahren erschienen 41 Romane der Reihe. Dazu kommen noch Anhänge, Begleitmaterial und andere Serien, sowie einzelne Romane. Mit seinen cirka 85 Millionen verkauften Büchern war Pratchett einer der erfolgreichsten Fantasy-Autoren unserer Zeit. Gut erhaltene Erstausgaben von Pratchetts Scheibenweltromanen sind innerhalb der Fangemeinde sogar so wertvoll, dass sie teilweise mehr als 2.000 Britische Pfund dafür ausgeben.

Eine Scheinwelt, die Scheibenwelt

Magie und Zauberei nehmen auf der Scheibenwelt die Stellung ein, die in unserer Wirklichkeit Naturwissenschaft und Technik innehaben. Die fiktiven Geschichten der Romane sind nicht nur reine Fantasie. Vielmehr stecken in Pratchetts Werken Parodien anderer Fantasywerke, Märchen und Literaturklassiker aber auch die gesamte Popkultur und unsere Welt. Kriege, Korruption, Ungerechtigkeit und Gier stehen genauso im Fokus wie das Bankenwesen, die Post, Journalismus und Schauspiel.
Fast alle Figuren der Scheibenwelt-Romane stehen meist über ein paar Ecken in Verbindung und treten in anderen Romanen erneut in Nebenrollen auf.

Sensemann, Schnitter oder Gevatter Tod

Der „Gevatter Tod“ ist der vierte Roman von Terry Pratchetts Scheibenwelt Serie und folgt dem Tod als Protagonisten der Geschichte. Allerdings handelt es sich nicht um den furchteinflößenden Sensenmann, sondern um einen verschrobenen und teilweise witzigen Charakter. So sucht er beispielsweise einen Lehrling und schlägt sich mit diesem und jeder Menge anderer Probleme herum.
Der Begriff Sensenmann oder Gevatter Tod stammt aus dem Mittelalter und stellt eine personifizierte, anthropomorphe Allegorie des Todes dar. Der Tod wird als Skelett dargestellt, das mit einer Sense die Menschen dahinmäht.
Allerdings kommt der Tod auch im Namen einer weiteren Hauptfigur vor. Oft kürzt der Autor den Namen von Lehrling Mortimer ab, sodass Mort daraus wird – was im Französischen „Tod“ bedeutet.

Petition gegen den Tod

Der vierte Teil seiner Scheibenwelt-Serie ist allerdings nicht der einzige Part, in dem der Tod eine große Rolle spielt. Pratchett bezieht den Tod und das Sterben immer wieder in seine Romane mit ein. In einem Interview antwortet er auf die Frage, ob er den Tod als Spaß sähe, wie folgt: „Tod als Charakter? Dies ist der Grund, warum ich mich selbst als Fantasy-Autor bezeichne und nicht mit Dingen wie magischem Realismus herumspiele. Sie haben so viele Quellen, auf die Sie zurückgreifen können, wenn Sie ein Fantasy-Autor sind.“
Pratchett hat mit den Werken für sich einen Ort erschaffen, in dem Leser und Leserinnen ihre Gedankenspiele ausleben können. Er geht das sonst sehr ernste Thema „Tod“ humorvoll an und trotz der komisch anmutenden Abenteuer der Protagonisten bleibt der Leser nachdenklich.

Übrigens: Nachdem Terry Pratchett 2015 an den Folgen seiner Alzheimer-Krankheit verstarb, veranstalteten Fans aus aller Welt eine Petition an Gevatter Tod, dass er Sir Terry wieder freilassen solle. Erfolgreich waren sie damit leider nicht.

Titelbild: © aotearoa/stock.adobe.com