Das Risiko der Straße: Der Winterdienst der Autobahnmeisterei

Autobahn Straßenwärter

Nur wenige Meter von ihm entfernt rast ein LKW vorbei, der Fahrtwind bringt den Mann am Seitenstreifen der Autobahn leicht ins Wanken. Eigentlich müssen Autofahrer ihre Geschwindigkeit drosseln, 60 Stundenkilometer sind hier vorgeschrieben. Doch nicht jeder hält sich daran. Der Mann hat immer ein Auge auf den Verkehr, während er arbeitet. Er ist Straßenwärter bei der Autobahnmeisterei. Nicht nur im Winter hat er einen risikoreichen Beruf.

Diese Szene stammt aus der NDR-Nordreportage und zeigt, wie Autobahnmeister im Winter bei Schneetreiben, Kälte, Eis und schlechter Sicht für die Sicherheit auf den Straßen sorgen. Was für viele Autofahrer selbstverständlich ist, gehört zu ihren Hauptaufgaben: freie und sichere Straßen. Im Winter bedeutet es Streuen, Schnee räumen, Schäden ausbessern. Gerade die dunkle Jahreszeit fordert von ihnen viel Energie, bringt Arbeit ohne Ende und viele durchgearbeitete Nächte mit sich. Denn morgens, wenn die Menschen sich auf dem Weg zur Arbeit machen, endet der Arbeitstag der Autobahnmeister oft schon wieder.

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Nachts im Dienst: Kälte und Schnee gehören zum Kerngeschäft

Die Schicht der Autobahnmeister beginnt abends nach dem Feierabend vieler Autofahrer. Dann, wenn es draußen dunkel, kalt und unwirtlich wird. Diese Arbeit ist wohl nichts für Menschen, die sich in der Dunkelheit unwohl fühlen. Der sogenannte Frühmelders überprüft gegen 20 Uhr den Zustand der Straßen, fährt dunkle Parkplätze ab und sichert Gefahrenstellen. Dabei kann sich ihre Arbeit innerhalb weniger Minuten ändern: Sinken die Temperaturen oder steigt die Feuchtigkeit, sind die Mitarbeiter alarmiert. Es besteht die Möglichkeit, dass sich Reifglätte bildet oder die Straßen vereisen. Besonders Streckenabschnitte am Wasser sind ein Risiko.

In solchen Fällen kann innerhalb weniger Kilometer die Begebenheit der Straße ganz anders aussehen. Ob jemand zur Kontrolle ausrückt, entscheidet ein Mitarbeiter der Betriebsdienstzentrale, die rund um die Uhr besetzt ist. Kommt es trotz aller Vorsicht und Überwachung der Wetterverhältnisse unerwartet zu starkem Schneefall, muss es schnell gehen. Dann braucht die Autobahnmeisterei Hilfe und nimmt Subunternehmen in Anspruch, die zudem ausrücken.

180:13.000 – Das Einsatzgebiet der Autobahnmeister ist groß

Um die Arbeit besser koordinieren zu können, ist das Netz der rund 13.000 Kilometer langen Bundesautobahn unterteilt in 180 Autobahnmeistereien. Im Schnitt betreuen sie rund 65 Kilometer Autobahn. In seinem Revier verteilt ein Mitarbeiter im Winterdienst rund 2,5 Tonnen Salz und 450 Liter Lauge auf rund 30 Kilometern. An schneereichen Tagen streuen sie bis zu 40g pro Quadratmeter. Um solch ein großes Gebiet überwachen zu können, sind sie während ihrer Arbeit immer in Kontakt mit den Kollegen und der Autobahnpolizei. Bessern sich die Straßenverhältnisse ab dem Morgengrauen und steigen die Temperaturen langsam, wechseln die Autobahnmeister von Schneepflug auf Absperrwagen.

Ärger am Straßenrand: Autofahrer werden zur Gefahr

Obwohl die Arbeit der Autobahnmeister den Weg der Autofahrer ebnet, haben nicht alle Verkehrsteilnehmer Verständnis für die Verzögerungen. Wenn Straßenmeister räumen, fahren sie trotz der 360 PS unter der Motorhaube nur etwa 40 Stundenkilometer schnell. Beim Streuen erhöhen sie auf 60 Stundenkilometer – bremsen aber dennoch den rückliegenden Verkehr aus. Der gezeigte Mittelfinger ist dabei noch das kleinste Übel. Wie Autobahnmeister Heiko Friedrich gegenüber den Nürnberger Nachrichten berichtete, fehle manch Autofahrer die Geduld und fühle sich zum riskanten Überholmanöver gereizt, teilweise sogar rechts über die Standspur. Ein LKW-Fahrer habe es sogar noch weiter getrieben, wie der Autobahnmeister schilderte. Dieser rammte vor lauter Ungeduld sogar ein stehendes Räumfahrzeug.

Solche Vorkommnisse wie diese sind zwar eine Ausnahme. Sie zeigen aber, mit welchen Gefahren Autobahnmeister in ihrem Alltag rechnen müssen. Sobald der Verkehr zunimmt, steigt auch das Risiko der Arbeiter. Unachtsame Autofahrer, die zu schnell an ihnen vorbeifahren oder erst zu spät eine abgesperrte Stelle erkennen, erhöhen die Gefahr eines Unfalls. Umso wichtiger sind gut sichtbare Absperrungen.

Saison: Es warten unterschiedliche Aufgaben

Der Straßenwärter ist ein Ausbildungsberuf, die drei Jahre dauert und gut bezahlt wird: Bis zu 40.000 Euro Jahresgehalt stehen auf dem Gehaltszettel. Neben den bundesweit 180 Autobahnmeistereien gibt es noch 580 Straßenmeistereien, die für die Aufrechterhaltung des Straßennetzes (wie etwa Bundesstraßen) verantwortlich sind. Während die Autobahnmeistereien im Schnitt rund 65 Kilometer Autobahn betreuen, überwachen die Straßenmeistereien 275 Kilometer.

Die Autobahnmeisterei nimmt jedoch auch Seiteneinsteiger, wie beispielsweise Handwerker oder Lkw-Fahrer. Zu den für Autofahrer sichtbaren Aufgaben auf der Straße steht im Stellenprofil ebenfalls das Mauern von Baukörpern sowie das Wissen über verkehrs- und wegerechtliche Bestimmungen. Aber auch weniger appetitliche Aufgaben warten auf Straßenwärter: das Reinigen der Toiletten auf den Rastplätzen. Im Sommer müssen die Straßenwärter neben den Straßen samt Leitplanken, Verkehrsschildern und Parkplätzen auch Ausgleichsflächen und Regenwasser-Rückhaltebecken neben der Straße pflegen.

Titelbild: © Manuel/stockAdobe.com

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