Ein Abenteuer namens Leben: Reisen mit Kleinkind als Single-Mom

Reisen mit Kleinkind, eine Mama im Interview
Reisen mit Kleinkind

Reisen ist etwas Wundervolles. Darauf können sich vermutlich die meisten Leute einigen. Reisen mit Kleinkind hingegen? Ist für viele eine Herausforderung. Reisen mit Kleinkind als alleinerziehender Elternteil? Uff. Oder? Dass das durchaus möglich und dabei überaus bereichernd ist, weiß Nathalie. Denn gemeinsam mit ihrem vierjährigen Sohn Marvel hat sie bereits 17 Länder bereist. Und diese Reisen ausführlich in ihrem Instagram Account „Mom and a half Man“ dokumentiert. Bei uns spricht sie im Interview über die Besonderheiten des Reisens mit Kleinkind, prägende Erlebnisse und ihre Vorkehrungen für Schicksalsschläge.

Redaktion: Nathalie, gemeinsam mit deinem kleinen Sohn Marvel bereist Du so oft es geht die Welt. Ich könnte mir vorstellen, dass sich davor viele Eltern, gerade Alleinerziehende, scheuen. Warum machst Du es trotzdem?

Nathalie: Ich habe mir zum Ziel gesetzt, dass ich mein Leben auch mit Kind weiterlebe und weiterhin die Welt erkunde. Das hat sicherlich auch damit zu tun, dass ich relativ jung Mutter geworden bin. Natürlich geht das nicht genau so, wie es davor war. Aber meine Träume kann ich auch mit Kind verwirklichen. Das erfordert manchmal Kreativität und Kompromissbereitschaft, aber das ist für mich kein Problem.

Das Coole ist ja, dass ich durch den Kleinen nicht Freiheit verloren habe, sondern etwas ganz Neues dazugewonnen habe. Er macht mich auf Dinge aufmerksam, die mir so nicht auffallen würden und öffnet mir Türen, die mir sonst verschlossen geblieben wären. Gleichzeitig möchte ich anderen Menschen zeigen, dass man unabhängig vom sozialen Status, Partner, Einkommen und so weiter seine Träume verwirklichen kann. In Deutschland braucht man ja immer jemanden, der zeigt, dass etwas funktionieren kann. Und in diesem Fall trete ich den Beweis gerne an.

 

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Redaktion: Was sind denn die Besonderheiten am Reisen mit Kleinkind?

Nathalie: Ich glaube es ist wichtig, dass man nicht Urlaub und Reisen verwechselt. Bevor ich Mama geworden bin, wollte ich gerne entspannen, wenn ich unterwegs war – auch mit Rucksack. Am Pool chillen, ein gutes Buch lesen. Beim Reisen mit Kleinkind ist das nicht möglich. Ich habe da einen absoluten Wirbelwind, der es mir kaum erlaubt, mal fünf Minuten irgendwo zu sitzen. Insofern muss ich seine Energie auffangen und mitgehen. Ich kann nicht mehr irgendwo am Pool chillen. In einem Hotel wohnen möchte ich gar nicht. Ich will ja sehen, wie es vor Ort wirklich ist. Ich möchte bei Einheimischen wohnen, essen, was sie essen. Einfach leben, wie sie leben. Ich lebe mein Leben an einem anderen Ort und kümmere mich dort um mein Kind. Das ist für mich im Kern der Unterschied zu Urlaub machen.

Redaktion: Hattest Du nie Sorge, dass etwas passiert oder es zu anstrengend für Euch wird?

Nathalie: Also ich habe mal gehört, dass jeder das Kind bekommt, das zu einem passt. Und in unserem Fall scheint das auch zu stimmen. Zum Glück hatten wir damit bisher gar keine Probleme. Wenn er mal platt und müde ist, schläft er eben dort, wo wir gerade sind. Für ihn ist dort zuhause, wo ich bin. Und ansonsten muss ich eher aufpassen, dass ich mit ihm mithalten kann.

Redaktion: Kannst Du bei Marvel einen Einfluss des vielen Reisens beobachten?

Nathalie: Absolut. Der ist so cool und offen, geht einfach in einen Raum und sagt „Hi, my name is Marvel“ und stellt sich allen vor. Vor allem hat er ein offenes Herz. Dem ist ganz egal, ob da jetzt eine Longneck Frau (Anm. d. Red.: Angehörige des Padaung-Stammes in Südostasien) vorbeikommt oder zwei Männer Händchen halten. Solange die Menschen ein gutes Herz haben.

„Niemand lässt eine Mama mit Kind auf der Straße stehen. Egal wo auf der Welt. Die Erfahrung habe ich jetzt schon so oft gemacht.“

Redaktion: Welche Sicherheitsvorkehrungen triffst Du, bevor Ihr zu einer Reise aufbrecht?

