Von Beruf Bodyguard: And I will always save you

Bodyguard Risiko

Das Scheinwerferlicht erleuchtet im grellen Schein das Gesicht der berühmten Sängerin, sie kneift die Augen zusammen, die Menschen jubeln, schreien, wollen ihr nahe sein. Plötzlich zeichnet sich ein roter Punkt auf ihrem Gesicht ab, es sind Laserstrahlen aus dem Lauf einer Pistole. Im Bruchteil einer Sekunde löst sich ein Schatten aus der Ecke des Raumes: ihr Bodyguard. Er rennt auf die Sängerin zu, springt schützend vor sie und fängt mit seinem Oberkörper im letzten Moment die Kugel ab. Filmfans wird diese Szene sicherlich bekannt vorkommen, schließlich handelt es sich um den berühmten Hollywoodfilm „Bodyguard“ aus den 1990er Jahren. In der Hauptrolle Kevin Costner, der als Leibwächter die von Whitney Houston gespielte Sängerin beherzt vor einem Mordversuch zu schützen versuchte. Doch selbst wenn es nur ein Film ist: Personenschützer haben auch im echten Leben einen sehr riskanten Berufsalltag, gespickt mit gefährlichen Situationen und enorm viel Verantwortung.

Riskanter Job während einer Pandemie

2020 hat der Berufsstand der Personenschützer zudem mit dem Corona-Virus eine ganz neue Gefahrenquelle erhalten. Denn ihr Berufsalltag lässt die geforderten 1,5 Meter Sicherheitsabstand oftmals nicht zu – und Homeoffice? Schwer möglich. So kam es, dass sich im Oktober vergangenen Jahres der Leibwächter von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit dem Virus ansteckte und mitsamt seines Chefs in Quarantäne musste. Ähnlich erging es dem Sicherheitspersonal von Außenminister Heiko Maas und Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl. Beide Spitzenpolitiker arbeiteten im Anschluss für wenige Tage isoliert von zu Hause aus. Und die Personenschützer? Sie stehen meist im Schatten ihrer berühmten Vorgesetzten, unsichtbar aber doch immer präsent.

Unterschiedliche Einsatzgebiete

Wer also wie Kevin Costner als Bodyguard das Leben einer berühmten Person in seinen schützenden Händen halten will, muss zunächst eine strenge Ausbildung durchlaufen. Wobei Personenschützer und Bodyguards – oder auch Leibwächter genannt – nicht gleichzusetzen sind. Das Einsatzgebiet ist entscheidend. Letzterer arbeitet in der Privatwirtschaft wie beispielsweise dem Showbusiness und ist für die Begleitung einer berühmten Person verantwortlich. In diesem Fall reicht eine sechsmonatige Ausbildung bei speziellen Sicherheitsakademien aus, die in Deutschland IHK-zertifiziert ist.

Taktische und technische Kenntnisse notwendig

Die Ausbildung vermittelt Taktik, Technik und professionelle Schutzmethoden und grundsätzliches Wissen der Personenschutzdienstkunde. Darin eingeschlossen sind Sicherheitsanalysen, Schutzkonzepte sowie Observations- und Aufklärungstechniken. Ebenso lernen auszubildende Personenschützer die Schulung zu Gefahren- und Krisensituationen. Dazu gehören auch lebensrettende Sofortmaßnahmen sowie rechtliche und betriebswirtschaftliche Grundlagen. Ein weiterer Aspekt, der im beruflichen Alltag eine wichtige Rolle einnimmt, ist das Fahren im Personenschutz und der Schusswaffengebrauch. Letzteres erfordert eine Waffenkundeprüfung.

Langjährige Ausbildung bei der Polizei

Wer eines Tages beispielsweise die oder den Bundeskanzler/in schützen möchte, muss aber eine deutlich intensivere Ausbildung vorweisen. Denn im staatlichen Dienst führt kein Weg an einer Ausbildung bei der Polizei oder Bundeswehr vorbei. Für den Schutz von Staatsbediensteten steht eine Abteilung des Bundeskriminalamts (BKA) zur Verfügung, die sich „Sicherheitsgruppe“ (SG) nennt. In ihren Einsatzbereich fallen Verfassungsorgane des Bundes wie etwa Bundespräsident Steinmeier, des Deutschen Bundestags, des Bundesrats, der Bundesregierung, der Bundesversammlung, des Gemeinsamen Ausschusses und des Bundesverfassungsgerichts und in besonderen Fällen auch ausländische Gäste.

Hochrangige Spitzenpolitiker begleiten Personenschützer sogar dauerhaft und damit auch auf Reisen. Sie sind währenddessen verantwortlich, dass Veranstaltungen ausreichend geschützt sind. Das Gleiche gilt auch für die Innenräume wie beispielsweise das Bundespräsidialamt und die privaten Wohnsitze. Der Deutsche Bundestag verfügt hingegen über eine eigene Polizei.

Wie viele Personen derzeit unter polizeilichem Schutz stehen, gibt das BKA nicht bekannt. Auch weil die Zahl der Personen schwankt, die beschützt werden müssen. Denn sie richtet sich nicht nach dem Amt, sondern nach einzelnen Personen. Wird etwa im Bundestag eine politisch heikle Entscheidung getroffen und erhalten Abgeordnete dadurch Bedrohungen, werden sie als gefährdet eingestuft und stehen unter Personenschutz. Medienberichten zufolge waren 2019 beim BKA mehr als 540 Beamte als Personenschützer tätig. Zu dem Zeitpunkt erhielten 37 Menschen Schutz rund um die Uhr.

Diese Risiken lauern im Berufsalltag

Egal, ob Personenschützer im Staatsdienst stehen oder Privatpersonen schützen. Beide Berufsgruppen stehen im Alltag außerordentlich vielen Risiken gegenüber.

  • Alltagsgefahren: Flugzeugabsturz, Verkehrsunfall, kontaminierte Lebensmittel, Krankheiten und weitere
  • Auftragsbezogene Gefahren: Verletzungen durch Schusswaffen, Bombenexplosion, Angriffe auf Transportmittel, Transportmittel von gefährlichen Stoffen
  • Kriminalität am Objekt: Angriff durch die Gegenseite durch Raub, Diebstahl, Kidnapping, Terror oder auch Überfälle und andere Übergriffe
  • Kriminalität an der Person: Direkte Angriffe gegen eine Person durch Übergriffe, Bedrohung, Tötung, Entführung, Bestrafung und mehr

Was verdient ein Bodyguard eigentlich?

Solche Risiken werden entsprechend vergütet, wobei das Gehalt eines Personenschützers von der Schutzbedürftigkeit der Person oder des zu schützenden Objekts abhängt. Das Durchschnittsgehalt liegt in Deutschland zwischen 3.000 Euro und 6.000 Euro.

Wenn der Schutzbedarf Überhand nimmt

Dass der 24-Stunden-Schutz ein Loch in den Geldbeutel reißen kann, zeigt sich in den USA. Dort hat das Budget für den Personenschutz durch den ehemaligen Präsidenten Donald Trump ein aberwitziges Ausmaß erreicht. Wie die Zeit berichtete, hatte der Secret Service aufgrund der großen Familie und deren Reisefreudigkeit sein Jahresbudget schnell aufgebraucht. 42 Angehörige der Trump-Regierung und die ebenfalls im Staatsschutz stehende Bewachung der UN-Vollversammlung waren nicht mehr zu stemmen. Die Überlastung hatte zur Folge, dass der amerikanischen Strafverfolgungsbehörde die Mitarbeiter davonliefen.

Auch in diesen Berufen ist Büroalltag äußerst selten

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