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ew Work. Alles steht auf dem Prüfstand
Die zunehmende Vernetzung der Welt schenkt uns eine nie dagewesene Freiheit und Mobilität. Hybrides Arbeiten, hierarchielose Organisationen, die Auflösung der klassischen Bürostruktur, Shared-Desk-Konzepte, eine 4-Tage-Woche zu gleichem Gehalt. Was gestern unmöglich schien, wird heute heiß diskutiert. Auch in der nächsten D-Lounge. New Work – schöne neue Arbeitswelt von morgen?
7xnachgefragt bei Stefanie Weidner
Stefanies Selbständigkeit begann mit Anfang 20. Damals arbeitete sie für große Konzerne wie Deutsche Telekom und Deutsche Post im Bereich Corporate Innovation und Service Design. Mit Mitte 20 gründete sie ihr erstes Unternehmen. Da sie sich schon immer für die Themen New Work, Innovationsentwicklung und das Vernetzen von Menschen begeisterte, eröffnete sie auf über 3.500 qm den Solution Space am Kölner Dom. Nach über 10 Jahren in der Coworking und Startup Szene, wechselte sie zu GründerFinanz, Deutschlands führendem Makler für Startups und Gründer und ist dort für die Themen Digitalisierung, Corporate Innovation sowie die strategische Weiterentwicklung zuständig.
New Finance: GründerFinanz betreut als Maklerbetrieb Startups und Gründer. Macht ihr die Erfahrung, dass Millenials und GenZ komplett andere Vorstellungen von Work und Life haben?
Stefanie Weidner: Ja. Reisen und ortsunabhängiges Arbeiten ist für diese Generationen normal. Sie sind selbstbestimmter, wollen unterschiedliche Eindrücke und Erfahrungen sammeln. Das bringt mit sich, dass das Gefühl der Betriebszugehörigkeit keinen so großen Stellenwert mehr hat und der Arbeitgeber scheint schneller austauschbar zu sein. Einen großen Teil unserer Kunden aus diesen Generationen haben wir noch nie gesehen. Trotzdem: Auch mit Online-Kontakt haben wir eine sehr große Vertrauens- und persönliche Beziehungsbasis. Das ist normaler und natürlicher geworden. Und für uns auch ein großer Vorteil.
New Finance: Du bist bei GründerFinanz für die Unternehmensentwicklung verantwortlich. Wie stellt ihr euch dem Thema New Work, um im Recruiting konkurrenzfähig zu bleiben?
Stefanie Weidner: Den Begriff „New Work“ platzieren wir im Recruiting gar nicht. Warum? Er wird einfach zu unterschiedlich verstanden. Aktuell teilweise sogar komplett auf Homeoffice und ortsunabhängiges Arbeiten reduziert. New Work wird auch immer mehr als alleinige Aufgabe der Arbeitgeber interpretiert. Beides finde ich schade. Denn New Work hat vor allem auch ganz viel mit Dir und Deiner Unabhängigkeit zu tun. Du musst herausfinden, was Du wirklich für Dich und Dein (Arbeits-)leben willst. Erst dann kannst Du erfolgreich einen Arbeitgeber finden, der Deinen Wünschen entspricht.
New Finance: Wie beurteilst Du die New-Work-Euphorie, die wirklich alles auf den Prüfstand stellt? Starre Arbeitsmodelle, Arbeitsorte, Arbeitsmoral. Überfällig oder Übertrieben?
Stefanie Weidner: Von einem großen Teil der aktuellen New Work-Diskussion bin ich kein Fan. Wie bereits erwähnt: New Work wird für mich viel zu sehr auf einzelne Themen wie z.B. ortsunabhängiges Arbeiten reduziert. Oder auf die Ansicht, dass für die Erfüllung die Unternehmen bzw. Arbeitgeber in der Pflicht sind. Generell begrüße ich es aber sehr, dass der Status quo durch New Work extrem gechallenged wird. Denn es muss sich was ändern.
New Finance: Muss man nicht, um als Arbeitgeber attraktiv zu bleiben, den New Work-Forderungen nachkommen?
Stefanie Weidner: Im Recruiting ist es unser größtes Anliegen, herauszufinden, wer der/die Kandidat:in ist, was er/sie möchte und braucht. Gleichzeitig wollen wir deutlich machen, wer wir sind, wie wir arbeiten, was wir brauchen und wo unsere Reise hingehen soll. Ich liebe New Work. Aber an erster Stelle sind wir Menschen, die mit Menschen arbeiten. Wir gehen einen Teil unseres Weges gemeinsam. Deshalb ist es für uns wichtig, uns kennenzulernen. So wie wir sind. Es entspricht uns nicht, irgendeinen Trend umzusetzen, um konkurrenzfähig zu sein und die Einbindung von New Work bleibt deshalb zweitrangig. Das ist zwar nicht fancy, aber sehr erhlich.
New Finance: Wie glaubst Du, wird die Arbeitswelt in der Versicherungsbranche in 10 Jahren aussehen?
