Alles rund um die Seebestattung: Der Ruf des Meeres

Alles rund um die Seebestattung: Der Ruf des Meeres
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Schon vor hunderten von Jahren verknüpfte die Menschheit das Meer mit dem Tod. Die alten Wikinger beispielsweise nahmen an, sie müssten nach dem Tod Seite an Seite mit den Göttern kämpfen, und ließen sich mitunter auf Schiffen bestatten. Mitsamt ihrer Waffen und sogar geopferten Dienern. Die Seebestattung existiert noch heute – hat allerdings gewisse Auflagen. Und ist deutlich weniger archaisch.

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Seebestattung in Zahlen

Laut dem Bundesverband Deutscher Bestatter e.V. (bdb) sind etwa 54,4 Prozent aller Bestattungen Feuerbestattungen. Seebestattungen machen hiervon wiederum 2,5 Prozent aus. Allein an Nord- und Ostsee gibt es jährlich grob 20.000 Beisetzungen. Wie n-tv berichtet, erfreut sich die Seebestattung tendenziell einer steigenden Beliebtheit. Einer Umfrage von Statista zufolge wünschten sich im Jahr 2017 etwa 12 Prozent aller Deutschen eine Seebestattung, sofern sie dabei gesetzliche Vorschriften ignorieren dürften. Wenig überraschend: In den nördlichen Bundesländern ist die Seebestattung am weitesten verbreitet.

Der tote Mann und das Meer

Dabei gibt es mehrere Arten der Seebestattung. Früher galt sie eher als eine Notlösung, falls ein Crewmitglied auf offener See verstarb. Dementsprechend war sie jahrhundertelang Seeleuten vorbehalten. Aus hygienischen Gründen übergab die Crew ihre Verstorbenen der See. Meistens in Segeltuch eingenäht, immerhin hatte nicht jedes Schiff einen passenden Sarg dabei. Der Zeitschrift für Trauerkultur zufolge hielt sich diese Praxis bis weit ins 19. Jahrhundert hinein. Erst im 20. Jahrhundert traten diverse Gesetze zur Seebestattung in Kraft. Zum Beispiel die Marinedienst-Vorschrift von 1925, die die Seebestattung innerhalb der deutschen Kriegsmarine regulierte. Oder das Seemannsgesetz von 1957. Außerhalb solcher Gesetze ist es in Deutschland nicht mehr gestattet, Verstorbene einfach so im Meer zu versenken. In den Siebzigern traten erstmalig reguläre Seebestattungen für breitere Bevölkerungskreise auf.

„Ist ein Besatzungsmitglied an Bord oder außerhalb des Geltungsbereichs des Grundgesetzes verstorben, so hat der Kapitän für die Bestattung zu sorgen. Ist eine Bestattung auf See erforderlich, so ist sie in einer würdigen Form vorzunehmen.“ – Aus dem Seemannsgesetz von 1957, § 75, von Buzer

Friedhofspflicht oder Ozean-Affinität?

Worauf müssen Angehörige heutzutage achten, wenn sie eine Seebestattung wünschen? Zunächst einmal wäre da die Friedhofspflicht. In Bayern beispielweise müssen Angehörige einen Antrag auf Entbindung derselben stellen. Allerdings unterscheidet sich die Lage hier von Bundesland zu Bundesland. In Schleswig-Holstein ist die Seebestattung etwa mit anderen Bestattungsformen gleichgestellt. Wichtig ist jedoch, dass der Angehörige sich die Seebestattung gewünscht hat. Alternativ können Angehörige diesen Wunsch erklären, müssen jedoch in einigen Bundesländern die Verbundenheit zum Meer nachweisen.

Wasser zu Wasser

AETAS zufolge sieht die begleitende Seebestattung zunächst eine Einäscherung des Verstorbenen vor. Anschließend fahren die Angehörigen mit einem Schiff zum Beisetzungsort, wo der Kapitän die Ansprache hält und die Urne dem Wasser übergibt. Diese Urnen bestehen für gewöhnlich aus wasserlöslichem Material. Weiterhin ist es vorgesehen, dass Angehörige eine Seekarte mit der Beisetzungsposition sowie einen Auszug aus dem Schiffstagebuch erhalten. Ganz ähnlich funktioniert die Flussbestattung, bei der die Übergabe der Asche ans Wasser jedoch nicht zwingend dem Kapitän unterliegt.

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Vor- und Nachteile

Wie bei jeder anderen Bestattungsart auch, müssen Angehörige abwägen, ob die Seebestattung für den Verblichenen die richtige Entscheidung ist. Vorteile sind beispielsweise die entfallenden Gebühren für Grabpflege und -unterhalt. Auch ist der emotionale Faktor wichtig: Hat sich der Verstorbene dem Meer verbunden gefühlt, erweisen die Angehörigen ihm so die letzte Ehre. Auf der anderen Seite fehlt ein fester Gedenkplatz oder er ist nur über Wasser zu erreichen. Und zuletzt können gesetzliche Hürden die Bestattung erschweren.

Wollt Ihr mehr über andere, vielleicht auch ausgefallenere Bestattungsarten erfahren? Hier auf dem Blog haben wir alle Informationen zur Robo-Bestattung zusammengetragen. Auch findet Ihr hier Wissenswertes zur Bestattung im Weltall.

Titelbild: © Jacob Lund / Fotolia.com

5 Kommentare

  1. […] Seebestattungen meistens im Meer oder in einem Fluss statt. In diesen sind weder Fischerei noch Wassersport erlaubt. Die Bestattung erfolgt per Urne, die aus einem sich schnell auflösenden Material besteht. Hierbei kommt es allerdings erstens auf das Bundesland an, ob diese Bestattungsart erlaubt ist. Zudem muss eine Verbundenheit des Verstorbenen zum Meer ersichtlich sein um eine solche Bestattung durchzuführen. Mehr dazu erfahren Sie in unserem Beitrag „Alles rund um die Seebestattung: Der Ruf des Meeres“. […]

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