Der Wald ruft: Ein Blick auf die Baumbestattung

Der Wald ruft: Ein Blick auf die Baumbestattung
Young woman hiking and going camping in nature. Person with backpack walking in the forest

Der internationale Tag des Waldes steht bevor. Bereits in den 1970er Jahren ins Leben gerufen, soll der 21. März auf die Bedeutung einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung aufmerksam machen. Zu diesem besonderen Anlass werfen wir einen Blick auf die Baumbestattung. Das Thema Nachhaltigkeit ist Verbrauchern immer wichtiger – doch hat es auch das Bestattungswesen erreicht?

Das Erdbestattungs-Edikt

Gehen wir einen Schritt zurück. Das Begräbnis im Wald gehört bereits seit Jahrtausenden zur Menschheit. Die alten Japaner zum Beispiel begruben bedeutende Persönlichkeiten in sogenannten „Kofun“, riesigen bewaldeten Grabhügeln mit Wassergräben drum herum, die aus der Luft an Schlüssellöcher erinnern. Im europäischen Raum dagegen setzten sich bereits früh die Feuer- und die Erdbestattung als dominanteste Formen durch. Nachdem aber Karl der Große im Edikt von Paderborn die Feuerbestattung unter Todesstrafe stellte, galt die Erdbestattung lange Zeit die einzig wahre Lösung. Einäscherung und Verbrennung blieb Verbrechern vorbehalten. Der gute Christ sollte – ganz nach Vorbild des Jesus-Grabs – seine letzte Ruhe in der Erde finden.

Das ist insofern wichtig, weil in der heutigen Zeit eine Einäscherung sogenannten „alternativen“ Begräbnisformen oftmals vorangeht. Ein Begräbnis im Vulkan, im Weltall, im Gletscher oder in Form eines Diamanten ist ohne den Besuch im Krematorium nicht möglich.

Dass die Einäscherung heutzutage wieder erlaubt ist, haben wir unter anderem dem massiven Bevölkerungswachstum ab Mitte des 19. Jahrhunderts zu verdanken. Platzmangel in Städten und auf Friedhöfen war eine der vielen Folgen. Hinzu kamen Seuchen. Mediziner wie Rudolf Virchow, Vater der modernen Pathologie, rieten aus Hygienegründen zur Einäscherung. Erst im Jahr 1963 erklärte die katholische Kirche die Feuerbestattung wieder als gleichwertig zur Erdbestattung.

Feuerbestattung im Trend

Mittlerweile ist die Feuerbestattung in Deutschland, zumindest den Zahlen nach, wesentlich beliebter. Wie die Süddeutsche berichtet, ist der Anteil der klassischen Erdbestattung bereits seit Jahren rückläufig. Schon 2003 habe es mehr Urnen- als Sargbestattungen gegeben. Dem Bundesverband Deutscher Bestatter e.V. (BDB) zufolge beträgt das Verhältnis Feuerbestattung zu Erdbestattung aktuell 69 Prozent zu 31 Prozent.

Doch was hat es nun mit der Baumbestattung auf sich? Verlässliche Daten auf die Gesamtanzahl der durchgeführten Baumbestattungen in Deutschland gibt es nicht. Dafür aber gibt es Mittel und Wege, um zumindest Hinweise auf die Nachfrage zu erhalten. Zum Beispiel die Suchmaschine Google. Anhand der Suchanfragen mit den Begriffen „Baumbestattung“, „Friedwald“, „Ruheforst“ und „Baumfrieden” kann man feststellen, dass das Interesse an Baumbestattungen sehr stark zugenommen hat.

  • November 2017: 14.700
  • November 2018: 17.900 (+22 Prozent)
  • November 2019: 18.600 (+4 Prozent)
  • November 2020: 24.740 (+33 Prozent) (zu 2016: +68 Prozent)

Auch Google Trends zeigt ein wachsendes Interesse an der Baumbestattung. Seit 2004 ist vor allem das Suchwort “„Friedwald” immer beliebter geworden und hat im Juni 2019 das Allzeithoch von 2004 übertroffen. „Ruheforst“ und „Baumbestattung” bleiben dahinter zurück, folgen dem Trend jedoch auch. Ein ähnliches Muster ist bei der Suche nach „FriedWald GmbH“ zu erkennen. Hier haben die Suchanfragen zwischen 2016 und 2019 um 27 Prozent zugenommen. Wichtig: Daraus ist nicht zwangsläufig eine Steigerung in der Nachfrage abzuieiten.

Gründe für eine Baumbestattung

Kunden wählen die Baumbestattung aus verschiedensten Gründen. Ein Bestatter, der hier ungenannt bleiben will, nennt fünf Hauptmotive:

  • Verbundenheit zur Natur
  • Preis – Eine einfache Grabstelle in einem Bestattungswald kostet zwischen 800 und 900 Euro. Im Vergleich zu einer pflegefreien Urnengrabstelle auf einem Friedhof ist es sehr günstig.
  • Wegfall der Grabpflege
  • Alternative zum Friedhof

Außerdem finden viele Kunden den Friedhofszwang mittlerweile veraltet. Eine EMNID-Meinungsumfrage aus dem Jahr 2013, die von Aeternitas e.V., der Verbraucherinitiative Bestattungskultur, in Auftrag gegeben wurde, ging hier von 65 Prozent der Kunden aus.

Das Problem mit der Nachhaltigkeit

Das Thema Nachhaltigkeit spielt dagegen bei denen, die gerade nach einer Bestattungsform suchen, weniger eine Rolle. Für viele Kunden ist es nicht leicht, abzuschätzen wie nachhaltig die verschiedenen Bestattungsformen tatsächlich sind. Bei der Einäscherung beispielsweise werden gefilterte Schadstoffe aus dem menschlichen Körper gesondert entsorgt. Bei einer Sargbestattung gelangen sie dagegen in die Umwelt. Gleichzeitig ist der Energieverbrauch eines Krematoriums hoch, viele Betreiber können wegen der hohen Kosten noch nicht auf Ökostrom zurückgreifen.

Bei der Wahl von Urnen oder Särgen achten die Kunden dann schon auf den nachhaltigen Aspekt. Die Zahl der Anbieter, die zum Beispiel Urnen aus ausschließlich naturbelassenen Materialien herstellen, wächst – und diese wählen Kunden generell häufiger.

Vorteile einer Baumbestattung

Gegenüber der Erdbestattung ist die Baumbestattung vor allem in Sachen Pflege im Vorteil. Die Grabpflege entfällt sowohl für Kunden als auch für Betreiber. Dementsprechend ist auch die Beisetzung kostengünstiger. Traditionelle Friedhöfe haben dagegen einen erheblichen Mehraufwand. Dazu kommt ihr öffentlicher Auftrag. Sie sind ein sozialer Treffpunkt für Hinterbliebene, bieten ein vielfältigeres Angebot an Grabstellen, müssen barrierefreie Zugänge gewährleisten und mehr.

Die Zukunft der Baumbestattung

Setzt sich der Trend fort, so wird die Baumbestattung in den kommenden Jahren eine wachsende Nachfrage erfahren. Die Vorteile von pflegefreien Grabstellen an einem Baum liegen für viele Kunden auf der Hand. Außerdem verstärken Friedhöfe diese Entwicklung, indem sie zunehmend die Baumbestattung anbieten.

Titelbild: © candy1812/ stock.adobe.com