Nathalie: Ich glaube ich hab’s mittlerweile perfektioniert, nachdem auch immer wieder Dinge schiefgegangen sind. Ich habe ein Safety-Pack mit einem Notfall-Antibiotikum und Medikamenten für typische Krankheiten, die am Reiseziel vorkommen. Das kläre ich im Vorfeld immer mit dem Tropeninstitut ab. Natürlich erweitern wir auch immer unseren Impfschutz entsprechend. Außerdem weiß ich immer, wo der nächste Arzt oder das nächste Krankenhaus sind. Alle Notfallnummern liegen bei mir immer auf Kurzwahl.

 

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Beim Auswärtigen Amt hinterlege ich unsere Daten. Die wichtigsten Unterlagen habe ich laminiert dabei und in einer Cloud gespeichert. So können meine Notfallkontakte auf diese zugreifen. Ebenso auf das E-Mail-Postfach, in dem Buchungsunterlagen eingehen. Und ganz wichtig: Ich habe immer ein Dokument dabei, das auch auf Englisch mein alleiniges Sorgerecht für Marvel bestätigt.

„Einmal standen wir auf Kuba und die Fieberzäpfchen waren geschmolzen. Der Kleine hatte aber über 40 Grad Fieber und nirgendwo war Paracetamol oder Ibuprofen zu bekommen. Schließlich ist Kuba ja kommunistisch. Seitdem haben wir Fiebersaft dabei.“

Redaktion: Jetzt eine sehr persönliche Frage: Hast Du für den Fall, dass Dir mal etwas passiert, ob auf Reisen oder nicht, alles geregelt? Sprich auch Patientenverfügung, die Finanzierung einer Beerdigung und so weiter?

Nathalie: Ich hatte Anfang des Jahres einen ziemlich schweren Unfall und lag mit mehreren Brüchen im Krankenhaus. Der Kleine war in der Kita. Da sein Vater keine Rolle in unserem Leben spielt und meine Eltern relativ weit weg leben, ist es für mich super wichtig zu wissen, dass mein Kind auch ohne mich in guten Händen ist. Ich war damals zunächst ohnmächtig. Und wäre ich nicht wieder zu mir gekommen, um wichtige Dokumente zu unterschreiben, hätte mein Vater mit dem Kleinen nicht fliegen dürfen oder ihn aus der Kita abholen können. Schließlich lagen keine Vollmachten oder Ähnliches vor. Das hat mir auf hartem Wege gezeigt, dass der Kleine relativ alleine da steht und das es auch große Probleme für meine nahen Angehörigen gibt, sollte mir etwas zustoßen. Das habe ich zum Anlass genommen, meine Angelegenheiten zu regeln. Auch um meinen Angehörigen diese Verantwortung nicht zuzumuten.

Redaktion: Hast Du dich schon davor damit beschäftigt?

Nathalie: Keiner geht aus dem Haus und denkt sich „heute sterbe ich“ – das ist ja genau der Punkt. Und in dem Moment war es schon schlimm, sich das alles vorzustellen. Also wenn man detailliert aufschreibt, wie beispielsweise die eigene Beerdigung aussehen soll oder ob man lebenserhaltende Maßnahmen möchte. Es tut ja auch weh, mit der eigenen Sterblichkeit so konfrontiert zu werden. Aber danach hat es sich sehr gut angefühlt. Da wusste ich: Jetzt habe ich alles so geregelt, wie ich es möchte. Und auch im Sinne des Kleinen.

Man schiebt das Thema natürlich von sich weg. Ich finde aber es ist meine Verantwortung als Mama, nicht nur dafür Sorge zu tragen, wie es meinem Kind geht, wenn ich da bin. Sondern mir auch dessen bewusst zu sein, dass es passieren kann, dass ich mal nicht mehr da bin. Das Krasse ist übrigens, dass mir alle schlimmen Sachen immer in der Heimat passiert sind. Und nicht etwa im Ausland. Vielleicht ist das auch ein Zeichen, dass ich mehr reisen sollte!

Redaktion: Liebe Nathalie, vielen Dank für diese persönlichen Einblicke! Und Euch weiterhin alles Gute auf Euren Reisen.

Nathalie: Super gerne und vielen Dank!

Übrigens: Wer mehr über die Abenteuer von Nathalie und Marvel erfahren möchte, der sollte unbedingt auf dem Instagram-Account „Mom and a half Man“ vorbeischauen. Es lohnt sich!

Titelbild und Beitragsbilder: ©Mom and a half Man

3 Kommentare

  1. Ich hab selbst mal vor Jahren eine Kuba Reise gemacht und musste dort auch feststellen, dass man nicht wie bei uns oder vielen anderen Orten einfach in die Apotheke gehen kann. Hat sich dann aber doch alles leicht bewältigen lassen, da es auch wieder nicht so schwierig ist, dort medizinisch versorgt zu werden.

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