Gefahren im Gebirge: Vom Wandern bis Freeride-Ski

Gefahren im Gebirge: Giganten aus Schnee und Stein
Tre Cime Di Lavaredo peaks in incredible orange sunset light. View from the cave in mountain against Three peaks of Lavaredo, Dolomite Alps, Italy, Europe. Landscape photography

Für die einen ist der Berg ein Ort, um Hobbys auszuüben, andere verbringen hier ihren Arbeitsalltag. Und wieder andere sehen vorrangig das Risiko, das ein Berg mit sich bringt. Wir haben einen Blick auf ganz unterschiedliche Aspekte der Bergwelt geworfen.

Der Berg in Zahlen

Vielen Deutschen liegt der Berg im Blut. Sei es Bergwandern, Downhill-Mountainbiking oder Skifahren, unabhängig von der Jahreszeit finden wir einen Grund, um in die Berge zu fahren. Besonders beliebt ist dabei das Bergwandern. Dem Statistik-Portal zufolge sind fast zwei Millionen Bundesbürger im Jahr 2022 „häufig“ oder „ab und zu“ zum Wandern in die Bergwelt gezogen.

Die Gelegenheit ist da: Fast jedes Bundesland verfügt über mindestens einen Berg, der zum Wandern einlädt. Gründe haben die Deutschen genug, sei es der Stressabbau, das Naturerlebnis oder die sportliche Ertüchtigung.

Gefahren im Gebirge

Bergwandern und Bergsteigen gehören zu den beliebtesten Hobbys innerhalb der Bundesrepublik. Neun Millionen Deutsche steigen mindestens „ab und zu“ in ihrer Freizeit auf den Berg, ein Teil von diesen sogar „häufig“. Der Zulauf beim Deutschen Alpenverein zeigt ein wachsendes Interesse der Deutschen am Bergwandern. Für eine überwältigende Mehrheit der Mitglieder ist das Bergwandern das beliebteste Hobby.

Bergwandern spricht alle Generationen gleichermaßen an, nicht bloß – wie es etwa beim Bouldern oder Buildering der Fall ist – die jüngeren. Der Grund dafür scheint klar: Weil man für die Ausübung dieses Hobbys lediglich ein paar Wanderschuhe anziehen und den richtigen Pfad finden muss, gibt es keine allzu „hohen” Grenzen. Leider führt dieses Sentiment gleichzeitig zu den meisten Unglücken am Berg. Wanderer überschätzen ihre Ausdauer und ihre Orientierungsfähigkeiten, wissen nicht genau darüber Bescheid, welches Equipment sie mitnehmen sollten.

Zu den möglichen Folgen gehören Stolpern, Umknicken und Stürze. Wer Kinder mit auf den Berg nimmt, muss zusätzlich Acht geben. Wer das nicht tut, könnte das erleben, was im Herbst 2021 den Eltern der achtjährigen Julia passierte. Eine unachtsame Sekunde reichte aus, dass Julia in den Bergen an der bayerisch-tschechischen Grenze verschwand. Erst nach zwei Tagen fand ein Förster das noch lebende Kind. Für Bergretter sind es häufig nicht die spektakulären Sportarten wie Gleitschirmfliegen oder Klettern, die einen Einsatz auslösen, sondern die unscheinbaren – etwa Radeln und Wandern.

Ein paar Tipps dazu: Vor einer Bergwanderung sollten sich Interessierte genau über die Route und die Witterungsverhältnisse am Berg informieren. Die vollständige Ausrüstung besteht aus Regen-, Kälte- und Sonnenschutz, einem Erste-Hilfe-Paket, dem Handy oder Satellitentelefon sowie einer Karte zur Orientierung. Trittfestes Schuhwerk und angemessene Kleidung sind Grundvoraussetzung. Weitere Informationen dazu gibt es in den Beiträgen „Sicherheit auf dem Berg“ und „Wenn der Berg ruft“.

Bergsteigen

Wer eine größere Herausforderung am Berg sucht, für den eignet sich das Bergsteigen. Hierbei gelten ähnliche Regeln wie beim Bergwandern: Ausrüstung und Vorbereitung sind alles, nur gilt das hier noch einmal in einem höheren Maße. „Die Zeit des Stürmers und Drängens ist die gefährlichste eines jeden Kletterers“, weiß Alexander Huber, Kletter-Experte von den Huberbuam. „Am Ende ist das allerdings auch die Zeit, in der man die Erfahrung erst gewinnt.“ Seiner Einschätzung nach gilt es hier verstärkt auf die eigene Angst zu achten, denn diese sorge für eine höhere Konzentration und dafür, dass man bestimmte Risiken erkennt und umgeht. Im zweiteiligen Interview gibt er tiefe Einblicke in die Bergwelt und worauf es zu achten gilt.

