Das bisschen Haushalt macht sich nicht von allein: Wer mit einer Haushaltsauflösung konfrontiert ist, begreift das sehr schnell. Denn eine Entrümpelung ist meist mit viel Aufwand und Kosten verbunden – vor allem, wenn etwas schief läuft. Wir haben mit Experten darüber gesprochen, was bei einer Haushaltsauflösung zu beachten ist.
Im Todesfall sind Hinterbliebene nicht nur damit beschäftigt, Nachlass und Beerdigung zu regeln, sondern müssen sich auch noch mit der Haushaltsauflösung beschäftigen. Immerhin: Im Todesfall ist es möglich, einen Mietvertrag außerordentlich zu kündigen. Dann kann es aber sein, dass die Wohnung oder das Haus sehr schnell ausgeräumt werden muss, da der Vermieter möglichst nahtlos einen Nachfolger finden möchte. Deshalb sollten sich Hinterbliebene gut überlegen, nach welchem Zeitplan sie eine Haushaltsauflösung durchführen wollen.
Das überfordert selbst Marie Kondo
Wer alles selbst entrümpeln will, braucht Kraft, Know-how – und sehr viel Zeit. Der Sperrmüll muss erst angemeldet werden und der Wertstoffhof nimmt oftmals weder alle Materialen noch beliebige Mengen. Die genauen Regelungen variieren von Stadt zu Stadt.
In München dürfen die Einwohner zum Beispiel nicht mehr als zwei Kubikmeter pro Tag abgeben, in Köln nicht mehr als drei. Das heißt, eine Entrümpelung kann sich bei einer voll möblierten Wohnung über mehrere Tage hinziehen.
Wer dafür nicht die Zeit oder die Kraft hat, kann eine Entrümpelungsfirma beauftragen. Diese brauchen bei einer normal möblierten Wohnung mit etwa vier bis fünf Zimmern ungefähr einen Tag. Wir haben mit professionellen Entrümpelungsfirmen gesprochen, wie eine Wohnungsauflösung abläuft und was dabei zu beachten ist.
So können Vermittler ihren Kunden bereits im Beratungsgespräch deutlich machen, wie aufwendig eine Entrümpelung ohne frühzeitige Vorsorge sein kann.
Ohne Beratung kein fairer Preis
EntrümpelFix, die Firma von Renate Ernst, führt seit 2002 Haushaltsauflösungen und Räumungen durch. Renate Ernst betont, wie wichtig ein persönliches Beratungsgespräch ist. Sie erklärt, auf welche Kriterien es ankommt: „Nimmt sich der Anbieter Zeit und hört sich mein Anliegen an? Bietet er gleich am Telefon einen festen Preis an, ohne genau zu wissen, wie viel er in der Wohnung entrümpeln muss? Ist die Besichtigung kostenlos? Gibt es ein schriftliches Angebot? Arbeitet die Firma mit Rechnung?“
Bei größeren Objekten sollten Kunden vorher auf jeden Fall eine Besichtigung vereinbaren, da eine seriöse Kosteneinschätzung nur so möglich sei. Bei kleineren Räumungen, wie Kellerräume oder auch Einzelteile, kann laut Ernst der Aufwand anhand eines Fotos eingeschätzt werden.
Matej Macina von den Rümpelhelden erklärt: „Wir bieten eine kostenlose Besichtigung vor Ort an. In dem Fall kommt ein erfahrener Mitarbeiter vorbei und schaut sich das Objekt an; das dauert etwa 15 Minuten. Er identifiziert dabei auch Möbel oder Gegenstände, die wir anrechnen können, wie zum Beispiel Uhren, Porzellan oder antike Möbel. Diese können wir weiterverkaufen und mit den Kosten verrechnen. Dann wird die Rechnung günstiger. Nach der Besichtigung schicken wir ein schriftliches Angebot. Bei uns gibt es keine weiteren Kosten, wir haben eine Festpreisgarantie.“
Wann Kunden skeptisch werden sollten
Das ist nämlich der Knackpunkt bei Entrümpelungsfirmen: Wie in vielen Branchen gibt es auch dort schwarze Schafe. Unseriöse Anbieter vereinbaren mit dem unwissenden Kunden am Telefon einen vergleichbar günstigen Preis, nur um am Tag der Haushaltsauflösung noch zusätzliche Kosten draufzuschlagen. „Und der Kunde steht da und muss auf einmal viel mehr zahlen als vereinbart. Viele tun das auch aus Verzweiflung – Hauptsache, die Wohnung ist leer“, erklärt Ernst.
Sie empfiehlt: Das Impressum und den Sitz des Anbieters checken und sich immer alles schriftlich bestätigen lassen – per Mail oder WhatsApp.
