Aufgesattelt: Pendlerstudie spricht für mehr Bewegung auf dem Fahrrad

Fahrrad

In Bussen bleibt die erste Reihe frei, in U-Bahnen wird ebenfalls auf Mindestabstand geachtet und bloß nichts angefasst. Das Auto als Alternative für den Arbeitsweg? Wohl eher nicht. Der Pendlerverkehr staut sich beinahe bis zur heimischen Garage, es findet sich vor dem Büro kaum rechtzeitig ein Parkplatz und zudem schlägt die Feinstaubbelastung aufs Gewissen. Wie gut, dass sich gerade jetzt die Temperaturen bestens eignen, um mit einer Radtour in den Tag beziehungsweise ins Büro zu starten. Eine britische Studie befasste sich parallel mit den gesundheitlichen Auswirkungen und legt Ergebnisse vor.

Mehr Geld fürs Fahrrad

Der Fahrradladen Thurow in Grevesmühlen kann sich in diesem Jahr vor Kunden kaum retten. Ohne Termin können mittlerweile keine Anfragen mehr bedient werden. Vor allem E-Bikes sind gefragter denn je. Verkaufte der Familienbetrieb in den vergangenen Jahren rund 60 Stück pro Saison, so rechnen sie in diesem Jahr mit bis zu 140 verkauften E-Rädern. Inhaberin Christin Thurow begründet gegenüber dem NDR:

„Leute, die sonst eine Rundreise mit dem Schiff machen oder wegfliegen, investieren das viele Geld für eine Reise nun in die Fahrradindustrie.“

Das kleine Unternehmen hat einen solchen Andrang in 26 Jahren nicht erlebt. Durften zunächst coronabedingt keine Reparaturaufträge angenommen werden, machen die Mitarbeiter nun Überstunden um dem Anfragevolumen gerecht zu werden.

Infrastruktur pro Radler

Wie begehrt das Fahrrad derzeit als Fortbewegungsmittel ist, haben auch einige Städte festgestellt und ihre Infrastruktur entsprechend angepasst. Um den Mindestabstand zu gewährleisten, werden Verkehrswege umgedacht. In New York ist das Radfahren nun sogar zum Gemeinschaftsgefühl geworden. Wie die Berliner Zeitung berichtet, verlagerten Aktivisten der Black-Lives-Matter-Bewegung ihren Protest auf das Rad und fuhren so als „Kavallerie“ durch die Straßen der Metropole. Auch Berlin selbst, Budapest und Mexico City erhielten neue Fahrradwege. In München reagierte die Stadt Ende Mai auf den zusätzlichen Andrang der bayerischen Radler. Innerhalb einer Woche schuf das Verkehrsamt Pop-Up-Bike-Lanes auf fünf Hauptstraßen der Landeshauptstadt. Oberbürgermeister Dieter Reiter hierzu:

„Mit diesen Pop-Up Bike-Lanes reagiert die Stadt auf die veränderten Rahmenbedingungen in der Pandemie-Zeit. Ich freue mich für alle Radlerinnen und Radler, dass die temporären Fahrradwege alle in dieser Woche umgesetzt werden können.“

Studie stimmt zu

Neben der frischen Luft und einer klimafreundlichen Fortbewegung hat das Radfahren derzeit zudem unbestritten den Pluspunkt, der Maskenpflicht und dennoch dem Virus auf dem Weg zur Arbeit zu entgehen. Weitere Vorteile ermittelte nun eine Gesundheitsstudie der Cambridge University und des Imperial College London. Sie werteten Daten von über 300.000 Pendlerinnen und Pendlern in England und Wales zwischen 1991 und 2016 aus. Laut Studienergebnis wiesen Radfahrer im Vergleich zu Autofahrern eine um 20 Prozent geringere Frühsterblichkeitsrate auf. Auch weiter verbreitete Krankheitsbilder seien unter den Radfahrern deutlich seltener aufgetreten. Während das Risiko einer Krebserkrankung gegenüber Autofahrern um 16 Prozent geringer schien, besteht zudem eine um 24 Prozent geringere Wahrscheinlichkeit, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung wie Herzinfarkten oder Schlaganfällen zu sterben. Risiken, die sich Pendler auf dem Fahrrad quasi nebenbei „abtreten“.

Auch auf dem Fahrrad gilt: Safety First

Laut Schätzungen des statistischen Bundesamtes (Destatis) ist die Zahl der Verkehrstoten mit etwa 3.090 Verunglückten auf dem niedrigsten Stand seit 60 Jahren. Während die Zahl der Unfälle mit Personenschaden ebenfalls leicht sank (drei Prozent), nahmen Vorfälle mit ausschließlich Sachschaden gegenüber dem Vorjahr leicht zu. Es bleibt zu hoffe, dass auch trotz erhöhtem Verkehr die Zahlen der Personenschäden weiterhin abnehmen. Auch, dass Autofahrer die Radstreifen respektieren und eine rücksichtsvolle Fahrweise auf den Radwegen herrscht. Zur Sicherheit und Risikominimierung sollten sich besonders Radfahrern längerer Strecken daher idealerweise mit einem Helm ausstatten und jeder Fahrradfahrer seinen Drahtesel auf Straßentauglichkeit prüfen lassen.

Titelbild: © Jacob Lund/stock.adobe.com

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