Mentale Gesundheit: Digitaler Balsam für die Seele

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In den vergangenen Wochen hat sich unser Leben um 180 Grad gedreht. Der Großteil der Europäer befindet sich in häuslicher Quarantäne, um das Coronavirus einzudämmen. Das heißt: Arbeiten von zu Hause aus, Sport vor dem Laptop, Freunde treffen über Videochat. Rausgehen nur, um Einkäufe und wichtige Erledigungen zu machen. Das Kontaktverbot wurde zwar vorerst für die Dauer von zwei Wochen verhängt. Aber solange sich die Ansteckung nicht verlangsamt, ist ein Ende der aktuellen Situation nicht absehbar. Schon allein die Umstände der Isolation können eine Depression auslösen. Doch wie geht es Menschen, die bereits vor der Corona-Krise mit psychischen Erkrankungen leben mussten? Wie Betroffene ihre mentale Gesundheit trotz Corona bewahren und welche digitalen Angebote es gibt, erfahrt Ihr im Beitrag.

Fünf Millionen Deutsche leiden an Depressionen

Studien zufolge leiden in Deutschland im Verlauf eines Jahres zehn Millionen Menschen unter einer Angststörung. Mehr als fünf Millionen Menschen leiden an einer Depression. Weltweit sind es 450 Millionen. Gerade bei Menschen, die bereits psychisch erkrankt sind, kann sich der Zustand während der Corona-Krise verschlechtern. Viele Patienten sind nun isoliert und fühlen sich einsam.

Weniger psychiatrische Anlaufstellen wegen Corona

Außerdem entfallen viele Versorgungsangebote. Denn psychiatrische Kliniken verschieben planbare Behandlungen, um akut Corona-Erkrankte versorgen zu können. Doch wenn Depressive in der Corona-Krise nicht ausreichend betreut werden, kann das massive Folgen haben. Die Stiftung Deutsche Depressionshilfe befürchtet, dass das Leben kosten könnte, in diesem Fall ein Anstieg von Suiziden. Der Vorsitzender Ulrich Hegerl äußerte gegenüber der Rheinischen Post:

„Durch die krankheitsbedingte Interesse- und Antriebslosigkeit fällt es sehr schwer, den Tag zu strukturieren. Mit der möglichen Folge, dass die Betroffenen auch tagsüber grübelnd im Bett liegen.“

Positive soziale Kontakte: Mentale Gesundheit trotz Corona

„Für Menschen mit psychischen Erkrankungen sind positive soziale Aktivitäten besonders wichtig, um die Stimmung zu stabilisieren und Motivation aufzubauen“, weiß Bernhard Backens. Er ist leitender Psychotherapeut bei Minddoc. Das E-Health-Unternehmen bietet Online-Therapien für Menschen mit Depressionen, Essstörungen und Burnout an. Eine Betroffene, die unter einer bipolaren Störung leidet, empfiehlt im Gespräch mit t3n außerdem die App Tide: „Die entspannenden Sounds und die geleiteten Atemübungen haben mir auch vor der Krise geholfen und ich wende sie immer gerne an, wenn alles über mir zusammenbricht.“

Strategien für einen gesunden Geist in Quarantäne

Der Vorsitzende der Stiftung Deutsche Depressionshilfe Ulrich Hegerl rät Betroffenen, in häuslicher Quarantäne aktiv zu bleiben und einen Tagesrhythmus einzuhalten. Dazu zählen regelmäßige Aktivitäten wie Workout zu Hause, aber auch die Disziplin, den Schlafrhythmus nicht zu verlängern.

„Um eine negative Auswirkung der Krise auf die psychische Gesundheit zu verhindern, ist jetzt ganz wichtig, dass der Kontakt zwischen Therapeuten und Klienten nicht abreißt. Hier können Online-Sitzungen wirksam helfen – selbst wenn es zum Shutdown kommt.“ – Daniel Bosch

Der Co-Founder und Geschäftsführer Daniel Bosch von Mentavio bietet auf der Plattform psychologische Beratung an, um den Draht zwischen Therapeuten und Betroffenen aufrecht zu erhalten.

HelloBetter: Mentale Gesundheit trotz Corona

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Der Mental-Health-Pionier HelloBetter hat auf wissenschaftlicher Basis in vielzähligen Studien die Wirksamkeit von Online-Trainings im mentalen Bereich nachgewiesen. Die Plattform bietet extra für die Corona-Krise eine Telefonhotline (Tel.: 0800 000954), öffentliche Video-Sprechstunden mit Psychologinnen und psychisches Online-Training für zu Hause an. In einer von Psychologen moderierten Online-Community sei es leichter, sich auszutauschen und Strategien miteinander zu teilen, so David Daniel Ebert, der Gründer der Plattform. Außerdem schlägt der Professor für Klinische Psychologie an der Freien Universität Amsterdam vor, nicht von „social distancing“, sondern von „physical distancing“ zu sprechen. Denn es sei wichtig in der Corona-Krise „kreativ auf Distanz beisammen“ zu sein. Das bestätigt auch eine Betroffene im Gespräch mit t3n. Erstaunlicherweise gibt der 24-jährigen mit bipolarer Störung das soziale Netzwerk Instagram Hoffnung:

„In der Vergangenheit habe ich die App oft als Last wahrgenommen. In diesen Tagen empfinde ich Instagram jedoch als ein(en) Ort, an dem Zusammenhalt herrscht und Mut ausgesprochen wird.”

Titelbild: © simona / stock.adobe.com

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