Stefanie Weidner: Auf der einen Seite sind für Digitalisierungsprojekte bei Versicherern 25 Jahre bis zur Fertigstellung einkalkuliert. Auf der anderen Seite ist in den letzten drei Jahren so extrem viel passiert. Deshalb glaube ich, dass es zu einer Spaltung kommen wird. Es wird Unternehmen geben, die sich extrem schnell weiterentwickeln und ihre Struktur, Kultur und die Art, wie sie arbeiten, verändern werden. Und es wird Unternehmen geben, die auch in Zukunft in der Vergangenheit leben werden. Diese Unternehmen werden um ihre Existenz kämpfen müssen.
New Finance: Dein Bedürfnis nach Unabhängigkeit und Selbstbestimmung bedeutet Dir viel. Wie lässt sich das mit Deiner Arbeit vereinbaren? Wie sieht Dein persönliches New Work aus?
Stefanie Weidner: Mein persönliches New Work beginnt bei mir selbst! Für mich bedeutet New Work, das zu machen, was ich wirklich will und was mich glücklich macht. Ohne die eigenen Wünsche zu kennen, wird es schwer, zu wissen, nach was Du suchen musst. Erst dann kann ich den Menschen, mit denen ich arbeite, kommunizieren, welche Rahmenbedingungen ich dafür benötige. Es ist wie bei allen zwischenmenschlichen Beziehungen: Mach Dir klar, was du willst, sei Du selbst und authentisch. Wenn Du versuchst, jemand zu sein, der du nicht bist, wirst Du langfristig nicht glücklich. Mein Bedürfnis nach Unabhängigkeit und Selbstbestimmung lässt sich sehr gut mit meiner Arbeit vereinbaren. Bei der GründerFinanz habe ich sehr viele Freiheiten, sodass ich in meinem eigenen Rhythmus arbeiten kann. Ich kann arbeiten, wann ich möchte, wo ich möchte und an den Themen, die mir wichtig sind.
New Finance: Worauf freust Du Dich bei der D-Lounge in Düsseldorf ganz besonders? Mit welchen Erwartungen reist Du an?
Stefanie Weidner: Ich freue mich ganz besonders darauf, alle Teilnehmer persönlich kennenzulernen und auf den Austausch zu dem wirklich spannenden Thema New Work.
Danke für’s Gespräch!
D-Lounge NEW WORK – Revolution am Arbeitsmarkt? Wie sieht unsere Arbeitswelt in 10 Jahren aus?
→ Das Thema der D-Lounge von DELA und die Bayerische
→ 07. Dezember 2022. 18:00 Uhr. Live aus der DELA-Zentrale in Düsseldorf
Unsere Gäste:
Miriam Höller, Speakerin, Model, Unternehmerin und Ex-Stuntfrau, hat in vielen Ländern gelebt und gearbeitet und sagt: Ohne Risiken einzugehen, gibt es keine Veränderung, Edwin Brouwers, Betriebswirtschaftler, Wirtschaftsprüfer und seit 2021 Direktor bei DELA, spricht mit uns über die Chancen und Grenzen von New Work, Alexander Müller-Benz, ist Leiter Personal, Nachhaltigkeit und interner Service bei der Bayerischen. Der studierte Theologe glaubt, dass die Transformationshürde von klassischen Strukturen hin zu agilem New Work für den Mittelstand leichter zu nehmen ist als für große Konzerne, Stefanie Weidner, zuständig für Unternehmensentwicklung und Corporate Innovation beim Kölner Maklerbetrieb GründerFinanz, Franziska Zepf, Geschäftsführerin von PremiusMakler und www.die-gründerinnen.de und weit gereiste Social Media Expertin, erzählt von ihrem eigenen aussergewöhnlichen Work and Travel-Lifestyle, Patrick Hamacher, Geschäftsführer von ‚Was-ist-Versicherung.de‘ und ‚Hamacher Versicherungsmakler‘ gibt uns interessante Einblicke in die spezielle Existenz- und Ausgabenabsicherung von Digitalen Nomaden, Florian Dismann, Geschäftsführer von Finanzmakler Bodensee Konzept GmbH und Buchautor, hat mit Experten aus Employer Branding, Leadership und Unternehmenskultur Strategien entwickelt, wie Unternehmen dem Fachkräftemangel aus eigener Kraft entgegentreten.
Unsere Moderatoren:
Dr. Rainer Demski (NewFinance) und Walter Capellmann (DELA) freuen sich auf spannende Gäste.
Das ist die D-LoungeViermal im Jahr. Vier Städte. Vier Themen. Über 30 Speaker. Wie immer im Fokus: Aktuelle Themen, die die Branche beschäftigen. Das Besondere an unserem beliebten Feierabend-Talk. Vermittler können vor Ort oder virtuell an der D-Lounge teilhaben. Jeweils 20 Plätze sind verfügbar. Online natürlich unbegrenzt. Am 07. Dezember heißt es Willkommen zur Lounge „New Work“ im DELA-Hauptquartier Düsseldorf.
Hier kostenfrei zur D-Lounge anmelden:
Titelbild: © Stefanie Weidner