„Eine Besichtigung vor Ort sollte kostenlos und unverbindlich sein.“
Macina erläutert: „Eine Besichtigung vor Ort sollte kostenlos und unverbindlich sein. Außerdem sollte der Anbieter unbedingt eine Betriebshaftpflichtversicherung haben. Wenn das auf der Seite nicht steht, kann man sich auch eine vorlegen lassen.“
Er warnt: „Jemand, der eine kostenlose Entrümpelung anbietet, der kann nicht seriös sein. Das geht nicht, weil immer Kosten entstehen wie etwa Lohnkosten oder Entsorgungskosten. Auch wenn der Kunde sich mehrere Angebote einholt, und eines weicht preislich sehr stark von den anderen ab, sollte er nachbohren, warum das so ist.“
Ein sehr individuelles Geschäft
Aber wie hoch ist ein angemessener Preis für eine Haushaltsauflösung? Macina erläutert: „Ich habe einen Artikel gesehen, in dem behauptet wird, dass pro Raum mit mittlerem Sperrmüllaufkommen etwa 500 Euro anfallen, aber das ist so allgemein und unverbindlich. Die Preise können im individuellen Fall höher oder niedriger ausfallen. Bei größeren Wohnungen oder einem Haus ist es am besten, eine Besichtigung vor Ort zu vereinbaren, dann kann der Kunde ein faires Angebot bekommen.“
Außerdem variieren die Kosten je nach Standort in Deutschland, bestätigt Macina: „Im Süden sind zum Beispiel die Entsorgungskosten teurer als im Westen. Auch das Lohnniveau ist unterschiedlich von Region zu Region, so bilden sich unterschiedliche Preise. Ich würde sagen, in München ist es teurer als in Köln.“
„Es gibt viele verschiedene Faktoren, die den Preis bestimmen.“
Ernst erklärt dazu: „Es gibt viele verschiedene Faktoren, die den Preis bestimmen. Deshalb ist ein ausführliches persönliches Gespräch so wichtig – dann kann ich dem Kunden alles erklären, damit er nachvollziehen kann, woher die Kosten kommen. Zum Beispiel braucht es bei einer Wohnung im vierten Stock ohne Lift mehr Arbeitszeit, als wenn sie im Erdgeschoss läge.“ Ernst schätzt den Preis für eine Haushaltsauflösung bei einer normal möblierten Zwei-Zimmer-Wohnung im zweiten Stock in München auf etwa 1300 bis 1700 Euro plus Mehrwertsteuer.
Und was passiert mit Omas gutem Porzellan?
Bevor die Entrümpelungsfirma anrückt, sollten Erben aber nochmal den Hausstand nach verborgenen Schätzen durchforsten – und liebgewonnene Erinnerungsstücke oder vielleicht auch teure Geräte aussortieren.
„Vor dem Termin sollten die Kunden wichtige Unterlagen sowie alles Ideelle und Materielle an sich nehmen“, erläutert Ernst. „Am besten ist es, noch einmal alles zu sichten – Oma und Opa verstecken auch gerne mal Wertegegenstände in der Bettwäsche etc. Für uns ist das wichtig, dass das vorher geschieht. Wir räumen die Wohnung an einem Tag aus und haben keine Zeit, die Möbel zu durchsuchen. Und wenn wir es einmal zur Abladestelle gefahren haben, ist es für immer weg. Verwertbares wird natürlich angerechnet, große Summen kommen dabei allerdings meistens nicht heraus. Alte Möbel sind leider schlecht verwertbar.“
„Einen Röhrenfernseher will niemand mehr haben“
Zum Thema Weiterverkauf führt Macina aus: „Wir verrechnen Gegenstände, die wir verkaufen können. Allerdings setzen die Menschen den Wert ihrer Gegenstände oft höher an als den tatsächlichen Zeitwert, den sie haben. Interessant sind Liebhaber-Objekte oder Sammlerobjekte, wie Briefmarken oder Bilder. Letztens hatten wir bei einer Haushaltsauflösung ein Bild von James Rizzi entdeckt, das ist wertvoll. Im Durchschnitt sind allerdings die meisten Sachen von Ikea und damit nicht so viel wert.“
Auch bei Elektrogeräten komme es darauf an. „Einen Röhrenfernseher will niemand mehr haben. Für den Kaffeevollautomat einer bekannten Marke, der früher im Einzelhandel 800 Euro gekostet hat, gibt’s immerhin 150 Euro. Wer große Summen erwartet, den müssen wir leider oft bremsen.“
Er hat auch Tipps für diejenigen, die bei der Haushaltsauflösung sparen wollen: „Wer Eigenleistung einbringt, kann Kosten senken. Zum Beispiel, indem er schon einmal ein paar Sachen zum Wertstoffhof fährt, wenn er ein Auto hat. Dann passen wir den Preis an.“ Neuwertige Möbel und Geräte könne man auch bei eBay Kleinanzeigen verkaufen oder an die Caritas verschenken.
Auch die DELA unterstützt ihre Kunden mit einem Abschiedsplaner. Hier ist auch der Kostenpunkt Haushaltsauflösung einkalkuliert.
Titelbild: © Cagkan/stock.adobe.com
Schön geschriebener Artikel.