Krisenreporter: Hautnah am Geschehen

Krisenreporter: Hautnah am Geschehen
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Fake News-Vorwürfe, Pfefferspray und Psychoterror: Journalisten stecken derzeit weltweit nicht nur harmlose Kritik ein. Noch härter trifft es allerdings diejenigen, die sich in Krisengebiete wagen und von dort aus berichten. Die Rede ist von Krisenreportern. Wir werfen einen Blick auf die Zielgruppe.

Hate Speech

Einer Studie der Universität Bielefeld in Kooperation mit dem Mediendienst Integration zufolge steckten 60 Prozent aller Journalisten im vergangenen Jahr Angriffe ein. Darunter Beleidigungen oder Shitstorms. Jeder Sechse bekam Morddrohungen oder erlebte körperliche Angriffe. Zudem sei ein Trend zur Radikalisierung von Hate Speech für Journalisten zu beobachten. Das berichtet der Bayerische Rundfunk.

Infografik: Journalisten unter Druck | Statista
Quelle: Statista

Risikoland Syrien

Noch gefährlicher leben allerdings die Krisenreporter. Also diejenigen Journalisten, die sich in Kriegs- oder Aufstandsgebiete begeben und von dort aus berichten. Als besonders gefährlich für Journalisten gelten Syrien und Mexiko. Der NGO „Reporter ohne Grenzen“ nach sind in beiden Ländern im Jahr 2019 je zehn Reporter ums Leben gekommen. Dahinter folgen Afghanistan (fünf getötete Reporter) und Pakistan (vier Getötete). Langfristig führt jedoch der Irak die Liste an. Zwischen 1990 und 2015 kamen dort 309 Journalisten ums Leben. Die Philippinen (146) und Mexiko (120) liegen auf dem zweiten und dritten Platz.

Keine Ausbildung für Krisenreporter

Nun stellt sich die Frage: Wie werden aus Journalisten Krisenreporter? Generell geschieht das zufällig, verrät Axel Weipert auf Dasdossier.de. Es existiere dazu keine spezifische Ausbildung an Journalistenschulen. Einige Journalisten sähen diesen Beruf als Karrieresprungbrett, bei dem sie sich bewähren können. Abenteuerlust, Idealismus und die Freude an Recherchen können mögliche Motive sein. Zwar sind die Risiken dieses Berufszweigs bekannt, doch obwohl es heikle Situationen gibt, wird das Risiko generell als gering eingeschätzt. Allerdings setzt jeder Einsatz eine ausgiebige Vorbereitung voraus.

Abgrenzen, nicht abstumpfen

Und wie schaffen es Krisenreporter, mit dem Erlebten umzugehen? Gegenüber dem SWR verrät Krisenreporter Wolfgang Bauer, dass jeder Reporter in dem Beruf einen eigenen Weg finden muss, um sich vom Job mental zu trennen, jedoch ohne abzustumpfen. Das Leid, das dem Journalisten begegne, dürfe er sich nicht zu eigen machen, sonst könne er seinen Beruf nicht lange ausüben. Hinzu kommen die körperlichen Risiken, denen Krisenjournalisten ausgesetzt sind. Die Journalistin Lindsey Snell fand sich bei einem Syrien-Aufenthalt gleich zweimal in Gefangenschaft wieder, berichtete der Guardian vor einigen Jahren.

Titelbild: ©REDPIXEL/ stock.adobe.com

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