Freunde: Auf sie ist immer Verlass. Sie gehen mit dir durch dick und dünn. Zumindest ist das ein altes Sprichwort. Aber stimmt das auch? Zumindest für jede fünfte Freundschaft scheint das nicht zu stimmen, denn 20 Prozent der Freundschaften sind wegen auseinandergehender Meinungen zur Pandemie zerbrochen. Aber was ist der Freundschaftskiller Nummer eins? Wie lange halten Freundschaften im Durchschnitt? Und was macht Freunde aus, die ein Leben lang für einen da sind? Wir berichten zum Thema Freundschaft.
Gemeinsam weniger einsam
Der römische Philosoph und Politiker Marcus Tullius Cicero sagte bereits vor 2000 Jahren: „Ohne Freundschaft ist das Leben nichts.“ Aber stimmt das? In der Tat! Die Annahme, dass Menschen heutzutage aufgrund der guten Vernetzung durch das Internet weniger einsam sind, wäre naheliegend. Allerdings ist die Menschheit dadurch auch weniger denn je auf das Zusammenleben in der Gemeinschaft angewiesen. „Es leben so viele Menschen in Ein-Personen-Haushalten wie nie zuvor“, erklärt Psychiater Meyer-Lindenberg gegenüber dem Wissenschaftsmagazin Quarks. Dass Einsamkeit schlecht für den Menschen ist, haben Psychologen bereits in den 1940er-Jahren herausgefunden, als sie feststellten, dass Babys und Kleinkinder in Waisenhäusern ohne ausreichende soziale Interaktion körperlich oder mental verkümmern. Bei Erwachsenen sieht die Lage nicht deutlich besser aus: Bei chronischer Einsamkeit steigt hier das Risiko für Depressionen und Angsterkrankungen, aber auch Herzinfarkte, Schlaganfälle, Krebs oder Demenz. Zum Glück haben viele Deutsche …
Zahlreiche Freunde.
Eine repräsentative Yougov-Umfrage im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur ergab, dass Bundesbürger im Schnitt 3,7 enge Freunde haben und 11 Personen zu ihrem erweiterten Freundeskreis zählen. Ein Beitrag von Statista zeigt die genaue Aufschlüsselung:
Der gesamte Bekanntenkreis besteht laut Yougov aus etwa 42 Personen. Dort, wo Menschen die meisten Zeit verbringen, entstehen auch am ehesten Freundschaften: Fast die Hälfte der Freund- und Bekanntschaften entstehen auf der Arbeit, 22 Prozent in der Schule oder während der Ausbildung und weitere 21 Prozent durch Hobbys.
Die persönlichen Werte der Bekanntschaften spielen dabei nur eine sehr untergeordnete Rolle. So zeigt die Umfrage, dass das alte Sprichwort „Gleich und Gleich gesellt sich gern“ nicht unbedingt zutrifft: 65 Prozent haben Freunde mit anderen politischen Ansichten, 59 Prozent der Bekannten haben unterschiedliche Einstellungen zu Religion. Weitere 61 Prozent der Befragten haben Freunde mit einem geringeren Bildungsstand und 52 Prozent sind Freunde von Personen mit einer anderen Herkunft. Außerdem ist bei 38 Prozent der Freundespaare die Hautfarbe unterschiedlich.
Durch dick und dünn
Doch wenn gleiche Werte und Überzeugungen kein notwendiger Faktor für eine anhaltende Freundschaft sind, was dann? Das SINUS-Institut stellte hierzu über 2.000 Menschen im Alter von 18 bis 69 Jahren die Frage: „Was ist in einer Freundschaft besonders wichtig?“ Mit 70 bis 71 Prozentpunkten erreichen Offenheit, Ehrlichkeit und gegenseitige Fürsorge die Spitzenplätze in der Umfrage. Am anderen Ende des Spektrums stehen regelmäßiger Kontakt, gemeinsame Werte und Überzeugungen sowie viel gemeinsam erlebt zu haben mit jeweils etwa 41 bis 44 Prozent.
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