Unsterbliche Lektüre: Wie der Sensenmann die Literatur prägt

Tod in der Literatur

Literarisch wird der Tod seit Jahrhunderten in diversen Facetten portraitiert. Ob als Sensenmann in schwarzer Kluft, zu bewältigendes Schicksal oder in einer Selbstreflexion des Autors. Aktuelle Beispiele – auch aus der Jugendliteratur – zeigen: Das Thema fasziniert noch immer. Wir zeigen einige Beispiele.

Sensenmann & Co. – von moralischer Instanz zum Clown

Es finden sich schon früh Beispiele, die den Tod als unheimlich anmutend personifizieren. Jedoch nicht als böse charakterisieren. Bereits 1400 verfasst Johannes von Tepl “Der Ackermann aus Böhmen“. Der Ruprecht-Karl-Universität Heidelberg zufolge verarbeitet er darin den Tod seiner Frau. Während der fortlaufenden Kapitel schließt der Witwer einsichtig Frieden mit dem vermeintlichen Feind. Es ist eines der ersten deutschen Werke, die mit Holzschnitt versehen sind. Dieser portraitiert den Tod als Skelett. 1812 erscheint das Kindermärchen „Der Gevatter Tod“. Verfasst von den Gebrüdern Grimm. Hier verkörpert der Sensenmann den Tod als faire Instanz. Er unterscheidet nicht zwischen arm und reich. Als blasse Gestalt in dunklem Gewand erscheint der Tod in Kurt Wilhelms Kultstück „Der Brandner Kaspar und das ewig’ Leben“. Ein komödiantisches Beispiel, in dem der Tod als unterlegener Widersacher auftritt.

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Ausgezeichnet und totgeschwiegen

In der Literatur – gegenwärtig wie auch aus früheren Epochen – existieren einige Beispiele, die den Tod im Alltag behandeln. Kein Sensenmann sondern die Protagonisten selbst bewältigen Verluste. Oder ringen mit dem eigenen Leben. Es handelt sich hierbei nicht um Fachliteratur, sondern ein zentrales Thema in dramatischer Belletristik. Mirko Bonnés “Nie mehr Nacht” erzählt von einer Familientragödie. Die Schwester des Erzählers nimmt sich zu Beginn des Romans das Leben. „Die Sonnenposition“ von Marion Boschmann handelt von einem Psychiater, der den Tod eines langjährigen Freunds zu verarbeiten versucht. Beide Beispiele wurden später für den deutschen Buchpreis nominiert. Und auch der Buchpreisgewinner „Das Ungeheuer“ von Terézia Mora thematisiert eine große Liebe, die durch den Suizid der Frau zerstört wird. Beispielhaft dafür, wie oft Autoren sich philosophisch mit dem eigenen Tod beschäftigen, ist Jean Améry:

„Sei der Bau eines Hauses, das pünktlich zum Richtfest abgerissen würde. Dieser Wahrheit kann man nicht entgegentreten; nur ausweichen.“

Der österreichische Schriftsteller starb 1978 durch Suizid. Einen Diskurs über den Freitod schrieb Améry bereits in seinem Werk „Hand an sich legen“ nieder.

Der Tod im einundzwanzigsten Jahrhundert

Und auch im neuen Jahrtausend ist der Tod ein Bestandteil der Literatur. Das zeigt zum Beispiel J. K. Rowlings Harry Potter. Der Titel des letzten Bands „Die Heiligtümer des Todes“ gibt wenig subtil preis, wovon der Epos inhaltlich handelt. Der Tod selbst begleitet Fans des jungen Zauberers – auch durch den tragischen Tod seiner Eltern – bereits seit Band Eins. Zum Teil dreht sich die Geschichte darum, dass Protagonisten des Buches sich zum Ebenbürtigen oder gar Herrn über den Tod aufschwingen.

Titelbild: ©Drobot Dean / stock.adobe.com

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