Fühlt sich wie Sterben an: Der Erlösung auf der Spur

wie das Sterben abläuft

Jeder wird es erleben und trotzdem kann niemand davon berichten: das Gefühl zu Sterben. Was passiert mit unserem Körper, sobald unser Herz aufhört zu schlagen? Buchautor und Journalist Roland Schulz hat sich auf die Suche begeben, wie das Sterben abläuft und wie es sich anfühlt. Dazu hat er Palliativmediziner, Leichenbeschauer und Bestatter begleitet.

Wie das Sterben abläuft: Prozess des Körpers

Was passiert eigentlich mit unserem Körper, wenn wir tot sind? Was passiert, sobald das Herz aufhört zu schlagen? Roland Schulz erklärt den Prozess des Körpers:

Während der Leichnam regungslos daliegt, greift im Inneren die Gravitation. Die Blutkörperchen des Körpers setzen sich ab und sinken zu Boden. Auch Flüssigkeiten wie Galle, Lymphe und Magensaft sammeln sich. Ohne den frischen Sauerstoff, der nun ausbleibt, gerät das Zusammenspiel der Zellen ins Stocken. Während sie noch verstoffwechseln was sie haben, kollabiert nach gewisser Zeit die alte Ordnung. Enzyme brechen aus und Eiweiße entfalten sich. Das Blut sickert in die Kapillaren und sammelt sich an den tiefen Stellen des Körpers. Am Rücken drückt die Fülle an Blut währenddessen aufs Gewebe, was Flecken hervorruft. Mit der Zeit werden diese Flecken größer und die Farbe dunkler, sie werden Eins. Die sogenannten Totenflecken sind oft schon eine halbe Stunde nach Todeseintritt zu sehen. Dann spannen sich Faser für Faser die Muskeln an und die Totenstarre setzt ein. Diese hält jedoch nicht an. Denn die roten Blutkörperchen zerfallen und Farbstoff dringt ins Gewebe, Enzyme beginnen, das Innere der Zellen zu zersetzen. Dadurch löst sich die Anspannung – die Totenstarre – wieder auf.

Jeder Mensch stirbt seinen eigenen Tod

Professor Lukas Radbruch, Palliativmediziner am Universitätsklinikum Bonn, beschreibt wie das Sterben abläuft so: „Letztendlich ist es immer irgendwann so, dass das Herz oder die Atmung aufhört. Zuerst die Atmung, kurz danach auch das Herz. Innerhalb weniger Minuten ist das Gehirn nicht mehr durchblutet. Dann erlischt eben das Bewusstsein und der Mensch stirbt“.
Während früher noch der Herzstillstand des Patienten des offiziellen Todeszeitpunkt definierte, diagnostizieren Ärzte heute den wenige Minuten später eintretende Hirntod dafür. Denn auch wenn Organe wie Herz und Lunge bereits nicht mehr funktionieren, arbeitet das Gehirn noch einige Zeit weiter.

Die Beisetzung: Rituale und Formen

Auch die unterschiedlichen Formen der Beisetzung hat Roland Schulz genauer unter Betracht gezogen. Dabei würden neue Rituale und Formen des Abschieds und der Trauer noch keinen Anklang finden. Auch von alten, christlichen Beerdigungen berichtet der Autor in seinem Buch. So haben ihm die Rituale an einem Begräbnis in einem größeren Kloster besonders beeindruckt. Denn Rituale entfalten Kraft, so Schulz. Er findet auch das „memento mori“ in der christlichen Bestattung sehr interessant. Beim Memento Mori (lat. „Sei dir die Sterblichkeit bewusst“) wird für den nächsten Sterbenden im Kreise gebetet.
Spezielle Rituale gibt es auch besonders im internationalen Raum, wie beispielsweise in Taiwan, wo sich bei Beerdigungen leichtbekleidete Stangentänzerinnen an Polestangen räkeln.

Ein ewiges Mysterium: Sterben und der Tod

Wie kam Robert Schulz dazu, ein Buch darüber zu schreiben, wie das Sterben abläuft? Als der Autor vor Jahren zum ersten Mal Vater wurde, fand er eine Menge Erklärungsbücher die den Anfang des Lebens erzählen und beschreiben, erzählt er in einem Interview. Als er so ein Buch auch für das Ende des Lebens, das Sterben, suchte, blieb er jedoch erfolglos. Jeder rede immer vom Sterben, aber so richtig darüber Bescheid wissen tue keiner, so Schulz. Deshalb erklärt er in seinem Buch akribisch und medizinisch genau, was während des Prozesses des Sterbens passiert. Dabei spricht er uns bewusst an und verdeutlicht genau, dass wir es sind, die einmal sterben werden. „Es gibt keine Studien des Sterbens, die von Sterbenden kommen“, sagt der Autor. „Es ist wichtig zu erkennen, dass wir dieses Mysterium, das es dann letztendlich ist, nie vollständig durchdringen werden“, erklärt er weiter.

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