Glückliches Deutschland: Was macht die Pandemie mit uns?

Glücksgefühl
Happy girl with a red scarf on the winter background

Auch im Jahr 2020 leben die glücklichsten Menschen im Norden der Republik: In Schleswig-Holstein und Hamburg. Die Unterschiede in Sachen Zufriedenheit und Glück zwischen den Ost- und Westbundesländern gleichen sich langsam einander an – eine Auswirkung der Corona-Krise.

Zu diesem Ergebnis kommt der Glücksatlas 2020, durchgeführt von der Deutschen Post. Schaut man sich die Bundesländer im Vergleich an, zeigt sich: Die Unterschiede zwischen den Ländern schwinden. Im Vergleich zum Vorjahr, als Pendeln und Stau zum größten Frust bei den Menschen führten, spielte in diesem Jahr die Corona-Krise die größte Rolle. Zumindest die erste Jahreshälfte spiegelt sich in der Befragung wieder. Der Erhebungszeitraum beschränkt sich nur auf die Zeit zwischen März und Juni 2020. Demnach reiht sich hinter dem Norden Baden-Württemberg auf den dritten Platz ein, gefolgt von NRW, Bayern – und zum ersten Mal so weit vorn ein Bundesland aus dem Osten: Sachsen-Anhalt. Weiter hinten finden sich Niedersachsen, Bremen, Berlin, Brandenburg, Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Hessen. Das Schlusslicht bilden Saarland, Rheinland-Pfalz und Thüringen.

2020: Corona hat dem Glücksgefühl einen Dämpfer verpasst

Ist das Glücksgefühl der Deutschen in den vergangenen Jahren noch konstant gestiegen, so hat die Pandemie dem im vergangenen Jahr einen kleinen Dämpfer verpasst. Wobei sich dieser in den ersten Monaten noch nicht allzu sehr ausgewirkt hat. Auf einer Skala von 0 bis 10 haben die Befragten durchschnittlich einen Wert von 6,74 angegeben. Im Vorjahr lag er leicht erhöht bei 7,14. Weil die Corona-Krise bis zum Sommer mehr Auswirkungen auf die westlichen Bundesländer hatte als auf die im Osten der Republik, hat sich der Glückswert entsprechend egalisiert.

Auswirkungen der Pandemie: Frauen trifft es härter

Das Ergebnis nicht regional, sondern demographisch betrachtend, zeigen sich ebenfalls große Unterschiede: Vor allem die Altersgruppe der 45-59-Jährigen und Frauen haben besonders an Glücksgefühl eingebüßt. Auf die Jüngeren hatte die erste Phase der Corona-Krise weniger Auswirkungen. Am wenigsten betroffen war bei den Befragten zudem die Gruppe der Ü60er – der Risikogruppe in der Corona-Pandemie.

Weil eben der Arbeitsplatz eine wichtige Rolle im Glücksempfinden der Menschen ausmacht, hatten Kurzarbeit, Homeoffice, Doppelbelastung mit Kinderbetreuung und Arbeit starke Auswirkungen auf die Zufriedenheit der Deutschen. 32,2 Prozent der Befragten gaben an, dass sich ihre Arbeitszufriedenheit in dieser Zeit eher verringerte. Bei Frauen ist der Effekt deutlicher ausgeprägter als bei Männern. Wobei besonders Männer die ungewohnte Doppelbelastung mehr stresste als ihre Partnerinnen.

Auswirkungen auf den Beruf: Wie sollten Arbeitgeber das Glücksgefühl steuern?

Wie also soll der Arbeitgeber in solch einer Situation reagieren? Walter Capellmann, Generalbevollmächtigter der DELA in Deutschland, rät: „Behandle Kollegen so, wie Du behandelt werden möchtest: Baue auf die Stärken des einzelnen und sorge für den Ausgleich zwischen „hard work and fun“.“ Für Capellmann bedeutet es, klar die Freiräume und Erwartungshaltung zu definieren und danach zu handeln. Auch die Frage des Arbeitsplatzes spielt eine wichtige Rolle. Viele Unternehmen haben erst im Zuge der Pandemie ihre Mitarbeiter ins Homeoffice geschickt. Das zuvor für viele belastende Pendeln fiel weg. Capellmann, dessen Mitarbeiter zuvor schon im Homeoffice arbeiten durften, habe beobachtet, wie die Flexibilität sehr gut angenommen worden sei.

Was macht mich glücklich? Viele Menschen wollen rücksichtsvoll leben

Doch was macht die Deutschen eigentlich glücklich? Neben der Corona-Krise beschäftigen sich rund 70 Prozent der Menschen mit dem Thema Nachhaltigkeit und Klimawandel. Ein Thema, das auch am Arbeitsplatz wichtig sein sollte, findet Capellmann. Schon kleine Dinge würden helfen: „Ich denke, man sollte seinen eigenen Fußabdruck prüfen. Für uns gilt es beispielsweise in nachhaltige Kapitalanlagen zu investieren und Projekte zu fördern.“

Und im Privatleben? Ein Großteil der Menschen besänftigt ihre Sorgen, indem es beim Einkauf auf nachhaltige Produkte zurückgreift. Das spiegelt sich auch in der Befragung wider: Fast die Hälfte, die auf nachhaltige Produkte Wert legt, bezeichnet sich als sehr zufrieden mit ihrem Leben. Ein Widerspruch zeigt sich allerdings in der Umsetzung: Nur 14 Prozent sind bereit, mehr Geld für Lebensmittel zu bezahlen, die nachhaltig produziert werden. Ähnliches zeigt sich bei Kleidung und dem Reiseverhalten. Wobei Jüngere eher bereit sind, für nachhaltiges Reisen mehr zu bezahlen. Im Gegensatz zeigen sie sich wenig bereit, auf etwas zu verzichten. Bei den Älteren ist es umgekehrt. Allen Altersgruppen ist gemein, dass sie in der (frühen) Corona-Pandemie die Chance sehen, die Wirtschaft nachhaltig umzugestalten. Viele geben an, sich auf das Wesentliche besinnen zu wollen: Familie, Freunde – weniger Konsum.

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