Das Bermuda-Dreieck: Mysteriöses Rätsel um drei Ecken

Bermuda-Dreieck

Das Verschwinden einer Fliegerstaffel 1945 entfachte unter Fachleuten zahlreiche Spekulationen über das Bermuda-Dreieck vor der Ostküste der USA. Nach weiteren, über 100 verschwundenen Flugzeugen und Schiffen manifestierten sich über den „Friedhof des Atlantiks“ Mythen über todbringende Riesenkraken, Wurmlöcher oder Aliens. Wie entstanden die Gerüchte? Und welche logische Erklärung hat die Wissenschaft inzwischen?

Verhängnisvoller Routineflug

Es ist der 5. Dezember 1945 auf dem US-Marinestützpunkt in Fort Lauderdale, Florida. 14 Navy-Flieger starten unter dem Kommando des Piloten Charles Taylor auf einen Routine-Trainingsflug. Das Ziel: Die östliche Inselgruppe gelegen zwischen Shunshine State, Bermuda und Puerto Rico. Um 14.10 Uhr hebt das Kommando ab. Knapp eine Stunde nach dem Start meldet Taylor eine Notsituation aus dem Cockpit:

“Wir scheinen vom Kurs abgekommen zu sein. Wir können kein Land sehen.” Und weiter: “Wir sind nicht einmal sicher, wo wir sind. Es sieht aus, als hätten wir uns verirrt.”

Auf die Anweisung des Towers, nach Westen abzudrehen, lässt der Pilot verlauten, dass er auf Grund der ausgefallenen Navigationsinstrumente nicht mehr wisse, wo Norden sei. Auch das Meer sehe anders aus, als es sollte. Nach dem Gespräch dringt kein Funkspruch mehr zur Fliegerstaffel durch. Aus dem Cockpit vernehmen die Funker, dass die Kompasse verrückt spielen. Außerdem drohe Treibstoffmangel, und Winde von 100 Stundenkilometern Stärke seien aufgekommen. Alle sechs Flugzeuge blieben danach spurlos verschwunden. Das alarmierte Flugboot, das die Marine auf die Suche nach dem Schwarm losgeschickt hatte, verschwand in derselben Nacht. Ein weiterer Suchtrupp zu Wasser berichtete von einer Explosion am Himmel. Bis heute fehlt jede Spur.

Gutes Geschäft mit schlechten Erinnerungen?

Ähnlich mysteriös wie das Geschwader von Charles Tylor verschwanden im Bermuda-Dreieck laut dem SPIEGEL mehr als 100 Schiffe. Darunter 14 Passagiermaschinen. Auch große Schiffe verschollen. So 1918 die USS „Cyclops“ oder 1925 der japanische Frachter „Raifuku Maru“, welcher noch letzte Hilferufe funkte. Bei den Unglücken ließen insgesamt 1.000 Personen ihr Leben. Einer, der von dem Mythos profitierte, war Charles Berlitz. Der Autor verfasste mit „Das Bermuda-Dreieck: Fenster zum Kosmos?“ einen Science-Fiction-Roman, im dem er behauptete, Piloten und Seeleute seinen Außerirdischen zum Opfer gefallen. Das Buch verkaufte sich beinahe vierhunderttausend Mal. Berlitz stützte sich bei seinen Erzählungen laut eigenen Angaben auf die Berichte von Augenzeugen und Überlebenden. Dennoch gab es auch Skeptiker, die dem Spuk keinen Glauben schenkten.

Naturphänomene als Erklärung

Der amerikanische Bibliothekar Lawrence Kusche war einer jener Skeptiker. Er nahm sich der Archive an und studierte die Vorkommnisse auf wissenschaftlicher Grundlage. Sein Ergebnis: Weder Außerirdische noch Zauberei waren der Grund für die mysteriösen Vorfälle. Vielmehr ermittelte Kusche, dass Naturphänomene wie unterirdische Gasvorkommen für das Verschwinden verantwortlich seien. Die durch das Gas entstehenden Blasen, nehmen dem Wasser die Tragfähigkeit, sodass selbst große Schiffe schnell absacken und in Folge sinken können oder diese – bei Methanvorkommen in Verbindung mit Feuer– entflammen lassen. Auch Luftlöcher seien eine Erklärung. Durch den fehlenden Auftrieb fielen die Maschinen rasant ab und gerieten so außer Kontrolle.

Kusches Vermutung nach sei dies auch bei Kapitän Taylor die Ursache für die folgende Orientierungslosigkeit gewesen. Er sah nicht mehr die Atlantik-Inseln und drehte verhängnisvollerweise Richtung Osten ab. Bei dem Flug aufs offene Meer ging der Flugstaffel schließlich der Treibstoff aus. Das Suchflugzeug sei explodiert, weil die Besatzung vermutlich unerlaubt rauchte und so den Tank entzündete. Meteorologe der Universität Miami Dr. Claes Rooth ist in Folge der logischen Aufklärung enttäuscht von der gesellschaftlichen Ignoranz. Er sagt:

“Was mich so bestürzt ist der pseudowissenschaftliche Anstrich dieses Partygeschwätzes – aber die Leute wollen es ja glauben.”

Und tatsächlich: Während Berlitz Roman wohlmöglich noch die 500.000-Marke verkaufter Exemplare schafft, ist die Nachfrage nach Kusches aufklärender Forschungsarbeit denkbar gering. Der Mythos Bermuda-Dreieck wird also sehr wahrscheinlich weiterleben.

Titelbild: © Dudarev Mikhail/stock.adobe.com

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