Downhill-MTB

Für Downhill-Mountainbike-Fans geht es generell abwärts: Und zwar so schnell wie möglich. Die Biker leben für den Adrenalinrausch, suchen auf engen Pisten mit möglichst vielen Hindernissen und engen Kurven den Kick. Zur Schutzkleidung gehören unter anderem ein Helm, Knie- und Ellbogenprotektoren sowie lange Klamotten. Bevor es auf die gefährlicheren Pisten geht, üben die Biker auf Übungsstrecken. Das soll das Verletzungsrisiko minimieren.

Berge im Eis

Und auch im Winter, wenn auf den Bergen Schnee und Eis herrschen, zieht es die Deutschen in die Bergwelt. Allerdings nicht auf Wanderschuhen, sondern auf Skibrettern und dem Snowboard. Dabei erfreuen sich besonders die verschiedenen Varianten des Skisports wachsender Beliebtheit.

Skisport

Die klassische Abfahrt ist wohl das, was sich die Meisten unter Skisport vorstellen. Über 40 Kilometer die Stunde, steile Abfahrten, dazu andere Skifahrer, die den eigenen Weg kreuzen: Das Verletzungsrisiko im Skisport ist hoch. Jede Saison bringt tausende Verletzungen unter den deutschen Skifahrern mit. 17 Prozent aller Unfälle geschehen durch Kollisionen mit anderen Wintersportlern. Die häufigsten Verletzungen beim Skifahren sind Blessuren am Knie, an der Schulter und am Kreuzband.

„Grundsätzlich sind Verletzungen des Kniegelenkes am häufigsten, bei Frauen zwischen 40 und 50 Prozent, bei Männern bei circa 30 Prozent. Dafür haben die Männer im Vergleich zu Frauen häufiger Schulterverletzungen aufgrund eines rasanteren Fahrstils mit stärkerer Kurvenlage und dadurch bedingt häufigeren Stürzen“, erklärt Dr. Peter Brucker, Leitender DSV-Mannschaftsarzt der Deutschen Ski-Nationalmannschaft alpin sowie Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie in München.

Skitourengehen

Ein Hobby, das derzeit im Kommen ist, ist das Skitourengehen. Thomas Bucher, Pressesprecher des Deutschen Alpenvereins (DAV), sagt dazu: „Skitourengehen ist ein Erlebnis, dass wir sonst in der Welt im Tal so nicht kennen. Im Flachland gibt es Zäune, Parkplätze, Schilder und Co. Beim Skitourengehen bin ich in einer anderen Welt, in einer Art Wildnis, und dort bin ich für mich selbst verantwortlich.“ Wer eine Skitour unternimmt, so warnt der Experte, muss seine Umgebung mit wachen Sinnen wahrnehmen. Einfach die Skischuhe anzuziehen und sich auf den Weg zu machen, reicht dabei nicht aus. Tourenski, Tourenbindung, Tourenskischuhe und die Skifelle – wer auf Tour geht, braucht die passende Ausrüstung.

Dazu gehört auch Notfall-Equipment wie etwa ein Lawinenverschüttetensuchgerät, die Lawinensonde und eine Lawinenschaufel. „Dazu kommen alles, was für den Aufenthalt im eisigen Bergwinter nötig ist an Kleidung, Rucksack, Biwaksack und so weiter. Aber Vorsicht: Die Ausrüstung alleine reicht bei Weitem nicht. Denn wer damit nicht umgehen kann, hat auch nichts davon.“ Weitere Details finden Interessierte im Beitrag „Als Skitourengeher über alle Berge“.

Freeride Ski

Außerdem verspüren immer mehr Menschen derzeit den Drang, mit den Skiern ins Gelände zu fahren. Die immer bessere Skiausrüstung erlaubt es auch Freizeitskifahrern, extremere Ausflüge in wildes Gelände zu unternehmen. Vor ein paar Jahren noch war das ein exklusives Terrain für Vollprofis. Um den Gefahren des Freeride Skis Herr zu werden, ist viel Übung und – auch hier – eine intensive Vorbereitung notwendig. Im Beitrag „Adrenalin im Tiefschnee“ haben wir einen genaueren Blick auf den Trendsport geworfen.

Titelbild: © Ivan Kmit / stock.adobe.com